Kolumne Männer: A Beautiful Mind

Männern ist ihr Beruf angeblich weniger wichtig als Frauen. Das ist Natürlich Unsinn.

Alle Männer sind Genies. Für mich persönlich stellte ich diese Vermutung schon länger auf, schließlich kann ich auf Wunsch ganze Episoden der "Simpsons" und des Zweiten Weltkriegs nacherzählen. Ich verrate aber nicht, wies ausgeht. Die Einsicht über die Geniemänner verdanke ich jedoch einer Krankenkasse, Meinungsforschern und einer Wirtschaftswoche-Redakteurin.

Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse vom Jahresbeginn kommt zu dem Schluss: Der Beruf ist für Frauen wichtiger als für Männer. "Ich arbeite, um zu leben - und nicht umgekehrt." Dieser Aussage stimmten 80 Prozent der Männer zu, aber nur 2 von 3 Frauen. Mehr als drei Viertel der befragten Frauen gaben an, dass ihnen ohne die Bestätigung und Zufriedenheit aus ihrer Erwerbstätigkeit etwas fehlen würde. Aber knapp 40 Prozent der Männer erklärten, sie könnten auch ohne Beruf ein erfülltes Leben führen.

Da haben Männer mal wieder alles richtig gemacht, dachte ich. Sie haben verstanden, was ihnen Momo mit den "grauen Männern" sagen wollte und der Zweite Weltkrieg mit seinem pervertierten Verständnis von Mannesmut (ich könnte Ihnen da Geschichten erzählen …).

Nämlich: Ein Selbstwertgefühl, das sich allein aus äußerer Bestätigung speist, ist zerbrechlich. Ist die Aufgabe weg, ist auch der Stolz futsch. Im Extremfall ist es egal, ob die Arbeit Gutes oder Schlechtes bewirkt. Hauptsache, die Aufgabe wird erfüllt. Aufs Selbstwertgefühl vieler Männer, dachte ich, passt Gerhard Schröders Antwort auf die Frage nach der wirtschaftlichen und strategischen Entwicklung Niedersachsens in der globalisierten Welt in seiner Zeit als Ministerpräsident: "Besser geworn."

Schröder und ich lagen falsch. Eine Redakteurin der Wirtschaftswoche bloggte dazu: "80 Prozent der Männer können auch gut ohne Arbeit auskommen. Das sagen sie jedenfalls, ob mans ihnen glaubt, ist eine ganz andere Frage. Würden sonst so auffallend viele Männer kurz nach ihrer Pensionierung versterben?

Jedenfalls ist das ein deutlicher Hinweis, dass Frauen womöglich auch verantwortungsvoller sind im Job. Das wiederum wäre für Unternehmen eine echte Bereicherung. Ganz abgesehen davon, dass es netter ist, motivierte und sogar automotivierte Mitarbeiter zu haben als solche, die sagen: Ach eigentlich will ich hier gar nicht sein und das tun, was ich tun muss. […] Bleibt die Frage, warum sie sich dann so vehement gegen die Frauenquote auflehnen. Wenns ihnen nicht mal Spaß macht."

Daraus lassen sich mehrere Lehren ziehen. 1. Männer lügen bei Umfragen. 2. Frauen nicht. 3. Dass Männer im Schnitt früher sterben als Frauen, belegt, wie viel Freude ihnen ihr Job bereitete. 4. Männern bereiten ihre Jobs keine Freude. 5. Weil Männern ihre Arbeit Freude macht, verhindern "sie" die Frauenquote. 6. Obwohl Männern ihre Arbeit keine Freude macht, verhindern "sie" die Frauenquote. 7. Diese Doppelstrategie ist genial. 8. "Sie" ist die Gesamtheit der Männer. 9. Alle Männer sind genial.

Diese Einsicht freut mich sehr. Ich bin dermaßen zufrieden, ich sterbe bestimmt relativ jung.

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Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wird von der Kritik gefeiert.

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