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Kolumne MännerEasy Rider

Matthias Lohre
Kolumne
von Matthias Lohre

Warum zeigt niemand Verständnis für den Mann mit der Dauererektion? Mein Lösungsvorschlag lautet: mehr Nachsicht mit den Macken der anderen.

A ls ich die Ankündigung für „Hart aber fair“ sah, wusste ich: Jetzt wird es erst schlechter, bevor es besser wird. „Ein Land im Dübel-Fieber“, hieß es da. „Was ist toll an einem Ort, wo Männer sich überschätzen und Beratung Glückssache ist? Wir vergleichen Preise, testen Blumenerde und Holz und erforschen, warum auch immer mehr Frauen sagen: Selbst ist der Mann.“ Wenn Frauen das Gleiche tun wie Männer, in diesem Fall handwerken, ist es also nicht dasselbe. Kerle überschätzen sich, Frauen ermächtigen sich.

Die Moderatorin Sonya Kraus („talk talk talk“) schwärmte vom Gefühl, die eigene Körperkraft durch technische Geräte zu vervielfachen. Täte dies ein Mann, gälte er als Trottel. Tut dies aber Sonya Kraus („Deutschlands lustigste Homevideos“) – nun ja, als Sonya Kraus (Sonya Kraus) abgestempelt zu werden, ist bestimmt auch nicht schön.

Apropos Sexappeal technischer Geräte. Fast zwei Jahre hatte der Kalifornier Henry Wolf nach eigener Aussage eine schmerzhafte Dauererektion. Schuld daran sei der Sitz auf seinem BMW-Motorrad gewesen, der sei falsch entworfen oder angebracht. Nun verklagt Wolf den amerikanischen Ableger des Konzerns. Nach einer vierstündigen Fahrt, behauptet er, habe er einen sogenannten Priapismus entwickelt. Wolfs Anwalt erklärt, sein Mandant habe seine Kleidung umschneidern müssen und emotional stark gelitten. Heute bekomme er gar keine Erektion mehr. Das berichtet die Nachrichtenagentur Courthouse News Service.

Bild: privat
Matthias Lohre

ist Parlamentsredakteur der taz.

Ich lasse mir nur ungern eine Chance entgehen, billige Häme über Menschen zu gießen, die ein Martyrium durchlitten haben. Aber hier geht es nicht um Zuschauer von „Hart aber fair“-Sendungen. Witze über den Motorradständer zu machen, überlasse ich anderen. Süddeutsche.de titelte „Zu viel Freude am Fahren“. „Viagra oder Cialis sind gar nichts dagegen“, urteilte der Berliner Kurier. Und Autoblog.de empfahl BMW, sich in allen Punkten für schuldig zu erklären – zu Werbezwecken. Das Biker-Beispiel zeigt, woran es hapert im öffentlichen Umgang mit Männern: an Mitgefühl. Sie haben richtig gelesen.

Die Dauererektion hat, dem Kläger zufolge, zu seelischem Leid und Impotenz geführt. Dennoch zeigt keiner der Schreiber Verständnis. Stattdessen wärmen sie Klischees auf – wie Frank Plasberg. Die Stereotype lauten ungefähr so: „Männer empfinden Zuneigung für tote Dinge.“ „Männer denken immer an Sex.“ Und: „Männer jammern über Schmerzen.“ Zugleich finden es sehr viele Frauen unattraktiv, wenn ein Mann kein technisches Wissen besitzt, null Interesse an Sex hat oder ihnen wegen verschleppter Erkrankungen wegstirbt.

Das ist das Paradox: Männer sollen sich ändern, dürfen sich aber nicht infrage stellen. Sie sollen „neue Männer“ sein, aber die Attribute der „alten“ behalten. Männer sollen keine Probleme haben, sondern Lösungen. Mein Lösungsvorschlag lautet: mehr Nachsicht mit den Macken der anderen. Verstehen Sie mich recht: Damit meine ich nicht das Erdulden von Gockelgetue. Erwarten Sie bitte trotzdem keine Abschlusspointe über Frank Plasberg.

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Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wurde von der Kritik gefeiert. Anfang 2025 veröffentlichte er seinen zweiten Roman "Teufels Bruder" über Heinrich und Thomas Mann in Italien.

7 Kommentare

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  • P
    petronius

    halo gerhard

     

    ich wollte es dich nur kurz wissen lassen

     

    nichts zu danken, gern geschehen

  • G
    Gerhard

    Ich verstehe den Sinn des Artikels nicht. Er hat weder ein interessantes Thema, noch ist er lustig, noch regt er in irgendeiner Form zum Denken an. Falls irgendjemand kapiert hat was der Autor damit sagen will (ausser dass er zu viel Trash Tv schaut) möge er es mich bitte wissen lassen.

  • Q
    qed

    Ist ja nett, das Bemühen von Lohre im Haifischbecken der feministischen Diskurshoheit bei der taz.

    Zwar löblich, aber diesmal scheitert er an der Realität, die unseren Biker als Betrüger entlarvt: die 'Induratio plastica penis' wird eben nicht durch sowas Banales wie einen unpassenden Sitz verursacht, sondern von der Summe einer ganzen Reihe schwerwiegender innerer Erkrankungen.

    Es ist kein mechanisches Problem, sondern das der hormonell beeinflußten Signalbotenstoffe, die den 'Blutabflußhahn' im Penis steuern und wenn der lendenschwache Diabetiker oder Hardcoreraucher ein kleines blaues Helferlein einwirft, kommt es nicht selten zum pösen Priapismus, der recht zügig innert einem Tag zum zunächst schmerzhaften, danach rasch hölzernen Schrumpelstent führt, der ziemlich abgestorben ist- 'hol's Stöckchen' erhält dann eine ganz neue, ungeahnte Bedeutung.

     

    Wenn der vergreiste Möchtegern- Hell's Angel auf der Opa- BMW (richtige Kerle fahren Harley) wolkig von monatelanger Qual daherschwadroniert, sucht er nur einen Aufhänger, den schicksalshaft geschrumpelten, nunmehr holzig atrophierten Hänger im Schacht in Bargeld umzumünzen auf anderer Leute Kosten, schließlich lernt man vom Schmarotzer- Feminismus und der Freibiermentalität analphabetischer, links-piratischer, jungberliner Psychotiker, wie ein empörender Tort halluziniert werden kann.

  • TL
    Thomas Lentze

    Es ist zu wünschen, daß derartige Artikel öfter erscheinen.

     

    Das Problem des Mannes, um den es hier ging, ist ja ziemlich selten, insofern "abseitig".

     

    Aber man denke an die unzähligen Männer, die auf bloße Anschuldigung - oder, schlimmer noch, weil sie selbst die Polizei gerufen haben - wegen unbewiesener Gewalttätigkeit ihrer Wohnung verwiesen werden und unter Brücken schlafen müssen, und die aus Scham nicht darüber reden.

     

    Oder man denke an die noch viel häufigeren Fälle der erzwungenen Vater-Kind-Trennung. Inzwischen gibt es auch immer mehr Frauen, welche das ebenfalls für ungerecht halten, doch gebessert hat sich nichts.

     

    Wegen Frau Timoschenko, die als politische Gefangene - vermutlich - gefoltert wurde, regen sich ganze Regierungen auf. Wäre das auch der Fall, wenn es sich um einen Mann, und dazu um einen nicht so betont sexy wirkenden Mann handelte?

     

    Es kann nicht unbegrenzt gutgehen, wenn denjenigen, auf deren Schultern die Hauptverantwortung ruht, sowenig Empathie erwiesen wird.

  • IG
    ich glaub es nicht

    "Das ist das Paradox: Männer sollen sich ändern, dürfen sich aber nicht infrage stellen."

     

    "Männer sollen sich ändern" Pruuuust! Lieber TAZ-Redakteuer, das glauben sie immer noch?

     

    Also sie müssen den Forderungskatalog deutscher Frauen je nach Lebensabschnitt unterteilen. In der Studi & Plapperzeit soll "Mann sich ändern". Aber bitte doch nicht danach oder wenn das Kind da ist.

    Dann soll man(n) Kohle ranholen und mit den einst so kritisierten BWLERn zieht frau dann in ne schöne Wohnung -> Prenzlauer Berg und wählt grün und fühlt sich unverspießt.

     

    Theorie und Praxis - in der Theorie sind wahrscheinlich alle Taz-Kolleginnen untereinander supi-kollegial.

     

     

    Lieber Taz-Redakteur, ich weiß, ihr Blatt hat nur das Existenzrecht, weil es Frauenlebenslügen verteidigt. Sowas braucht eine frauenzentrierte Gesellschaft, da können sie doch nicht auf einmal Widersprüche anprangern.

     

    Wo haben sie eigentlich in den letzten 30 Jahren gelebt, da sie sich über Männer wundern, die in ARDZDFTAZWDRSPIEGEL und sonstigen Systemmedien männerverachtend äußern, um zu punkten?

  • N
    Naja

    Hallo Herr Lohre,

     

    schön Sie wieder einmal zu lesen. Sie schaffen es jedes Mal die Sache auf den Punkt zu bringen, vielen Dank dafür.

     

    Apropos "Hart aber Fair", vor einiger Zeit hatte er einen Titel "Werden Männer nie erwachsen?" oder so ähnlich. Damals ging es um Berlusconi. Die komplette Sendung wurden nur dämliche Witzchen über Männer vom Besten gegeben. Auch hier keinerlei Respekt vor allem was männlich ist. In umgekehrter Konstellation wohl kaum möglich.

    Das Schlimme daran ist, finde ich, es sind überwiegen Männer selbst die diese Aussagen tätigen und sich somit selbst der Lächerlichkeit preis geben.

     

    Eine Frau die nur halbwegs einen Nagel in die Wand geklopft bekommt wird sofort als "Pauerfrau" mit "Frauenpower" gefeiert.

    Schlimm, das...

     

    Bitte bleiben Sie weiterhin der Fels in der "männerhassenden" Brandung.

     

    Danke

  • SB
    Siegfried Bosch

    Sehr guter Artikel! Die gezeigten Reaktionen auf Männer liegen daran, dass (insbesondere durch den Feminismus/die Feminismen) Männer überall (z.B. bei häuslicher Gewalt) dämonisiert und als Täter abgestempelt werden, während Frauen automatisch als Opfer angesehen werden. Daher kann es nur Häme, aber kein Mitgefühl für Männer, denen irgendetwas schlimmes passiert ist, geben.