Kolumne Liebeserklärung: Ein ehrlicher Rassist
Jean-Marie Le Pen, Gründer des rechtsextremen Front National, darf nicht entsorgt werden. Er entlarvt den wahren Kern der Partei.
Er ist seiner Tochter unangenehm, weil der den Front National zeigt, wie er ist: Jean-Marie Le Pen Bild: ap
Natürlich wird Le Pen uns fehlen. Solche alten Ekel haben Seltenheitswert. Man kann und muss Jean-Marie Le Pen viel vorwerfen, aber im Unterschied zu seiner Tochter, die ihre wahren Ziele hinter sozialeuphemistischen Floskeln verbirgt, war der Gründer des Front National in gewisser Hinsicht entlarvend ehrlich in seiner rechtsextremen und rassistischen Gesinnung.
Er verkörpert diese nach dem Muff der Geschichte riechende Rechte, die sich nie zierte, sich zu ihrer Herkunft aus faschistischen Bewegungen zu bekennen und Nostalgiker der französischen Kolonialmacht, Gaskammerleugner und erzreaktionäre katholische Integristen in ihren Reihen willkommen zu heißen. Darum soll er jetzt entsorgt werden, bevor er noch mehr Schaden für den FN anrichtet.
Regelmäßig hat der alte Le Pen mit ganz gezielten Provokationen gegen seine Lieblingsfeinde – Juden, Araber, Linke, Homosexuelle – seine Ansprüche auf diese „Appellation d’Origine Contrôlée“ (Herkunftsbezeichnung) angemeldet. Scheinbar vergeblich hat er seiner Tochter einzubläuen versucht, dass der FN wegen seiner Geschichte eben „nicht eine Partei wie andere“ sei. Auch in diesem Urteil wären wir ja mit ihm einig, denn diese von der Familie Le Pen angeführte Bewegung sollte nie als so banal betrachtet werden, dass sie an die Macht kommen kann.
Nützliche Idioten gibt es auch ganz rechts. In Frankreich gilt jedoch ein Politiker erst als „tot“, wenn er begraben ist. Und selbst wenn Marine Le Pen nun mit einem Ausschluss des FN-Parteigründers den politischen Vatermord ins Auge fasst, wehrt sich dieser mit seiner ganzen Wortgewalt gegen den Maulkorb, den ihm die eigene Familie verpassen will. Das Publikum applaudiert zu diesem Drama im Stil einer griechischen Tragödie und verlangt eine Fortsetzung bis zum bitteren Ende.
Kolumne Liebeserklärung: Ein ehrlicher Rassist
Jean-Marie Le Pen, Gründer des rechtsextremen Front National, darf nicht entsorgt werden. Er entlarvt den wahren Kern der Partei.
Er ist seiner Tochter unangenehm, weil der den Front National zeigt, wie er ist: Jean-Marie Le Pen Bild: ap
Natürlich wird Le Pen uns fehlen. Solche alten Ekel haben Seltenheitswert. Man kann und muss Jean-Marie Le Pen viel vorwerfen, aber im Unterschied zu seiner Tochter, die ihre wahren Ziele hinter sozialeuphemistischen Floskeln verbirgt, war der Gründer des Front National in gewisser Hinsicht entlarvend ehrlich in seiner rechtsextremen und rassistischen Gesinnung.
Er verkörpert diese nach dem Muff der Geschichte riechende Rechte, die sich nie zierte, sich zu ihrer Herkunft aus faschistischen Bewegungen zu bekennen und Nostalgiker der französischen Kolonialmacht, Gaskammerleugner und erzreaktionäre katholische Integristen in ihren Reihen willkommen zu heißen. Darum soll er jetzt entsorgt werden, bevor er noch mehr Schaden für den FN anrichtet.
Regelmäßig hat der alte Le Pen mit ganz gezielten Provokationen gegen seine Lieblingsfeinde – Juden, Araber, Linke, Homosexuelle – seine Ansprüche auf diese „Appellation d’Origine Contrôlée“ (Herkunftsbezeichnung) angemeldet. Scheinbar vergeblich hat er seiner Tochter einzubläuen versucht, dass der FN wegen seiner Geschichte eben „nicht eine Partei wie andere“ sei. Auch in diesem Urteil wären wir ja mit ihm einig, denn diese von der Familie Le Pen angeführte Bewegung sollte nie als so banal betrachtet werden, dass sie an die Macht kommen kann.
Nützliche Idioten gibt es auch ganz rechts. In Frankreich gilt jedoch ein Politiker erst als „tot“, wenn er begraben ist. Und selbst wenn Marine Le Pen nun mit einem Ausschluss des FN-Parteigründers den politischen Vatermord ins Auge fasst, wehrt sich dieser mit seiner ganzen Wortgewalt gegen den Maulkorb, den ihm die eigene Familie verpassen will. Das Publikum applaudiert zu diesem Drama im Stil einer griechischen Tragödie und verlangt eine Fortsetzung bis zum bitteren Ende.
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Schwerpunkt Rassismus
Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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