Kolumne Liebeserklärung: Besser als der Rest
Nahezu alle Modemarken drücken sich um die Entschädigung der Opfer des Rana-Plaza-Einsturzes in Bangladesch – Primark aber zahlt.
W enn es gut nicht gibt, muss man sich mit besser als der Rest zufrieden geben. Und wenn die Konkurrenz mies ist, kann „besser als der Rest“ schon mal sehr liebenswürdig erscheinen. So wie bei Primark.
Primark wurde zum Symbol dessen, was alles in der globalen Textilwirtschaft falsch läuft. Unmenschliche Arbeitsbedingungen, unfassbar niedrige Preise. Ausbeutung in Bangladesch, Konsum in Deutschland. Und dazwischen irgendwo riesige Profite.
Als das Rana Plaza vor zwei Jahren einstürzte, 1.138 Menschen erschlug und Hunderte verletzte, war Primark die erste große Marke, die genannt wurde. Zu Recht, denn Primark hatte große Lieferungen aus den Fabriken bestellt. Aber auch andere hatte dort produzieren lassen: Kik etwa, Benetton oder Zara. Insgesamt 31 Modefirmen.
Seitdem hat sich Primark deutlich von der Konkurrenz abgehoben. Dem Entschädigungsfonds für die mehr als 5.000 Opfer und Hinterbliebenen fehlt es an Geld. Von 30 Millionen Dollar sind nur 24 zusammengekommen. Doch an Primark liegt das nicht. Primark hat 7,3 Millionen Dollar eingezahlt – während keine andere Firmen sich die Entschädigung mehr als 1,5 Millionen kosten ließ.
Der Zara-Hersteller zahlte 2014 1,5 Milliarden Euro in Dividenden aus und gab rund eine Million Dollar an den Fonds; Benetton, das im Unglücksjahr 140 Millionen Dollar Gewinn machte, zahlte erst vor wenigen Tagen auf internationalen Druck 1,1 Millionen Dollar ein. Weil es an Geld fehlt, haben die meisten Geschädigten nur 70 Prozent ihres Geldes erhalten.
Primark aber hat allen ArbeiterInnen aus dem Gebäude schon 2014 eine Pauschale von rund 500 Euro ausgezahlt und fast 700 ArbeiterInnen aus der eigenen Zulieferfabrik die gesamte Entschädigungssumme. Es macht das System Primark nicht gut, aber eben doch besser als den Rest.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!