Kolumne Leipziger Vielerlei: Trotz Ente zum Erfolg
Durch die Woche in Leipzig mit Kommissaren in Lebensgefahr, totem Geflügel und einem untoten Stadtviertel.
R eißt die Hände nach oben, eine Ladung Konfetti für alle. Leute: Wir haben jetzt „Tatort“-Fame! Knapp 11,5 Millionen Menschen haben bei der 1.000. Folge am Sonntag zugeschaut, wie ein Taxifahrer/Exsoldat zwei Kommissare in Braunschweig (Buuuh!) als Geiseln nimmt, mit ihnen durch die von Wölfen frequentierten Wälder Sachsen-Anhalts (Buuuh! Buuuuh!) gurkt, um schließlich in Leipzig (Yaaaay!) Stötteritz (… yay?) zu landen.
Für die überregionale Leserschaft: Wenn Leipziger Viertel wie Reudnitz gerne vorgeben, sie seien das neue „neue Kreuzberg“, dann tut Stötteritz am liebsten so, als wäre es noch nicht tot.
Aber vielleicht kommt nun der große Umschwung. Ich kann sie mir schon vorstellen, die 11,5 Millionen medienaffinen Millennials, die jetzt auf den Spuren des Jubiläums-„Tatorts“ in den Südosten der Stadt ziehen. Vergesst dieses Connewitz, gentrifiziert das Völkerschlachtdenkmal! Ein Biosupermarkt würde dem Steinklotz ganz gut tun. Also benehmt euch, putzt die Auffahrt heute lieber zweimal: Die ganze Republik schaut auf uns.
Auch von Entenkadavern sollte man aktuell die Finger lassen. Nicht nur, weil wir wieder einen Ruf zu verlieren haben, sondern auch, weil die Vogelgrippe grassiert – Virustyp H5N8. Finstere Tage für alle Freunde des fröhlichen Tote-Tiere-Befummelns, Präparatoren und Hühnerzüchter. Seit Montag gilt eine sachsenweite Stallpflicht für jegliches Geflügel.
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Die 120. Leipziger Rassegeflügelausstellung Lipsia und die 98. Deutsche Rassegeflügelschau Nationale wurden bereits abgesagt. Und wegen des Hausverbots können Bauer und Gundula Gans ab nächster Woche nicht mal zusammen auf den Weihnachtsmarkt gehen. Da hilft nur die ARD-Mediathek und mit der „Tatort“-Wiederholung noch mal in den Glanzzeiten von vor einer Woche schwelgen: Geflügel unterm Arm, hausgemachter Glühwein in der Hand. Cheers.
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