Kolumne Leipziger Vielerlei: Inspirierender Furor
Durch die Woche mit Bomben, Terror, einer teerähnlichen Flüssigkeit und der wahrhaft königlichen Deutschlandtournee.
P egida-Tour bei den Einheitsfeiern in Dresden, pah! Da packen dann Mama, Papa und ihre drei Ronnys die „Merkel muss weg“-Schilder ein und pilgern aus ihren Dörfern in die Landeshauptstadt. Irgendein Ronny packt auch gleich noch die selbst gebauten Bomben ein. Immer der Gedanke im Kopf: Jetzt zeigen wir es den Muselmännern aber mal ordentlich – Fremdenfeindlichkeit mit Eventcharakter.
In Leipzig weiß man noch, wie klassischer rechter Terror aussehen muss: subtil, elegant, ein bisschen verspielt. Eine eingeschmissene Scheibe sagt mehr als tausend Worte. So geschehen in der Nacht zum Sonntag beim Delitzscher Abgeordnetenbüro der Linken. Und in der Nacht zum Montag beim Connewitzer Büro der Linken.
Und weil dieser Furor scheinbar so inspirierend war, fand die Anschlagserie am Montagabend dann ihr fulminantes Ende: kaputte Scheiben, verwüstete Räume und eine Spritzorgie mit einer teerähnlichen Flüssigkeit. Ziel dieses letzten Angriffs war das CDU-Büro von Umvolkungsbefürchterin Bettina Kudla. Diese gab zuletzt mit rechtgedrehter Pöbelei per Twitter Anlass zur Kritik durch Medien und eigene Parteikollegen. Kurz nach dem Angriff folgte ein Bekennerschreiben von linker Seite.
Aber am Wochenende wird ja alles wieder gut. Dann kommen endlich die schwedischen Royals: König Carl Gustaf und Königin Silvia. Die sind aktuell auf Deutschlandtournee. Hamburg und Berlin haben sie bereits besucht. Am Samstag folgt dann auch Leipzig. Neben dem üblichen Tourismusprogramm Nikolaikirche plus Altes Rathaus steht auch eine Tagung der von Silvia mitgegründeten World Childhood Foundation auf dem Plan.
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Damit wäre auch die Frage geklärt, wer bei all dem Terror denn endlich auch mal an die Kinder denkt.
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