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Kolumne Ich meld michUnnütz formschön

Designer können einem das Leben schwermachen. Besonders beim Duschen im Hotel kommt es zu kleinen Katastrophen.

Hauptsache, es tröpfelt wenigstens Foto: imago/Westend61

N eulich in Tintagel – und davor in Rimini, Bregenz, Hanoi und Flensburg: früher Morgen. Hotelzimmer. Das Leben so weit ein Genuss. Bis zum Gang in die Dusche. Mischbatterie. Chromblitzendes Mysterium. Betroffenheit. Verzweiflung. Mordgelüste.

Also: Ist da ein Hahn, der sich aufdrehen lässt? Immerhin ja – und er liefert sogar kaltes Wasser. Kein zweiter, um an warmes zu kommen? Leider nein. Irgendein Knopf, ein Knüppel, ein Stück Chrom, das man nach links schieben, nach oben falten oder nach hinten klappen könnte? Fehlanzeige. Und wie steht es mit jenem Rad, das doch den Abfluss … aaah, Teufel, ist das heiiißß! Und warum geht jetzt ein Radio an?

Designer sind, neben blasierten Kellnern, verschnarchten Empfangsdamen und Taxifahrern mit Sendungsbewusstsein das Alptraumpersonal jedes Reisenden. Wenn sie auch nur ahnten, für wie viele Quadratmeter verbrühter bzw. schockgefrosteter Haut sie Verantwortung tragen! Wie viele Verwünschungen jeden Morgen in den Hotelzimmern dieser Welt auf sie niederprasseln!

Die Schlimmsten sind die ganz Pfiffigen. Die glauben, das Rad neu erfinden zu müssen und ihre ganze Nicht-Philosophie in die Form technischer Monstrositäten packen. Denn es sind ja nicht die Duscharmaturen allein. Da versehen sie die Etiketten der kleinen Fläschchen zuverlässig mit so winziger Schrift, dass ohne fünf Dioptrien gar nichts geht. Da gibt es Joysticks, die Klimaanlagen steuern (sollen). Flachbildschirme mit Gebrauchsanleitung, neben denen die Bibel zum Heftchen wird. Lichtbatterien. Internetanschlüsse. Elektronische Zimmerschlüssel.

Hoteliers aller Länder, vereinigt euch! Fordert das Einfache: zwei Hähne. Ein blauer, aus dem kaltes, ein roter, aus dem warmes Wasser fließt. Dazwischen ein einfacher Hebel zum Umschalten auf die Dusche.

Sie aber, die selbstverliebten, selbst ernannten Genies der hohlen Ästhetik – sie sollen in der Hölle schmoren. Oder nein: Ein selbst entworfenes Hotelzimmer tut es auch.

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3 Kommentare

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  • "Zwei Hähne. Ein blauer, aus dem kaltes, ein roter, aus dem warmes Wasser fließt."

     

    Warum so primitiv, wenn's auch ein bisschen anspruchsvoller geht; diese elende Spielverderberei allenthalben kann einem wirklich sogar den Spaß am Duschen verleiden!

     

    Ich habe lieber eine möglichst moderne Mischbatterie mit elektronischer Temperaturanzeige, damit ich auch gleich ablesen kann, wie stark ich mich verbrannt habe, dazu einen regenschirmgroßen und fest installierten Duschkopf, um sicherzustellen, dass ich mindestens fünfzehnmal mehr heißes Wasser verbrauche als zu Hause, nicht zu vergessen die praktischen Duschgel-, Shampoo-, Conditioner- und Lotionsspender, in stets wechselnder Reihenfolge und mit möglichst absurden Duftnoten und -kombinationen und wenn möglich in scharfkantigen Containern. Natürlich alles schön dekorativ gestaltet mit vielen Rohren, die gerne auch brühend heiß sein dürfen, mit Hähnen und Hebeln, selbstredend alle blitzend verchromt und sich in der Spiegelwand reflektierend, denn sonst hätte das stinkfaule Personal ja nichts zu tun und würde sich das Trockenwienern, Polieren und Kalkflecken entfernen sparen.

  • Vielleicht sollte die Kritik hinsichtlich Industriedesign (und Smarthotelroom) eher da hin gehen wo es Entsteht, nämlich bei den Firmen, die den Kram herstellen ...

  • Ich kann mich noch gut an die Computerreihe von "Design-Guru" Lutz/Luigi Colani erinnern: Schnörkel, Gedöns und ergonomisch völlig unbrauchbar. Form follows function geht halt verloren wenn man besoffen von der eigenen Kreavität ist.