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Kolumne HabseligkeitenVon Bären und Waffeleisen

Kolumne
von Natalie Tenberg

Wissen Sie genau, was Sie wollen? Wenn nicht, wird es kompliziert. Und am Ende bleibt der Bär auf der Strecke.

E s war Sonntag. Im Ersten lief ein Tatort, in dem es irgendwie um einen Bären, Jäger und Hunde ging, von dem ich aber nichts verstand, weil ständig reingeredet wurde von all diesen Familienmitgliedern, die sich zu Weihnachten versammelt hatten. Meine Schwester saß mit ihrem Laptop vor dem Fernseher und klickte sich durch die Handtaschenabteilung von eBay. Ich vermute, um die lilafarbene Clutch loszuwerden, die unsere Mutter ihr geschenkt hatte. "Schau doch mal bitte nach einem Feuertopf", bat ich sie.

Jetzt nämlich fängt der ganze Silvesterstress an. Die Frage "Wo gehen wir hin?" hat sich mit den Kindern und den Jahren selbst erledigt, wir bleiben zu Hause. Damit wir nicht schon vor zwölf einschlafen, haben wir einen verwegenen Plan entwickelt: Wir laden Freunde ein und geben uns gesellig. Zuerst dachten wir darüber nach, etwas zu spielen.

Scharade, beispielsweise, oder Montagsmaler. "Ich mache alles mit", sagte mein Mann, "außer Trivial Pursuit." Ich aber würde sehr gerne Trivial Pursuit spielen, da dürfe man auf seinem Stuhl sitzen bleiben und müsse nicht besondern kreativ oder lustig sein. Weil wir uns in der Spieleecke nicht einigen konnten, sprachen über das Essen. "Wie wärs mit Raclette?", fragte mein Mann.

Bild: taz

Natalie Tenberg ist taz-Autorin und schreibt regelmäßig für die Kolumne.

In solchen Momenten beneide ich unsere Vorfahren. Nein, nicht unsere Omas und Opas, die ihre Gewohnheiten in der Fresswelle ruinierten, sondern jene, die entdeckt hatten, dass man mit Feuer auch Nahrungsmittel zubereiten kann. Es muss zwar schwierig gewesen sein, an die heranzukommen, dann aber war klar, was zu tun sei. Essen her, Holz anzünden.

Heute zieht man ein solches Verhalten in unseren Breiten ja nur noch in Betracht, wenn man sich besonders rustikal geben will. Stattdessen sind schon die alltäglichen Entscheidung kompliziert und man muss ganz genau wissen, was man will, bevor man sich an den gedeckten Tisch setzt. Sollen wir unsere Kartoffeln kochen oder braten? Im Ofen rösten, in die Mikrowelle stecken oder als Pommes in die Fritteuse werfen?

Wenn Sie sich für das Braten entscheiden, dann haben Sie das Schlimmste längst hinter sich. Nämlich die Überlegung, ob es ein Gas- oder Induktionsherd sein soll, ein einfacher mit Glaskeramikfeld oder vielleicht eines dieser Kombimodelle mit Induktionsflächen und Gaskochfeld.

Dann kommen die Spezialtage mit dem Spezialgerät dazu: Ein Raclette-Gerät steht bei uns nicht im Schrank, ließe sich jedoch anschaffen. "Aber nur damit es schließlich fünf Jahre lang unsere Chamber of Horrors vollklötert?", frage ich und schaue in die Rumpelkammer. "Wir haben doch diesen Sandwich-Maker. Können wir nicht damit etwas machen?" Mein Mann schüttelt den Kopf und fragt: "Fondue?" Mir fällt bei der Gelegenheit ein, dass wir kein Waffeleisen besitzen, keinen Eierkocher und keinen Bunsenbrenner für Crème brulée, somit skandalös schlecht ausgerüstet sind. Einen Feuertopf, so entschieden wir, könne unser Haushalt verkraften.

Gekauft haben wir ihn dann doch im Asia-Supermarkt. Und wo der Bär am Ende geblieben ist, konnte mir leider niemand sagen.

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