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Kolumne HabseligkeitenWas man so bettet, das liegt dann da

Kolumne
von Natalie Tenberg

Hunde machen Lärm, Dreck und Angst. Trotzdem wollen alle Kinder einen haben. Bis sie erwachsen und verknötert sind.

B ei uns im Vorderhaus gibt es ein neues Geschäft. In den gleichen Räumen, wo zuvor ein ständig traurig schauender Kioskbetreiber sein Glück suchte, der stattdessen viele einsame Abende im kargen Neonlicht saß, in denen danach ein polnischer Feinstrumpfladen eröffnete, der an den meisten, darauf folgenden Tagen geschlossen war, hat sich nun ein Traum in Pink eingerichtet. Nein, leider kein Hello-Kitty-Shop, auch keine Bio-Eisdiele wertet meinen tristen Block auf. Die Parade der abstrusen Geschäftsideen, die wir seit Jahren beobachten, wird nun von einem Laden für "exklusive" Hundebetten angeführt.

"So weit", denke ich nun täglich, wenn ich an diesem überraschend gut besuchten Laden vorbeigehe, "ist es nun schon gekommen!" Falls Sie sich fragen, ob ich mich dann schon wie diese verknöterten Menschen fühle, die behaupten, früher sei alles besser gewesen, antworte ich zu meinem Bedauern mit "Ja!", obwohl ich selbstverständlich viel lieber jungdynamisch wie ein FDP-Vorsitzender wäre. Aber zu der Zeit, in der ich meine Eltern jeden Tag in größter Verzweiflung um einen Hund anbettelte, schliefen diese in Körbchen. Inzwischen schlafen Hunde auf gar nicht so kleinen Thronen aus Plüschkissen, von denen ich mich frage, wie die wohl nach drei Tagen riechen mögen.

Auf das Betteln nach einem Hund antworte ich nun streng "Niemals". Bei uns kommt höchstens dieses komische Gesellschaftsspiel "Kackeldackel" ins Haus. Es funktioniert in etwa so: In das Maul eines Plastikköters wird Knete gesteckt und lautstark nach hinten gepumpt. Der Spieler, der mit seinem Schäufelchen die meisten Haufen fängt, gewinnt. Ich würde dann auf die abschreckende Haltung spekulieren.

Bild: privat

NATALIE TENBERG it Redakteurin bei tazzwei.

Bis vor kurzem war ich unentschieden: Zählte ich zu den Hundehassern oder waren sie mir eigentlich ganz lieb? Jeder kennt diesen Hund aus der Kindheit, mit dem man sich so klasse verstand. Ich erwähnte ja schon das nette Tier der Friseurin um die Ecke, der wirklich niemandem etwas tut. Im Großen und Ganzen aber ist die Haltung eines Hundes- als Statussymbol, zum Ausgleich von sozialer Inkompetenz oder aus Gewohnheit - ein riesiges, unterschätztes Problem. Hunde fressen Fleisch, machen Dreck, verbreiten Furcht auf allen Trimm-Dich-Pfaden und werden in den meisten Fällen nicht von Blinden, Drogenfahndern oder Katastrophenhelfern gehalten.

Vor unserer Haustür lässt sich schön beobachten, was passiert, wenn Menschen Hunde mit Dingen verwechseln, die man sich anschafft, weil sie mit einem Heilsversprechen verbunden sind. Gleich neben dem Hundebettenparadies operiert ein Wettbüro. Der szenetypische Kampfhund wird locker ohne Maulkorb vor der Tür angebunden, während Kindersatz-Möpse über Haufen der anderen gehoben werden. Wir leben nicht mehr an einer Ausfallstraße, sondern einem Angstparcours, einem Vermeidungsslalom.

Jeder kann so viel Krempel kaufen, wie er möchte. Ein Hund aber ist kein lebensverbesserndes Ding, kein lustiges App. Wer ein exklusives Hundebett erwerben möchte, möge das tun. Schön wärs, wenn es leer bliebe.

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7 Kommentare

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  • L
    Lis

    Das ist ja mal ein komplett verkehrter Artikel für eine Zeitung die sich mit dem Abdruck einer Hundepfote schmückt!

    Schon klar: Wer einen Hund hat, muss verantwortungsvoll mit ihm umgehen. Aber wie kindisch, hier mit Kampfhunden, sozialer Inkompetenz und Kinderersatz-Möpsen aufzutrumpfen, ach je - an einem Angstparcours leben wir, und o Gott, der Hund frisst Fleisch. (Hundefutter besteht fast komplett aus Fleischabfällen, die kein Mensch anrühren würde)

    Wenn man von Hunden nicht belästigt werden will, macht man stillschweigend einen Bogen um sie, das machen Hunde untereinander auch so und das funktioniert auch. (sogar joggender weise) Wer die Hände hochreisst, wild gestikuliert, rumbrüllt und sprunghaft wegrennt, lädt den Hund zum fang-mich-doch-Spiel ein. Das funktioniert aber auch immer.

  • H
    Hund

    "... und werden in den meisten Fällen nicht von Blinden, Drogenfahndern oder Katastrophenhelfern gehalten." Sondern von Blendern, Druffis und wandelnden Katastrophen.

  • T
    tacim3

    der artikel ist absolut richtig! eigentlich ist die situation noch schlimmer. tonnenweise kot, kein ruhiges spaziergang im wald möglich. toleranz ist nur dann wäre möglich, wenn die hundehalter ein minimum davon zeigen würden. ich rege mich nicht mehr auf. nicht mehr.

  • V
    vic

    Bloß keinen Hund anschaffen.

    Die Biester haben einen Fahradfahrer-Jagdinstinkt in den Genen. Ich weiß das aufgrund mehrerer leidvoller Begnegnungen, denen ich nur durch Aktivierung mir bislang unbekannter Leistungsreserven entkommen bin.

  • T
    Tanne

    Der Hund schläft natürlich im Bett!

  • P
    Pitt

    Tja, ich fand den Artikel lustig. Und ich habe keinen Hund. Und ja, viele Menschen schaffen sich Hunde an (oder auch Kinder, wie sie erwöhnt haben), weil "das halt üblich" ist. Und ja, auf Trimmdichpfaden stören die in aller Regel nicht angeleinten Hunde. Sehr sogar. Spätestens, wenn man mal gebissen wurde, hinterhältig in die Wade, einfach so, dann ist man vorsichtig. Hundebesitzer finden es vielleicht lustig, wenn ihr Tier andere Menschen anfällt (Zitat in meinem Fall: "Das versteh ich gar nicht, er ist doch sonst so ein ganz ein Braver". Soll überigens auch in allen Fälle geäußert worden sein, wenn der "liebe" Hund der Enkelin das Gesicht herausgefressen hat). Ich finde es nicht lustig. Tatsächlich ist es sogar ein Straftat seitens des Halters, wenn der Hund mich beisst. Die Anzeige und Verhandlung brachte immerhin 500 Euro Schmerzensgeld + 500 Euro Geldstrafe für den Halter. Und es gibt noch höhere Strafen. Sollte sich also jeder überlegen, ob er seinen Hund absichtlich oder unabsichtlich (auch durch eine mangelnde Erziehung) auf andere hetzt.

  • K
    Katrin

    Mensch, das hört sich aber alles arg verbittert an - wären Ihre Eltern in Ihrer Kindheit dem Wunsch nach einem Hund nach gegangen, dann wären Sie jetzt vielleicht lockerer - denn anders, als sie es beschreiben sind Hunde ganz wunderbare Freunde und bereichern den Tag Ihres und der Menschen in seiner Umgebung ungemein. Und - oh mein Gott - Sie müssen auf Ihrem Trimm Dich Pfad einmal einem Hund ausweichen! Das ist ja wirklich furchtbar! Und dann noch diese ganzen kleinen Kinder, die dort anfangen Fahrrad fahren zu üben, die anderen Menschen, die einem in den Weg laufen, die Vögel, die so laut von Ihren Bäumen pfeifen... Sie sollten sich vielleicht einmal in Toleranz gegenüber anderen Lebewesen üben, bevor Sie so einen undurchdachten Beitrag in die Welt setzen.