piwik no script img

Kolumne Generation CamperUnd dann noch das Nirwana

Zum Schutz der Nacht: Im Biosphärenreservat an der Rhön gibt es einen Sternenpark der International Dark Sky Association.

Nicht überall kann man so schön Sterne gucken. Foto: imago/Westend61

K eine Furcht vor Finsternis. Wenn der Amerikaner Paul Bogard über die Nacht schreibt, dann nicht über Düsternis, Tod und Teufel, sondern über das Samtige richtiger Dunkelheit oder über den Glückstaumel im Perseidenschauer eines funkelnden Sternenhimmels. Also über Erlebnisse, die unsereins kaum noch machen kann.

Vor allem Städter nicht, wenn sie, wie ich, mittendrin sitzen in einer dieser „grellweißen Pusteln“, die auf der Bortle-Skala (Maßeinheit zur Messung der Lichtverschmutzung) in die übelste Klasse, Klasse 9, fällt. Ein „rotgelb-glühender Ausschlag“ kontaminiere, so Bogard, inzwischen selbst menschenleere Landschaften und lösche den Sternenhimmel aus.

Ein Ausschlag, der an seinen Rändern nur langsam verblasst und nicht mehr viele Orte der Superklasse 1 übrig gelassen hat. Orte mit „exzellent dunklem Himmel“. Oder, wie Bogard schwärmt: dem „Nirwana eines jeden Himmelsbeobachters“.

Umso schöner, dass es nicht weit ist von Frankfurt City zum neuesten Sternenpark der International Dark Sky Association im Biosphärenreservat der Rhön. Richtig duster soll es dort sein. Ein Projekt zum Schutz der Nacht, eins von aktuell drei deutschen Schutzgebieten. Aber Überraschung: Auf der 950 Meter hohen Wasserkuppe startet das allabendliche Himmelsspektakel mit vielen Menschen.

Mit Picknickkörben und auf Decken, den Blick gen Himmel, mit ihren häufig aufblitzenden Smartphones und den Sternenapps möchten sie in dieser milden, mondlosen Nacht echte Sterne sehen. Die kahle Wasserkuppe ist das Eldorado der Segel- und Gleitschirmflieger. Und jetzt auch der Sterngucker. Hier gibt es die „offenen Fernen“, deren sich die Rhön rühmt.

Wie bestellt der Abendhimmel, der sich gen Westen hin in Rottönen färbt. Weit weg der Lärmsmog. Stille. Trotz der Menschen. Nein, den tollen Sternenhimmel würden wir in dieser Nacht nicht zu sehen bekommen. Es war viel zu wolkig. Trotzdem: ein schöner, ein entspannter Ausflug in die Rhön. Nirwana liegt natürlich anderswo.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!