Kolumne Geht’s noch: „Rape insurance“ in Texas

Der US-Bundesstaat Texas versucht, den Zugang zu Abtreibungen einzuschränken. Das kostet Frauen das Leben.

Wahlkampf in Texas heißt meist: Wer ist am konservativsten? Foto: Tom

Im US-Bundesstaat Texas werden Abtreibungen nicht mehr von den Krankenversicherungen übernommen. Eine sogenannte rape insurance kann ab sofort als Zusatzleistung gebucht werden. Der republikanische Gouverneur Greg Abbott sagt, dadurch seien die Abtreibungsgegner davor geschützt, für eine Leistung bezahlen zu müssen, die sie selbst nie in Anspruch nehmen würden.

Bisher mussten die Kosten der Abtreibung im Falle von Vergewaltigungen, Inzest oder Lebensgefahr für die Mutter von der Krankenkasse übernommen werden.

Texas, wo es bei Wahlkämpfen ins­besondere darum geht, welche*r Kan­di­da­t*in am konservativsten ist, hat den Krieg gegen das Recht auf Abtreibung schon 2013 gestartet. Mit einer Reihe von Regulierungen wurden für die medizinischen Einrichtungen, die ausschließlich Abtreibungen durchführen, die Standards so stark erhöht, dass die Zahl solcher Kliniken von 2013 bis 2016 von 41 auf 19 sank.

Foto des Fötus

Laut der National Abortion Federation müssen viele Frauen, die keine Abtreibungsklinik mehr in ihrer Nähe finden, persönliche Gegenstände verkaufen oder etwa ihre Eheringe verpfänden, um die Fahrt bezahlen zu können. Da es auch eine Wartezeit von bis zu 72 Stunden gibt, müssen Frauen teilweise dreimal hin- und herfahren und sich entsprechend von der Arbeit freinehmen.

Vor dem Eingriff werden Frauen in Einzelgesprächen gefragt, ob sie den Herzschlag hören oder das Foto des Fötus mitnehmen möchten. Danach werden sie nach Hause geschickt, möglicherweise in der Erwartung, dass sie es sich noch anders überlegen.

Müttersterblichkeit steigt

Insgesamt 100.000 Frauen in Texas sollen laut einer Studie des Texas Policy Evaluation Project mindestens einmal versucht haben, die Schwangerschaft eigenhändig abzubrechen. Gängige Methoden sind überhöhter Konsum von Alkohol und Drogen oder sich einen Tritt in den Bauch verpassen lassen.

Die World Health Organization gab bekannt, die USA seien das einzige Industrieland, in dem die Müttersterblichkeit von 1993 bis 2013 stieg. Die Zahl der Toten infolge von Komplikationen bei der Schwangerschaft hat sich laut einer Studie der University of Maryland in den Jahren von 2010 bis 2014 verdoppelt.

Mit anderen Worten: Die Einschränkung des Zugangs zur Abtreibung kostet Frauen das Leben.

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