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Kolumne Flimmern und RauschenEine der großen Antipoden

Beim „Spiegel“ in Hamburg ist immer was los. Während die neue Chefredaktion ihren Start vorbereitet, schaut ein Ehemaliger freimütig zurück.

Beim „Spiegel“ ist ja oft das was drinnen passiert, interessanter, als das was drinnen steht Foto: Christian Charisius/Reuters

D er Spiegel ist ja ein Magazin, bei dem die Geschichten, wie’s drinnen im Haus zugeht, oft spannender sind als die Geschichten, die im Heft stehen. Womit wir bei Armin Mahler wären. Mahler war Leiter des Wirtschaftsressorts, Sprecher der Mitarbeiter-KG und damit einer der großen Antipoden der jüngeren Chefredakteursgenerationen.

Für die einen ist Mahler ein Held, weil er die wahren Werte des Spiegels in seiner KG-Zeit als Lordsiegelbewahrer verteidigt hat. Also die klare Dominanz des gedruckten Spiegels und seiner MitarbeiterInnen, die bis neulich als Einzige das Recht hatten, in diese Mitarbeiter-KG aufgenommen zu werden und sich an den immer noch üppigen Apanagen des Verlags zu laben. In den guten Zeiten waren das fünfstellige Summen im Jahr. Wer bloß in Online machte, guckte in die Röhre. (Ab 2019 dürfen sie nach und nach mit in die KG – wenn ein „Gedruckter“ seinen Platz frei macht.)

Andere sind von Mahler nicht so überzeugt, weil gerade der Spiegel das Zusammengehen seiner Print- und Online-Redaktionen um Jahre herausgezögert hat. Das soll jetzt die neue Chefredaktion um Steffen Klusmann richten, die 2019 antritt und Klaus Brinkbäumer beerbt.

Brinkbäumer wiederum galt als der Hoffnungsträger und Herold vor allem der Gedruckten Armee Fraktion beim Spiegel, die gegen den großen Terror loszog, den aus ihrer Sicht damals ein gewisser Wolfgang Büchner anrichten wollte. Der hatte als Chefredakteur bei der dpa das Unmögliche möglich gemacht und Deutschlands wichtigste, aber behäbige Nachrichtenagentur runderneuert, modernisiert und nebenbei auch noch von Hamburg in die Hauptstadt verlegt. Unter Büchner sollten auch beim Spiegel neue Zeiten anbrechen: Zusammengehen von Print und Online, realistische Bezahlstrategie fürs Netz, Ende der Zweiklassengesellschaft zwischen der KG und dem Rest der Belegschaft.

Doch da war – nicht nur, aber vor allem – Armin Mahler vor. Und der hat jetzt dem Wirtschaftsjournalist freimütig erzählt, wie es damals, 2013/14, beim Spiegel zuging. „Ich wollte nicht, dass er da­mit durchkommt“, sagt Mahler und meint Büchner. Der hatte Mahler recht schnell als Symbolfigur der „Wir haben nichts gegen Veränderungen, aber bitte nicht hier“-Fraktion ausgemacht und ihm wie dem Leiter des Kulturressorts, Lothar Gorris, eine Abfindung angeboten. „Wenn Gorris und ich gegan­gen wären, wäre er vielleicht mit seinen Plänen durchgekommen“, sagt Mahler heute. Damals hatten sie beim Spiegel Unterschriften gegen Büchner gesammelt und den Untergang des heilen Spiegel-Landes beschworen. Nach einem zähen Nervenkrieg musste Büchner Ende 2014 gehen, und der Spiegel dümpelte weiter vor sich hin.

Ein Satz, den Mahler auch noch sagt, fasst das ganze Dilemma aufs Schönste zusammen: „Ich bin ja eigentlich kein Revolu­tionär.“ Um den abzusägen, der der Reformator hätte werden können, hat’s allerdings gereicht.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Nunja - wahrlich für einen - der so ab 14/15 mit



    Die Zeit (J.M.M.) & Der Spiegel* - longselling - sozialisiert ist.



    Nein - diese HH-Querelles - wahrlich nicht der einzige Grund.



    Warum leider weder Donnerstag - Zeit- noch der Montag.



    Scho alllang - Nimmermehr - Spiegel-Tag ist.

    unterm——

    (“Lo!! - gestern - der Aagstein mit seinem Kaddijak!**



    Mit meiner - Zugehfrau!!) - **wo ich einst 1965 schnöde meine Ente parkte;)



    &



    Schön aber auch - zu hören - daß Rudolf Augsteins - später, aber dennoch.



    Unternomme Versuch - seinen & den Kapitaleinfluß zu neutralisieren. Gelle.



    Nicht nur seine voll bekifften Kolumnen zeitigten.



    Sondern neben erbitterten “Nachfahrn“streit! Doch Doch.



    Lesens den Aushilfshausmeister sei blog ;)) - bedankt!



    blogs.taz.de/hausmeisterblog/



    “Rudolf Augstein und sein früherer Mitarbeiter Fritz J. Raddatz diskutieren über Gräber hinweg Substantielles“ & - dazu - Däh! (Jakob A. 1967*;)

    Nö. Sondern dauerhaft - haarige Innerhackkämpfe zeitigt.



    Gut - daß‘se mal drüber gesprochen haben. Gelle.



    Über das Ihnen ja fast wichtigere. …dere - Herr Grimberg. Newahr.



    Normal.

    Schön stattdessen aber - wäre: Ein wieder lesbarer. Liggers.



    kurz - Montag - Spiegel-Tag. Nu. Schön wär’s scho. Gellewelle.



    Dank im Voraus.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Bleibt vielleicht noch:

      "Jeden Dienstag in jedes Haus - das neue Heft der Micky Maus".

      Oder die Jungle World.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Wie wahr - Mehr als zwanzig Jahr -



        So eine Zeitung - Liggers*!* www.taz.de/!5415924/ - & Däh!



        “Donnerstag: Jungle World war und bleibt die Hoffnung einsamer Linker.“



        &



        Däh - Aber die Rettung naht:



        Die Pille gegen die Traurigkeit -



        "Jeden Dienstag in jedes Haus - das neue Heft der Micky Maus" - since 1928



        www.youtube.com/watch?v=nMFkqsBfK8Y

        kurz - Wer wollte widersprechen - wa.

  • Print oder Nicht-Print - das ist beileibe nicht die Frage. Der Spiegel hat schon lange keine Linie mehr, will man ein politisches Magazin sein, oder dockt man für die Auflage auch am Lifestyle-Niveau an? Diese Entwicklung, gekoppelt mit einer unerhörten Geschwätzigkeit - man untersuche mal Artikel auf ihren realen Inhalt - ließ das Magazin schon unter Aust degenerieren. Eine Gefahr, die durch die Digitalisierung allerdings verschärft wird: Orientierung an den Klicks - an der Schnelligkeit - um wahrgenommen zu werden. Da sind Inhalte dann weniger wichtig....

    • @Philippe Ressing:

      Liggers - Lausig.

      unterm—— Däh!



      “seit 2000 Medienredakteur bei der taz



      Mitarbeit bei Fachdiensten (u.a. Medium-Magazin, Funkkorrespondenz)



      Lehrtätigkeit an Hochschulen (Universität Göttingen, Hamburg Media School)



      Ausflüge ins Fachzeitschriftengeschäft (Deutsche Universitäts-Zeitung DUZ, Bonn), in den britischen Journalismus (Glasgow Herald, Edinburgh Evening News) und ins Fernsehgeschäft (CNN Büro Berlin)



      klassisches Regionalzeitungsvolontariat



      Studium der Journalistik und Geschichte in Dortmund und Edinburgh



      geboren 1968* im schönen Ruhrgebiet



      Autor und Ko-Autor diverser Publikationen im Themenfeld Medien, zum Beispiel: "Die Alpha-Journalisten. Deutschlands Medienelite im Porträt" (2007)…“



      www.evangelische-j...t/steffen-grimberg



      *Nu. Aber da - wollemer mal nich zu streng sei. Gelle.



      Da gewöhnt er dem NachNachwuchs bstimmt - öh wieder das Versatzhülsengekritzel wieder ab.Hauptsache & Glück auf.



      & das wär doch mal was - Wollnichwoll



      “Zeitungsdeutsch und Briefstil“ —



      ”»An einer Seite Prosa wie an einer Bildsäule arbeiten ... « schrieb Nietzsche. So siehst du aus.



      Peter Panter



      Die Weltbühne, 17.12.1929, Nr. 51, S. 921,



      wieder in: Lerne Lachen.“ (Gern;)



      www.textlog.de/tuc...itungsdeutsch.html



      & fein passend auch



      ”Peter Panter



      Die losen Blätter der »Dame«, 01.03.1929, Nr. 13, S. 204, auch u.d.T. »Gut geschrieben!«.



      www.zeno.org/Liter...warz+auf+Wei%C3%9F & Däh!



      ”Gut geschrieben ist gut gedacht. Der Deutsche ist ein ›Bruder Innerlich‹ und entschuldigt gern einen ungepflegten Stil mit der Tiefe des Gemüts, aus der es dumpf heraufkocht . . . Gott sieht aufs Herz, sagt er dann. Der Künstler sieht auch auf den Stil.



      Seit Nietzsche dem Deutschen wieder eine Prosa gegeben hat, wissen zwar noch lange nicht alle Schriftsteller, was es heißt: »an einer Seite Prosa wie an einer Bildsäule zu arbeiten« – aber viele wissen es.



      Alfred Polgar zum Beispiel weiß es.…“