Kolumne Fernsehen: Die Ehre der Daniela Katzenberger
Es ist schwer, C-Promi Daniela Katzenberger rundheraus abzulehnen – ihr Mutterwitz und ihre Schlagfertigkeit machen sie sympathisch.
H allo, Welt, damit eins ein für alle Mal klar ist: Meine Haare sind NICHT gefärbt. Ich hätte mir auch nicht träumen lassen, das mal öffentlich klarstellen zu müssen, aber in letzter Zeit häufen sich die Fragen. Vorgestern erst meinte eine Freundin meines Bruders zu mir, ich sei "sooo blond", ob ich nachgeholfen hätte. HALLO! Bin ich Heino oder - für die jüngeren Leser - Daniela Katzenberger? Bin ich nicht. Bei mir ist alles Natur. Alles echt. Womit wir schon wieder bei Daniela Katzenberger wären.
Für die älteren Leser: Das ist eine zu mutmaßlich kurzzeitigem Ruhm gekommene Kellnerin aus Ludwigshafen, an der kaum was echt ist außer ihrem pfälzischen Dialekt. Und das Blondieren ihrer Haare samt Extensions war noch der billigste Posten ihrer Generalüberholung. Der teuerste waren die neuen Brüste, auf die Daniela Katzenberger so stolz ist, dass sie sie am liebsten im "Blähboy" vorführen würde.
Das Warten auf die ganz große Karriere vertreibt sich Daniela Katzenberger damit, auf Mallorca ihr eigenes Café zu eröffnen und sich dabei von Vox filmen zu lassen. Und weil Vox offenbar auch nichts Besseres vorhat, als C-Promis vorzuführen, hat Daniela Katzenberger seit Dienstag eine eigene Sendung, die - und da fand sich Vox offenbar mal richtig lustig - "Natürlich blond" heißt. Höhöhö!!!
David Denk ist Medienredakteur der taz.
In der ersten Folge sah man Daniela Katzenberger dabei zu, wie sie in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz neben ihrem Vorvorvorvorgängermodell Elke Sommer saß und voller Unverständnis von Leuten berichtete, "die sich das Poloch bleachen lassen" - diese Freaks! Markus Lanz war plötzlich ganz aufgeregt und beschwor sein Studiopublikum: "Das haben Sie nie gehört." Dieser scheinheilige Auftritt als Sittenwächter gefiel Vox so gut, dass die Szene mehrfach lief - was nicht nur den Eindruck erhärtete, dass Lanz ein schlimmer Typ ist, sondern auch, dass im Leben der Katzenberger dann wohl doch nicht allzu viel los ist.
Und trotzdem fällt es mir schwer, Daniela Katzenberger rundheraus abzulehnen - so gern ich sie als White-Trash-Phänomen abtun würde. Das liegt weiß Gott nicht an ihrem bizarren Äußeren, von dem ich die auf die Stirn tätowierten Clownsaugenbrauen zu erwähnen vergaß, nein, sympathisch machen Daniela Katzenberger ihr Mutterwitz und ihre Schlagfertigkeit. Als sie im Studio von Markus Lanz auf dem blitzeblank gewienerten Spiegelboden steht, sagt sie: "Kannste gucken, ob dein Tampon richtig sitzt."
Das ist derb, aber genauso echt wie ihr Pfälzer Dialekt. Außerdem rührt mich ihre realistische Einschätzung der eigenen Halbwertszeit ("Ich versuche nicht, mich dran zu gewöhnen, weil es ja irgendwann vorbei sein kann"), die konterkariert wird von ihrem so rührenden wie naiven Einfordern eines Rests von Privatsphäre ("Liebesleben ist genauso privat wie ein Toilettengang") und ihrer Verachtung für die vielen falschen Freunde, die ein öffentliches Leben mit sich bringt: "Wie die Scheißhausfliegen setzen die sich auf das Katzenberger-Pferd drauf."
So gesehen hätte sie regelrecht Glück gehabt, wenn die Fliegen bald weiterzögen, zum nächsten Zirkusgaul.
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