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Kolumne EierMittelmäßig ist auch O.K.

Er war oral besser, ihr schläft beim Vögeln nie der Arm ein. Wie kriegen wir es hin, dass Sex kein göttinverdammter Wettbewerb sein muss?

Die Perfektion, an der man sich messen zu müssen glaubt, ist überwältigend Foto: Ian Dooley/Unsplash

D ass er sich unterlegen fühlt, gesteht mein Gesprächspartner. Unterlegen, weil seine Freundin mehr Erfahrung hat als er, sexuell. Dass es ihn verunsichert, sagt er. Dass er es deswegen nicht mag, wenn sie über ihre Exfreunde spricht. Ich bin ein bisschen überrascht von diesem Geständnis. All die Jahre in der queeren Szene, all die Semester Gender Studies – und nach wie vor unterhalte ich mich so gut wie nie mit anderen Männern über das Gefühl sexueller Unzulänglichkeit.

In meiner letzten Kolumne habe ich über die grauenvollen Jahre meiner schändlichen Jungfräulichkeit geschrieben. Von dem Moment, als ich mir sicher war, dass alle anderen schon mal hatten, nur ich noch nicht. Ich hoffe, dass der eine oder andere sich wiedererkannt hat. Nun sind wir etwas älter und hatten vielleicht inzwischen unser erstes Mal. Mit etwas Glück war es ganz nett, mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht. In jedem Fall ist die Jungfräulichkeit passé. Aber es gibt ein neues Problem: den Vergleich. Weiß ich alles, kann ich genug? Bin ich agil, souverän, überraschend? Kurz: Bin ich besser als all die anderen, die er*sie schon mal hatte?

Im Zeitalter der seriellen Monogamie gibt es immer die ehemaligen und zukünftigen Partner*innen, die Sex-Geister, die mit im Bett liegen. Die besseren Oralsex machen, die bei 69 keine Koordinationsschwierigkeiten kriegen und denen garantiert nie beim Vögeln der Arm einschläft.

Für Heteromänner war das mal alles ganz leicht. Die Partnerin hatte jungfräulich zu sein. Und auch als man anfing, es mit dem intakten Hymen nicht mehr so genau zu nehmen, musste sich immer noch die Frau schämen, wenn sie sexuell erfahren war, nicht der Mann. Das haben Carrie und Samantha Anfang des Jahrtausends geändert. Und die Scham ist plötzlich bei den Männern hängen geblieben. Die wiederum reden natürlich nicht darüber und lassen die Scham tun, was sie am liebsten tut: von innen nagen.

Übrigens ist es für schwule Männer auch nicht viel leichter. Die Perfektion, an der man sich in der schwulen Welt messen zu müssen glaubt, ist überwältigend. Sollten Sie einen schwulen Pornofilm finden, in dem ein tapsiger Typ mit durchschnittlichem Penis nicht so richtig weiß, wohin mit seinen Füßen, dann lassen Sie es mich bitte wissen.

Es muss natürlich nicht sein, dass es allen so geht wie mir und meinem Gesprächspartner. Vielleicht kennt nicht jeder Mann das Gefühl, sich beim Sex vergleichen zu müssen. Sie zum Beispiel? Warum lesen Sie das hier denn immer noch? Gehen Sie in Frieden. Ich will Ihnen nichts einreden.

Für alle anderen: Wie kriegen wir das hin, dass Sex kein göttinverdammter Wettbewerb sein muss? 15.000 Paare in Paris haben in diesem Moment gerade keinen Orgasmus, obwohl sie es drauf anlegen. Können wir uns mittelmäßigen Sex auch mal verzeihen? Sind wir dafür Mann genug?

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Peter Weissenburger
Freier Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, queeres Leben, Wissenschaft.
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8 Kommentare

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  • Wenn Maenner fuenf prozent ihrer Zeit, die sie fuer ihr Hobby widmen, fuer Liebelei entfachen, haben wir Zufriedenheit (und weniger Krieg)

  • Wer den/die Sexpartner/in zumindest ein klein bisschen gern hat, dem ist Wettbewerb, Koordinationsschwierigkeiten und Orgasmuszwang eher egal. Reicht schon, dass man miteinander etwas macht! Wer etwas anderes will, soll halt Initiative ergreifen! Durchgeschulte Zuchthengste sind Abturner wie nie.

  • Zitat: „Für Heteromänner war das mal alles ganz leicht. Die Partnerin hatte jungfräulich zu sein.“

     

    Wann, bitte, soll das gewesen sein? Die letzten 2000 Jahre in Europa jedenfalls nicht. Bis hinauf in die Königshäuser gab es offizielle Mätressen, im sozialen Paterre wurde aus wirtschaftlichen Gründen geheiratet. Da wars egal ob Frau Jungfrau, Witwe oder sonstwas war.

    • @Frank Erlangen:

      Zitat: „Für Heteromänner war das mal alles ganz leicht. Die Partnerin hatte jungfräulich zu sein.“

       

      Na - beim Aufklärungsgespräch mit Mama. Newahr!;)(

       

      unterm———>

      ”Überleg dir halt - ob‘s die Mutter deiner Kinder sein könnte!“ - auch nicht ohne - wa! - ming Mouder*04;)(

      &

      dasees noch bis ins hohe Alter mit ihrem früheren Verlobten & zärtlich hatte - dacht ich immer - kann nich so ganz falsch sein - wa.

  • "Sollten Sie einen schwulen Pornofilm finden, in dem ein tapsiger Typ mit durchschnittlichem Penis nicht so richtig weiß, wohin mit seinen Füßen, dann lassen Sie es mich bitte wissen."

     

    Äh ja. Den Film könnte ich jetzt posten, weiß aber nicht, ob das hier so gern gesehen ist.

     

    That said, wer sonst keine Sorgen hat, dem geht es sehr gut.

  • Ja wie? Wie +¿+

     

    Nu - ala la musica - voller Wonne

    Heck & Meck - ab in die Tonne

    & btw ~>

    Shut up & play!:))) - & laid back!

    & im nu ~>

    Du & dei “Braut“ - fare away - & fade out!

     

    Jau. Ihre betuliche Lamoyanz - da!

    Geht mir eher auf d…die gingiva - Ja!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Und wann haben wir unseren Talk über unsere sexuellen Unzulänglichkeiten?

       

      Vorschlag: Wenn es bei den 15.000 Paaren in Paris klappt und der Eiffelturm wackelt.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Und wann haben wir unseren Talk über unsere sexuellen Unzulänglichkeiten?

         

        Vorschlag: Hinterher!

        ”Rauchen Sie hinterher *¿* “ -

        ”Hab noch nie nachgeguckt *¡* “