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Kolumne EierSorry für's Grapschen, Zimtschnecke

Entschuldigt wurde sich viel in letzter Zeit, vor allem von Männern. Aber nicht jede Entschuldigung ist eine gute. Fünf Tipps, wie's doch klappt.

Gleich mit duftendem Gebäck zur Entschuldigung anzutreten, ist erpresserisch Foto: imago/Westend61

D ie Welle an Anschuldigungen gegen Männer in den letzten Monaten hat zu einer Nachwelle an Entschuldigungen geführt, die leider teilweise in die Hose gingen. Klar, immer wenn sich jemand entschuldigt, ist das ein Fortschritt, dem Entschuldiger macht das auch nie besonders großen Spaß. Trotzdem kann man hier viel falsch machen. Eine Entschuldigungs-Grammatik.

Erstens: Eine Entschuldigung muss das Unrecht anerkennen und Verantwortung übernehmen. Eine Entschuldigung ist keine, wenn sie so lautet wie die von Schauspieler Dustin Hoffman im November. Auf Vorwürfe einer damals 17-jährigen Praktikantin aus den 80ern reagierte Hoffman mit den Worten: „Ein schrecklicher Gedanke, dass etwas, das ich vielleicht getan habe, sie in eine unangenehme Lage gebracht haben könnte. Es tut mir Leid. Das bin ich nicht.“

Schlimm ist hier nicht vornehmlich das Konjunktivgewurste, sondern der Fokus aufs „Ich“. Ja, beim Mistbauen erwischt werden verunsichert. Aber eine Entschuldigung ist nicht der Moment, die eigene Ich-Krise aufzuarbeiten. Genau das findet aber in Männerentschuldigungen immer wieder statt.

Zweitens: Erklärungen sind erwünscht, aber sie sollten nichts weg-erklären. Marke Harvey Weinstein: „Ich bin in den 60ern und 70ern aufgewachsen, die Verhaltensregeln waren damals andere. So war eben die Kultur.“ Eine bessere Erklärung wäre: Ich hatte die Macht und habe sie ausgenutzt. Das war Mist.

Drittens: Eine Entschuldigung enthält idealerweise ein Versprechen. Sich zu bessern oder alles zu tun, damit so etwas nie wieder vorkommt. Vorbildlich ist hier der Autobauer Ford, der sich kurz vor Weihnachten rückwirkend für mehrere Jahrzehnte strukturellen Sexismus am Arbeitsplatz entschuldigte: „…, auch im Namen aller Ford-Angestellten, die solches Verhalten verurteilen“, schrieb Firmenchef Jim Hackett. „Wichtiger noch, ich verspreche, dass wir daraus lernen und uns bessern werden.“ Dazu muss man sagen, dass Ford-Mitarbeiterinnen auf diese säuberlich geschnitzte Formulierung jahrelang hatten warten müssen.

Viertens: Eine Entschuldigung enthält kein „aber“.

… ja ich meine Sie, Frau Deneuve. Den Ehrenplatz in dieser Männerkolumne haben Sie sich verdient. „Ich entschuldige mich bei allen, die mein Statement verletzt hat, aber ich bleibe ansonsten dabei.“ Sorry, das kürzt sich weg.

Und fünftens: Man kann Wiedergutmachungen anbieten – aber gleich mit duftendem Gebäck zur Entschuldigung anzutreten, ist erpresserisch. Schon gar nicht ist eine Entschuldigung mit einem Rezept zu beenden! Das machte Starkoch Mario Batali im Dezember, nachdem vier Frauen ihm Belästigung vorgeworfen hatten. Seine Rundmail mit Bitte um Vergebung schloss Batali mit den Worten: „P.S. Falls ihr noch ein Frühstück für die Feiertage sucht: Diese Zimtrollen aus Pizzateig sind ein Fan-Favorite!“

Viel Erfolg beim Entschuldigen!

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Peter Weissenburger
Freier Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, queeres Leben, Wissenschaft.
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7 Kommentare

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  • "Genau das findet aber in Männerentschuldigungen immer wieder statt."

    aus eigener Erfahrung kann ich berichten, daß "Frauen-entschuldigungen" (welch beklopptes Wort) auch nicht viel anders ablaufen.

    Wenn es um Entschuldigungen geht, geht es um Entschuldigungen. Diese unselige Verallgemeinerung, Männer entschuldigen sich so...

    Ist das bei Männern immer gleich, frei nach dem Motto " haste einen gesehen, kennste alle"? Bei Ihnen auch?

  • Meine Güte! Da kriege ich ja fast schon wieder Mitleid mit den armen Kerlen, wenn die sich so winden!

     

    Nein, das Problem von übergriffigen Menschen ist nicht, dass früher alles anders war und sie die Regeln nicht gemacht haben. Auch früher hat es schon arschlochfreie Zonen gegeben. Niemand - schon gar kein Wessi - muss sein, wo die „Verhaltensregeln“ ihm nicht zusagen.

     

    Das Problem übergriffiger Menschen ist auch nicht, dass sie intellektuell nicht in der Lage sind zu erfassen, was sie (vielleicht) getan haben könnten, und es erst kapieren, wenn ihnen jemand haarklein auseinander setzt, was sie, wenn sie denn wollten, durchaus hätten fühlen könnten.

     

    Und erst recht besteht das Problem übergriffiger Menschen nicht darin, dass manche ihrer Mitmenschen einfach zu zart besaitet sind für diese Welt, die halt so ist, wie sie nun einmal ist. Das Problem liegt höchstwahrscheinlich ganz woanders.

     

    Das Problem übergriffiger Erwachsener ist es vermutlich, dass sie nie aus dem Säuglingsalter raus gewachsen sind. Sie brauchen Aufmerksamkeit. Um jeden Preis. Und wenn sie die nicht kriegen von den Objekten ihrer Begierde, dann macht ihnen das so viel Angst, dass sich das Großhirn automatisch abschaltet. Sie müssen dann halt tun, was sie tun müssen – und können sich's nachher nicht einmal erklären.

     

    Entschuldigungen, die von Wickelkindern geplärrt werden, lehne ich ab. Genau so entschieden, wie ich große Indianerehrenworte ablehne, wenn sie von Wickelkindern kommen. Wer sich nicht selber kontrollieren kann, der kann mir noch so viel versprechen – dem glaube ich kein Sterbenswort. Nicht, bis er mir das Gegenteil beweist. Und zwar mit Taten, nicht mit Worten. Wenn Kleinkinder und Tiere nicht strafmündig sind, dann hat das nämlich einen guten Grund.

  • Ich - Franz-Josef von&zu Antwerpes entschuldige mich bei allen - die sich durch - "Arschlöcher so weit, daß LKWs durchfahren können" - sich beleidigt gefühlt haben.

    &

    Jetzt geh ich mal eben nicht in mich - Aber zu mir -

    &

    Hol mal nen anständigen Wein!"

    & ~>

    "Trinekens ene mit?!"

     

    (kein Wunder - daß der Herr RP von Kölle - in der Nachbardienstwohnung (seine fast für lau;) - keine Sekretärin aus seinem Hause dulden konnte - wg seines verbrieften ius primae noctis.

    Si'cher dat. Normal.

    Da mähtste nix!;)

     

    So geht das.

  • Ich hatte den Text dreimal gelesen und nicht verstanden, was uns Herr Weissenburger sagen will. Bis mir dann aufging, dass der Autor konsequent die Akteure des Entschuldigungsprozesses durcheinander gewirbelt hat. Also, lieber Autor, entschuldigen geht so: Der zu Entschuldigende (also der, der den Schaden verursacht hat) bittet den Geschädigten um Entschuldigung (dazu kann er Gründe angeben, die eine Entschuldigung - also das Entnehmen der Schuld vom Verursacher - dem Entschuldigenden leichter machen können, muss es aber nicht). Und wenn der Geschädigte dann dem Schädiger seine Schuld nachsehen kann (ihn also ent-schuldigt), dann wird der Geschädigte zum Entschuldigenden und der Schädiger zum Entschuldigten. Wenn sich der Autor bei einem solch ernsten Thema nicht die Zeit nimmt, sich erst einmal grundsätzlich mit den Gegenstand seiner Betrachtung (dem Entschuldigen also) auseinanderzusetzen, so ist das nicht zu entschuldigen!

    • @Schusterjunge:

      Sehe ich auch so!

  • Wenn man schon auf die richtige Wortwahl achten soll, dann sollte man sich auch klarmachen, dass sich niemand entschuldigen kann. Man kann als Täter bestenfalls um Entschuldigung bitten und diese dann - als Gnade - vom Opfer erhalten. Eine 'Entschuldigung' ist keine einseitige Willenserklärung des Täters, welche das Opfer zu aktzeptieren hat. Ob die vorgetragene Bitte um Entschuldigung, den Anforderungen des Opfers genügt ist also weder eine Stil- noch eine Grammatik-Frage.

    • @Adele Walter:

      +1