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Kolumne Die rätselhafte Welt des SportsDie Wurst und der Trainer

Kolumne
von Achim Bogdahn

Fußball und Fleisch sind unzertrennlich. Die Beweise dafür? Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Schalkes Clemens Tönnies, Veranstalter der "Deutschen Zerlegemeisterschaft".

Verspeist gern Nürnberger zum Frühstück: Uli Hoeneß. Bild: dpa

F ußball ist nichts für Vegetarier, denn im Fußball geht es um die Wurst. Zu Zweitligazeiten hat beispielsweise die SpVgg Bayreuth auf ihren Trikots für die "Großschlächterei Wölfel" geworben (und auch entsprechend gespielt, weswegen es bald bergab ging mit dem Verein). Auch Karl-Heinz Wildmoser, der barocke, inzwischen verstorbene Fleischberg und 1860-Präsident war Metzger. Aber nach wie vor sind Fußball und Fleisch unzertrennlich.

Beispiel FC Bayern: dessen Präsident Uli Hoeneß hat bekanntlich eine riesige Wurstfabrik in Nürnberg, er ist Gesellschafter der HoWe Wurstwaren, die unter anderem das Oktoberfest, Aldi und McDonald's mit Nürnberger Bratwürsten beliefern.

Dann ist da der Aufsichtsratsvorsitzende von den Champions-League-Helden aus Schalke, Clemens Tönnies: Der ist einer der Wurstkönige Deutschlands, in seinen Fabriken werden pro Jahr circa 11 Millionen Schweine geschlachtet, jeden Tag also etwa 30.000 Quieck! Und ein Teil der Tiere sicher zugunsten von Schalke. Da könnte man entweder Dortmund-Fan oder Veganer werden.

ACHIM BOGDAHN

Ist 45 Jahre alt, arbeitet seit 20 Jahren für den Bayerischen Rundfunk als Radiojournalist, ist Schallplattenfreund und glühender Fan von 1860 München.

Aber Hoeneß und Tönnies verbindet noch etwas außer der Liebe zur Wurst und zum Fußball: Sie sind beide Mitbegründer eines gemeinsamen Vereins! "Fleisch zur Freude der Kinder e. V.", mittlerweile umbenannt in "Aktion Kinderträume. Verein der deutschen Fleischwirtschaft e. V." (Schirmherrin Margit Tönnies). Dieser Verein unterstützt zum Beispiel behinderte Kinder, die einmal eine Delfin-Therapie machen wollen (Delfine sind ja auch irgendwie süßer als Schweinchen!).

Spaß-Event "Deutsche Zerlegemeisterschaften"

Um Gelder für diese Hilfsprojekte zusammenzutrommeln, veranstaltet der Kinderhilfsverein – kein Witz! – alle zwei Jahre die "Deutsche/Europäische Zerlegemeisterschaft", in Zusammenarbeit mit dem "Bundesverband Fleisch e. V." und dem "Deutschen Vieh- und Fleischhandelsbund e. V.".

Bei der "European Deboning Championship" treffen sich Fleischer und Zerleger aus ganz Europa auf dem Firmengelände der Tönnies-Fleischwerke und machen in einem spannenden Wettkampf den besten Schweinezerleger unter sich aus. Im Vorlauf müssen pro Teilnehmer "drei Schweineschultern ausgebeint werden". Zeitstrafen gibt es für "Stiche im Fleisch" oder wenn noch "Fleischreste am Knochen hängen".

Das ganze wird auf große Videoleinwände übertragen, und man kann nur hoffen, dass keine Kinder zuschauen. Eine Mischung aus "Texas Chainsaw Massacre" und "Schweinchen Dick" jedenfalls, ganz großer Sport und den Schweinen machts bestimmt auch Spaß, wenn sie posthum noch mal groß rauskommen, anstatt namenlos zu Sülze verarbeitet zu werden.

Wenn Hoeneß jetzt noch die 3 Millionen (!) fränkischen Rostbratwürste, die in seiner Nürnberger Wurstfabrik täglich (!!) entstehen, also circa eine Milliarde (!!!) Rostbratwürste pro Jahr der Aktion "Brot für die Welt" spenden würde, dann würde er endgültig unsterblich. Tatsächlich musste sich aber der gute Mensch von der Säbener Straße letztes Wochenende von den eigenen Fans anpöbeln lassen.

"Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht. Und Du willst Metzger sein, Uli?" titelten die Bayern-Ultras auf einem Transparent gegen Hoeneß und seine Rettungsversuche gegenüber dem pleitegegangenen Lokalrivalen (und Stadionmieter) 1860. Hoeneß ist seitdem verschwunden.

Und Schweinemann Tönnies von Schalke? Hatte irgendwie die Schnauze voll von seinem Trainer Felix Magath (wie vor ihm schon so mancher Verein) und feuerte ihn. Somit kommt es nach Magaths Demission und seiner Wiederanstellung in Wolfsburg zu folgenden Paarungen am kommenden Wochenende: Schalke (Ex-Magath-Verein) gegen Wolfsburg (Magath-Verein). Frankfurt (Ex-Magath) gegen Bremen (Ex-Magath). Nürnberg (Ex-Magath) gegen Bayern (Ex-Magath). Hamburger SV (Ex-Magath) gegen Dortmund (ähem, da war er noch nicht).

Vielleicht sollte man jetzt schon mal eine Reihenfolge festlegen, in der in Zukunft Bundesligavereine in Not ihren Quälix bekommen. Bei ihm gehts übrigens human zu: mit Medizinball statt Motorsäge.

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3 Kommentare

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  • F
    Furor

    Wem ausser den geistig äusserst begrenzten Fussballfans könnte man heute noch so massenhaft Bier und Würstchen als 'Sport' dauerhaft verkaufen ?

     

    Fussball gehört in den Wirtschaftsteil der TAZ und als solcher gewerblich bewertet- ganz unemotional ! Schliesslich handelt es sich um Millionärsbegegnungen zum Zweck der Gewinnerzielung. Wenn die Millionäre in Deutschland immer mehr werden, sind die Fussballer daran beteiligt. Fussballvereine sind Profitcluster wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch, nichts weiter.

     

    Massenhafter Tiermord ist hochprofitabel und durch eine Mehrwertsteuervergünstigung auch noch staatlich gefördert, also nutzt man den Fussballkult als leitbildprägende Verkaufsförderung zur Kundenbindung. Bin ich nur ein Würstchen, esse ich auch eines. Moralische Aspekte spielen in Bayern bzw. Franken seit Jahrhunderten ohnehin eine untergeordnete Rolle, da darf man keine Aufgeschlossenheit oder gar Rücksichtnahme erwarten.

    Das blutige Foulspiel gegen die Tiere beginnt schon lange vor dem Anpfiff des "Spiels" und hört nach dem Schlusspfiff nicht auf.

  • PD
    peter doering

    Übrigens ist Uli Hoeneß ja auch Sohn eines Fleischers.

  • P
    piccolomini

    sobald die grünen 2013 in bayern die absolute mehrheit geholt haben, wird hoeneß sicherlich nur noch ökologische veggie-bratwürste verkaufen! ;-)