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Kolumne Die Farbe Lila2012 weniger essen? Laaangweilig!

Kolumne
von Susanne Klingner

Warum gute Vorsätze meist nur nerven.

J etzt sind sie wieder da, die Abnehmvorsätze. Wie jedes Jahr. Immer wieder die gleichen ganz und gar unerfreulichen Szenen: Freundinnen und manchmal auch nur entfernte Bekannte kneifen sich in den Hüftspeck oder klopfen auf gewölbte Bäuche und erzählen, es müsse in den kommenden Wochen kürzergetreten werden. Ich versuche dann mitfühlend zu schauen, aber meistens gelingt es mir nicht. Ich will mit diesem Quatsch einfach nur in Ruhe gelassen werden, und ich fürchte, das merkt man mir an.

Allein schon gute Vorsätze nerven, weil jeder weiß, dass sie doch nicht eingehalten werden. Und Diätpläne nerven noch mal extra, weil ihre Existenz bedeutet, dass wieder eine Frau im neuen Jahr ihre Zeit und Energie aufs Abnehmen und Schönsein verschwendet. Ich wünschte, auch nur drei Frauen würden mir von ihrem guten Vorsatz erzählen, sich endlich besser durchzusetzen, sich politisch zu engagieren oder vom Chef mehr Geld zu fordern. Stattdessen: Zwei Kilo weniger, öfter zum Sport, weniger Zucker und Alkohol. Laaaangweilig!

Dabei sind Frauen nicht weniger ehrgeizig als Männer, auch wenn gern so getan wird. Allgemein wird von Frauen Bescheidenheit erwartet und Ehrgeiz wird oft mit giftigen Sprüchen - von Männern wie von Frauen oder sogar: vor allem von Frauen - kommentiert. Eine Frau, die offen zugibt, erfolgreich sein zu wollen, Macht haben zu wollen, einen gut bezahlten Job mit Einfluss, ist vielen Menschen immer noch suspekt. Mannweibalarm.

Bild: Stephanie Fuessenich
Susanne Klingner

ist Mitautorin des Buches "Wir Alphamädchen" und bloggt als Frau Lila.

Die meisten Frauen sagen deshalb gern, Macht und Ehrgeiz seien nicht erstrebenswert, ja sie gehen noch weiter und behaupten, beides versaue den Charakter. Nur lässt sich so eine natürliche Regung nicht einfach wegreden. Wohin also damit? Da Frauen vor allem immer noch an ihrem Äußeren gemessen werden und sich selbst gegenseitig daran messen, stecken viel zu viele ihren verleugneten Ehrgeiz in Figur und Aussehen. Sie planen Diäten so akribisch wie Männer ihre nächsten Karriereschritte. Sie stecken so viel Geld in Kosmetikprodukte, wie Männer für Statussymbole ausgeben, und verbringen so viel Zeit mit ihrer Körper- wie Männer mit der Kontaktpflege.

Es geht ihnen immer wieder darum, sich zu optimieren und sich "im Griff" zu haben, unter Kontrolle. Bloß nicht zu viel essen!

Zwischendurch darf zwar auch mal mit ein paar Plätzchen "gesündigt" werden, aber dann bitte auch baldmöglichst die Weihnachtskilos wieder abstrampeln! Diese Optimierungssucht, den ständigen Drang, die Dinge verändern und verbessern zu können, ließe sich ziemlich gut und selbstbewusstseinsfördernd in anderen Bereichen, im Beruf, in der Politik oder im Vereinsleben einbringen. Der Kampf gegen noch so jede kleine "Problemzone" des eigenen Körpers führt dagegen einfach nur zu Essstörungen. Und zu Selbsthass.

Während der Weihnachtsfeiertage blätterte ich mit meiner Mutter durch alte Fotoalben. Mama im knappen Kleid in den Sechzigern, Mama am Strand in den Siebzigern, Mama in Röhrenjeans in den Achtzigern. Sie sah die Bilder an und sagte: "Mann, sah ich gut aus. Wenn ich daran denke, wie oft ich mich zu dick fand, wie viele Diäten ich im Laufe der Jahre gemacht habe. Was für eine Zeitverschwendung!" Kluge Mutter. Schönes neues!

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6 Kommentare

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  • MD
    Ma Dalton

    @Jürgen Eißing:

    das mag bei ihrer Generation so klappen.

    Inzwischen hat die "Schönheits"industrie aber auch die anderen, männlichen 50% der Bevölkerung entdeckt und schwer daran gearbeitet, diese genauso wie sie es mit den Frauen gemacht hat, so zu verunsichern und ihnen derartige Komplexe einzureden, daß da - wenn wir uns nicht alle wehren - in ein paar Generationen kein Unterschied mehr sein wird.

    Inzwischen - nur, um mal ein Beipiel zu nennen - empfindet sich ein ganz schöner Prozentsatz der jungen Männer von so ca. 19-25 Jahren als total (sexuell) unattraktiv, wenn sie ihre Schamgegend nicht rasieren.

    Ein "Problem", das Sie ja nun Gottseidank nie haben mußten und wohl eher (zu Recht) ziemlich lächerlich finden.

    Und wer schon derart sozialisiert ist, daß er sich so sehr unschön findet, daß er die Haare am Sack abrasieren "muß", kaum daß sie überhaupt gesprossen sind, der geht auch mit vermeintlichen Schönheitsfehlern des anderen Geschlechts nicht viel toleranter um.

    Machen Sie mal eine kleine Umfrage unter Jungs/Männern in dieser Altersgruppe, was sie von Frauen mit unrasierten Beinen/Intimgegend halten - sie werden vielleicht schockiert sein, wie ernst sowas genommen wird.

    ...außerdem geht es ja in erster Linie gar nicht darum, daß Frauen das alles tun, nur um Männern zu gefallen. Das erste Problem ist ja, daß sie sich ohne diesen Rasur/Diät/Blahblubb-Zirkus SELBST nicht mehr schön finden können!

    Ich glaube, Nina Hagen hat mal etwas gesagt wie "Gleichberechtigung wird erst dann existieren, wenn auch Frauen ganz offen mit Glatze und Riesenplauze die Straße entlangspazieren und sich dabei trotzdem für einen superheißen Feger halten!"

    Fand ich immer gut, den Spruch, haben ja Recht, die Männer! dacht ich mir.

    Nur blöderweise entwickelt sich das eher andersrum... daß man den Männern jetzt auch noch den ganzen Scheiß einredet. Und sie es dummerweise immer mehr glauben.

  • S
    Suzz

    Bravo!! Frauen sollten wirklich mehr Energie in das legen was ihnen wirklich Spaß macht...dann wird man nämlich automatisch schlanker...und sexy ;-))

    Weg mit dem Frust und dem sich schlank-hungern (das macht nur Falten)! Esst was Euch schmeckt, tut was Ihr wollt und nehmt Euch was Ihr braucht!!

  • JE
    Jürgen Eißing

    ... Frauen sollten einfach ihre Beziehung pflegen,dann übersieht jeder Mann den sogenannten "Körpermakel" Männer sind auch nicht perfekt...

    .. weniger reden (labern) und einfach zu dem stehen was sie den ganzen Tag von sich blabbern

    ein Mann 61

  • S
    schnarch

    frau klingner sollte schreib-fasten. ihre text sind noch laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaangweiliger, als jede diät.

  • I
    ingejahn

    auch voll zustimmung! würde das sogar noch erweitern. nicht immer nur leistung und karriere zählt - als frau einfach öfter nur an sich denken und herausfinden was spaß macht.

  • S
    Schneefreundin

    Volle Zustimmung! Frauen verschwenden viel zu viel Energie darauf, sich selbst fertigzumachen. Würde man die mal besser ins berufliche Fortkommen stecken ...! Ich werde auch im folgenden Jahr Spaß am Sport und am Essen haben und ersteres nicht machen, um letzteres zu kompensieren! :) Es grüßt die Schneefreundin