Kolumne Die Couchreporter: Vergesst „Downton Abbey“

Sie hat uns beigebracht, Fan zu sein: „Gilmore Girls“, die beste Serie über Familien, seit es Serien gibt, kommt bald zurück – ein Grund zur Freude.

Gruppenfoto der SchauspielerInnen der Serie „Gilmore Girls“

Bite freundlich lächeln: das Personal der „Gilmore Girls“ im Jahr 2011 Foto: Netflix

Wir – also meine beste Freundin, meine Mitbewohnerin, die Teen Vogue und ich – sind ganz aus dem Häuschen. Im Herbst hat Netflix angekündigt: Es gibt eine neue Staffel „Gilmore Girls“. Eine Fortsetzung acht Jahre nach der letzten Staffel. Das ist (und ich übertreibe nicht) ein Riesending! Warum? Das versuche ich schon seit Wochen immer wieder zu erklären.

In der Serie geht es um Mütter und Töchter. Mütter und Töchter, die beste Freundinnen sind. Und Mütter und Töchter, die sich einfach nicht verstehen.

„Gilmore Girls“, das ist das Beste, was die Nullerjahre hervorgebracht haben, die vielleicht beste Familienserie seit es Serien gibt. Und jetzt kommt mir nicht mit den „Sopranos“, „Downton Abbey“, nicht mit „Modern Family“ oder den „Simpsons“. Zugegeben: Der Vorspann ist grauenhaft, aber davon darf man sich nicht irritieren lassen. Die Serie ist klüger, als sie auf den ersten Blick scheint. „Gilmore Girls“ bringt die drei wichtigsten Zutaten mit, die eine Kultserie braucht: wahnwitzige, liebevoll erzählte Charaktere, hervorragend geschriebene Dialoge und eine fette Portion Popkulturreferenzen.

Seit 1. Juli stehen auf Netflix zur Einstimmung auf die Fortsetzung im Herbst alle sieben Staffeln online. Seit Sonntag suche ich mich wieder durch die Serie. Beim Wieder-Wieder-Wiedersehen fällt auf: die fast schon kammerspielartigen Szenen und die vielen David-Bowie-Zitate. „Gilmore Girls“ handelt nämlich auch davon, Bands zu verehren und Bücher zu verschlingen. Nicht unterscheiden zu wollen zwischen U wie Unterhaltung und E wie Ernst. Zwischen Hochkultur und – ja, was eigentlich? Ohne die „Gilmore Girls“ hätte ich mit 15 Jahren nicht „Moby Dick“ gelesen oder Velvet Underground gehört.

Wir, die Millennials

Es ging vielen so: Es gibt Bücherclubs, die versuchen, alle 339 in der Serie erwähnten Werke zu lesen. Es gibt zwei US-Amerikaner, die sich in ihrem Podcast „Gilmore Guys“ in mittlerweile über 700 Folgen jeder Anspielung, jedem versteckten Intertext widmen. „Gilmore Girls“ hat uns beigebracht, Fans zu sein.

Wir, das sind alle, die zwischen 2004 und 2008 nachmittags aus der Schule gekommen sind und erst mal den Fernseher angemacht haben. Vox hat in dieser Zeit alle sieben Staffeln hoch und runter wiederholt. Wir, das sind diese sogenannten Millennials, die in den Jahren zwischen Spice Girls und Harry Potter kulturell sozialisiert wurden. Genau die, die sich heute von Serien ernähren.

Deshalb ist der Deal zwischen „Gilmore Girls“-Erfinderin Amy Sherman-Palladino, Warner Brothers und Netflix auch ein Coup. Wir mussten erst in die Fortsetzung hineinwachsen. Es musste erst Netflix erfunden werden, damit wir jetzt endlich den richtigen, wahren Schluss bekommen, den die Serie verdient hat. Denn die Drehbuchautorin Amy Sherman-Palladino und Warner Brothers gingen nach der sechsten Staffel im Streit auseinander. Die letzte Staffel schrieb ein anderes Autorenteam, Sherman-Palladino hat sie eigenen Angaben nach nicht einmal gesehen. Dabei wusste sie von Anfang an, wie die Serie zu Ende gehen soll. Mit welchen Worten sich die Gilmores von uns verabschieden. Sosehr Fortsetzungen in die Hose gehen können – es wird höchste Zeit für ein Wiedersehen.

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