Wir kennen Osman, den staatlich anerkannten Hypochonder, der als Schlosser in Halle 4 arbeitet, Fußball im Fernsehen liebt und immer kurz davor ist durchzudrehen. Geplagt durch seine Familie, Ehefrau Eminanim, Töchter Hatice und Nermin sowie Sohn Mehmet, zieht Osman Katastrophen kleinerer und größerer Art wie ein Magnet an. Und dann kam auch noch die Pandemie.
Herr Krummsack mag keine Flüchtlinge, wollte aber mit mir Flüchtlinge abholen gehen. Irgendwas stimmte damit nicht. Zum Glück rettete mich meine Frau.
Der Juwelier meinte, es wäre keine gute Idee, wenn meine Frau mit dicken goldenen Armreifen in Istanbul rumläuft. Er hatte leider Recht.
Ich dachte, die Mitarbeiter im Telekomladen könnten unser Telefon wieder zum Laufen bringen. Statt dessen geschahen unheimliche Dinge. Eine Satire.
Meine Frau und ich fliegen mit einer Touri-Maschine nach Antalya. Kaum steigen wir aus dem Flugzeug, springen uns Männer mit Schwertern an die Gurgel.
Unser Telefon ist tot und ich soll mich darum kümmern. Am Ende weiß ich nicht, ob meine Ehefrau Eminanim sich von mir oder der Telekom trennen will.
Für meinen Türkei-Urlaub habe ich Videoaufnahmen angefertig, die meine Treue zum türkischen Regime beweisen sollten. Geholfen hat es nichts.
Zum Glück gibt es bei der Fußball-EM ab dem Achtelfinale keine Spiele mehr, die zeitgleich laufen. Das erleichtert die Kommunikation mit meiner Frau.
Live im Stadion wollte ich die türkische Nationalmannschaft zu einem Sieg gegen Georgien schreien. Doch dann ging etwas schief bei der Anreise.
Ich musste ein neues Telefon kaufen, weil meine Schwiegermutter uns nicht mehr erreichen konnte. Also ging ich in den Telekomladen. Das war ein Fehler.
Die AfD hat eine spezielle Einstellung zu Ausländern: russische Patrioten stellt sie an, alle anderen sollen verschwinden. Ein Verständnisversuch.
Unser AfD-Nachbar Thorsten schreit immer „Ausländer raus“, wenn er mich sieht. Wie ich meiner Tochter Hatice erkläre, woran das liegt.
Der AfD-Stand auf dem Wochenmarkt versaute mir den Appetit. Ich beschloss, etwas zu unternehmen und kegelte die AfD aus dem Europäischen Parlament.
Meine kleine Tochter Hatice ist mitsamt ihrem ausländischen Namen und ihren schwarzen Haaren eingeschult worden. Ich befürchtete das Schlimmste.
Ich muss an der Uni Chemnitz lesen – in der denkbar ungünstigsten Stadt für einen Osman. Werder Bremen gegen Bayern sehe ich in einer Fascho-Kneipe.
Eigentlich wollte Osman seine Tochter Hatice ja nur von der Schule abholen. Aber das ist komplizierter als gedacht.
Die Midlife-Crisis hat mich erwischt und ich fühle mich mies. Niemand weiß, was hilft. Nur meine Frau hat ein Gegenmittel wenn sie an der Reihe ist.
Im Warteraum des Finanzamts las ich ein Zitat eines AfDlers und mein Ausländerhass-Gedankenkarussell ging los. Zum Glück stoppte es der Sachbearbeiter.
Neuerdings tritt meine Tochter ständig wütend gegen ihren Staubsauger und kreischt: „Du verfluchter Terrorist!“ Das liegt natürlich nicht an mir.
Unser Flugzeug nach Bremen konnte nicht starten, weil es schneite. Die Passagiere waren dabei, die Nerven zu verlieren. Da hatte der Pilot eine Idee.