Kolumne Der rechte Rand: AfD-Jugend im Steinke-Streit
Lars Steinke ist niedersächsischer Landeschef der „Jungen Alternative“. Deren Bundesvorstand will Steinke ausschließen – nun ruft Steinke auf zum Putsch.
I n der niedersächsischen Landtagsfraktion der „Alternative für Deutschland“ (AfD) ist Lars Steinke willkommen, nicht so in der Nachwuchsorganisation „Junge Alternative“ (JA). Deren Bundesvorstand will Steinke, selbst JA-Landeschef und Mitarbeiter der Landtagsfraktion, loswerden. Der 24-Jährige will den Ausschluss anfechten – und mehr noch: Steinke ruft zum Putsch auf für den JA-Bundeskongress am 17. und 18. Februar im hessischen Büdingen.
Nachdem Steinke erfahren hatte, dass er an dem Kongress nicht als Mitglied teilnehmen könne, wandte er sich an seine Mitstreiter: „Wir werden diesen ekelhaften Haufen von Opportunisten davonfegen“, schrieb Steinke, „wir werden unsere Partei, unsere Organisation befreien von diese Parasiten und sie wieder zu einem Hort der Idealisten machen, ganz gleich, ob libertär, liberal, konservativ oder sozial eingestellt.“
JA-Landeschef ist Steinke seit Sommer vorigen Jahres. Schon da kündigte der damalige AfD-Landeschef Armin Paul Hampel an, nicht mit dem JA-Landesverband zusammenarbeiten zu wollen. Auch mehrere Funktionsträger der niedersächsischen JA legten ihre Ämter nieder und riefen dazu auf, den Landesverband zu verlassen. Der Grund für all den Aufruhr: das Ausschlussverfahren gegen Steinke – wegen dessen Kontakten weit nach rechts.
Angeschoben hatte Steinkes Rauswurf dessen Amtsvorgänger, Sören Hauptstein: Steinke unterhalte Kontakte zur „Identitären Bewegung“ (IB) und dem inzwischen umbenannten „Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen“; beide Gruppierungen beobachtet der Verfassungsschutz. Steinke hat immer wieder erklärt, die Verbindungen bestünden nicht mehr. Dafür, dass er zumindest am 11. Juli 2017 noch beim IB in Halle anwesend war, gibt es aber Beweisfotos.
Ein Problem räumt der stellvertretende JA-Bundesvorsitzende Krzysztof Walczak ein: Beschlossen hatte Steinkes Ausschluss der JA-Bundeskonvent, bestehend aus Vertretern des Bundesvorstands und der 16 Landesverbände.
Andreas Speit arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Steinke zog vor das JA-Bundesschiedsgericht. Das nahm den Ausschluss nicht zurück, habe diese Position aber „schlampig“ formuliert, so Walczak. Steinke beantragte eine „Richtigstellung“ durch das Bundesschiedsgericht, das aber handlungsunfähig ist – von vier Mitgliedern sind zwei zurück getreten. Neu gewählt werden kann es erst auf dem JA-Kongress.
Steinke hat angekündigt, trotz allem nach Büdingen zu kommen. „Erst retten wir die JA in Niedersachsen“, schrieb er in einer AfD-internen Whatsapp-Gruppe, „dann retten wir die JA auf Bundesebene, dann retten wir mit der JA die AfD und dann retten wir mit der AfD Deutschland“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren