Kolumne Der Kommissar #5: Ballaballa-Briten? Och nö!
Soziale Rechte nein, Krieg führen ja. Auch sonst ist auf dieser Insel nichts wie in einer normalen Demokratie. Großbritannien gehört nicht in die EU!
G roßbritannien gehört nicht in die EU. Aber: Großbritannien will auch gar nicht zur EU gehören. Europa wächst zusammen: freies Reisen, gemeinsames Geld, gleiche Grundrechte für alle. Nur die Briten sind total humorlos, wollen nie mitmachen, immer nur miesmachen. Ihre Masche: bocken und blockieren. Die Briten halten Greenwich (Vorort von London) für den Mittelpunkt („Nullpunkt“) der Erde, schotten (!) sich total ab: „Großbritannien ist eine Insel“, erklärt taz-Experte Ralf Sotscheck (60).
Auch sonst beharren sie auf ihren bescheuerten Briten-Macken: Europa fährt rechts, der Brite fährt links. Europa öffnet die Fenster nach innen, der Brite nach außen. Europa misst in Metern (1 Meter = 1 Meter), der Brite in „Fuß“ (1 Meter = 3,2808399 Fuß). Europa wiegt in Kilo (1 Kilogramm = 1 Kilogramm), der Brite in „Pfund“ (1 Kilogramm = 2,2046226 Pfund). Wer soll das alles ausrechnen? Und wer soll das bezahlen? Der Brite jedenfalls nicht, er hat sich von der EU frech den „Briten-Rabatt“ ausgehandelt.
Und: Europa hat die Lehren aus der Geschichte gelernt, kann sie rückwärts im Schlaf auswendig aufsagen. Ganz Europa ruft: Gebt Frieden eine Chance! Die Briten sind für jeden Krieg zu haben, träumen immer noch vom Empire (Britisch für: „Tausendjähriges Reich“) und von Groß(!)-Britannien, führen einen Krieg nach dem anderen: Falklands (1982), Irak (1991/2003), Kosovo (1999), Afghanistan (2001), Libyen (2013). Bald auch gegen Russland? Das darf nicht sein, Europa darf sich nicht von den Briten-Bombern in den Dritten Weltkrieg zerren lassen!
Die britische Politik ist ganz anders als die europäische. Gewählt wird am Donnerstag (!), nicht wie in demokratischen Demokratien am Sonntag. Und das Staatsoberhaupt kann man überhaupt nicht wählen. Das ist kein Präsident, sondern eine Königin mit Phantasie-Titeln, mehr balla-balla als in jeder Bananen-Republik: „Elisabeth II., von Gottes Gnaden Königin des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland und ihrer anderen Königreiche und Territorien, Oberhaupt des Commonwealth, Verteidigerin des Glaubens.“
Hauptstadt: London
Größe: Groß
Bevölkerung: Blass
Exportgüter: Manchester-Kapitalismus, Finanz-Kapitalismus, Imperialismus, Thatcherismus
Berühmte Leute: Lady Di, James Bond, Dr. Watson
Berühmte Orte: Highlands, Shetlands, Falklands
Kultur: Motörhead
EU-Tauglichkeit: null
Lügen und hetzen
Unfassbar: Elisabeth II. (88) regiert seit fast 61 Jahren! Länger als Kuba-Diktator Fidel Castro (87, schlimme Diktatur seit 54 Jahren). Die Herrscherin mischt sich sogar in den Glauben der Menschen ein. Während in Europa Staat und Religion strikt getrennt sind (Prinzip der strikten Trennung von Staat und Religion), ist die Königin selbsternanntes Oberhaupt der sogenannten Anglikanischen Kirche. Diese 1531 von Skandal-König Heinrich VIII. für „unabhängig“ erklärte Sekte ist in Großbritannien Staatskirche!
Und Merry Old England (Britisch für: „Der Alte Drachen“) denkt nicht an Rücktritt, verjubelt Steuergelder für schrille Hüte, sogar ihr Sohn Charles (65) ist stinksauer auf die Hut-Extremistin.
Überhaupt: Europas Presse ist objektiv und sachlich („Wir sind Papst“), die britischen Zeitungen lügen und hetzen („Vom Hitler-Jungen zu Papa Ratzi“). Keiner kann sich auf in der Verfassung festgeschriebene Rechte berufen, es gibt keine Verfassung! Deswegen kann auch niemand den britischen Kapitalismus („Manchester-Kapitalismus“) zügeln.
Denn bei den Briten dreht sich alles ums Geld, alles ist für sie Business (Britisch für: „Business“), nicht mal vor dem europäischen Volkssport Fußball machen diese Zocker halt. Die Kommerzialisierung des Fußballs ist eine britische Erfindung.
Für Kriege und die Hut-Sammlung der Königin ist Geld da, für Gesundheit und Gefängnisse nicht. Der britische Staat hat alles privatisiert und lässt die Menschen im Regen stehen (London: durchschnittlich nur 4 Sonnenstunden im Jahr!) Großbritannien ist die Insel der sozialen Kälte! Sowas in der EU? We would prefer not to! (Britisch für: „Och nö!“)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
Abschluss G20-Gipfel in Brasilien
Der Westen hat nicht mehr so viel zu melden
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen