Kolumne Das Tuch: Ein bisschen zu nuttig
Die Slutwalks waren die Reaktion darauf, dass wir mit unserem Streben nach Konformität den Lebensdurst der anderen töten.
Ich wäre auf den Slutwalk gegangen, wäre ich nicht im Ausland. Zusammen mit Tausenden anderer Frauen und Männer hätte auch ich gegen sexuelle Gewalt und Verharmlosungen von Vergewaltigungen protestiert - gegen Entschuldigungen. Nicht weil ich mich gern - was auch immer das heißen mag - schlampig anzöge, sondern weil dort gegen ein Problem unserer Gesellschaft demonstriert wird: Wir hegen Sympathie für die Täter und beschuldigen gar die Opfer.
Eine junge Frau wird vergewaltigt. Eine Kopftuchträgerin wird angespuckt. Ein junger schwarzer Londoner wird von einem Polizisten erschossen. Der Südländer wird in der Dorfdisko von Neonazis verprügelt. Die Sinti-Familie bekommt die Wohnung nicht, die korpulente Frau nicht den Job im Bekleidungsgeschäft, die Türkin nicht den Ausbildungsplatz. Aber der Täter bekommt Sympathie.
Ein bisschen empören wir uns natürlich, aber irgendwie verstehen wir den Täter ja auch. Sie sind uns alle ein bisschen zu nuttig, zu anders, zu fremd, zu schwarz, zu exotisch. Doch ich habe es satt, in einer Gesellschaft zu leben, die diese Missstände, ob groß oder klein, stillschweigend hinnimmt. Und ich habe keine Lust mehr, mir anhören zu müssen, ich würde auf hohem Niveau klagen, wenn es doch immer das gleiche Muster ist, das all diese Missstände erzeugt.
Wir geben uns Bildern hin. Statt unser Denken zu überdenken, klagen wir an. Ja, was schleichst du, du Schwarzer, auch nachts vor der Nase der Polizei durch die Stadt? Und was suchst du, du Südländer, in der Dorfdisko? Was ziehst du, du Frau, dich so nuttig an? Wenn du das Kopftuch trägst, dann musst du auch mit den Reaktionen klarkommen. Es sind nicht Einzelpersonen, die an unserem System scheitern - es ist die Mehrheit unserer Gesellschaft, die überall in ihre Schranken verwiesen wird. Das Traurige daran: Wir sind alle von diesem Denken befallen.
Als ich 11 Jahre alt war, besuchte eine Rassismusaktivistin unser Hamburger Jugendzentrum. Die Dame saß in ihrem braunen Leinenkleid vor uns und sprach von Rassismus und Diskriminierung. Meine Freunde und ich waren genervt und gelangweilt. Rassismus ist doch kein Thema mehr, dachte ich. Das war mal - lange her. Es wird niemand mehr vergast, verschleppt und getötet. Es gibt keinen Krieg in Deutschland. Alles ist okay. Es brauchte Jahre, bis ich verstand, dass wir mit unserem Streben nach Konformität heute noch den Lebensdurst der anderen töten.
Vor ein paar Tagen besuchte ich hier in Kairo einen Verein von in Deutschland ausgebildeten Ägyptern. Der Vorsitzende, über 80 Jahre alt, gebrechlich, aber stark, erzählte mir in ausgezeichnetem Deutsch von seiner Promotionszeit im München der 50er, der "besten Zeit" seines Lebens. An den Wänden hingen Landschaftsbilder, "Deutschland" stand in Großbuchstaben darauf. Ein deutsches Klavier verstaubte an der Wand.
Als wir über Diskriminierung in Deutschland sprachen, richtete sich der alte Mann auf und schaute mein Kopftuch von der Seite an. Dann drehte er sich wieder weg und sagte in den Raum: "In Rom wie die Römer." Einige werden nie verstehen.
Leser*innenkommentare
Malinchen
Gast
Hallo Kübra!
Eine tolle Meinung und ein wichtiger Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte!
Ich habe einen Vorschlag: Organisier doch einfach einen Slutwalk in Kairo! Dann kannst Du wirklich zeigen, dass Du zu Deiner Meinung stehst, und bereit bist, sie auch zu vertreten!
Gerade in Kairo wimmelt es nur so von Konformisten, die anderen - und insbesondere Frauen - ihren Lebensstil & ihre Überzeugung aufzwingen wollen. Dort werden Frauen mitten auf der Straße sexuell belästigt, einfach nur, weil sie Frauen sind. Und da Du es satt hast, "in einer Gesellschaft zu leben, die diese Missstände, ob groß oder klein, stillschweigend hinnimmt", geh auf die Straße!
Schrei dem spießigen, repressiven Patriarchat einmal richtig ins Gesicht! Blas den Muslimbrüdern & Salafistenheinis mal so richtig den Marsch!
Dann könntest Du doch endlich den ewigen Nörglern, die Dir immer unterstellen, dass Du die Kolumne nutzt, um den Deutschen Rassismus zu unterstellen eins auswischen!
Andere mutige Frauen, wie Alia Magda al-Mahdi, haben das gewagt!
Nur Mut, Schwester! Ich bin bei Dir! ;)
Harald
Gast
Oje, wieder einer der Artikel, in denen man den pööhsen Deutschen ihren Rassismus vorhält.
Ich denke, die muslimische Community in Deutschland hat genügend Gründe sich mit ihren eigenen Problemen zu befassen (Parallegesellschaften; mangelnde Integration in das Land, in dem sie leben; Verhalten gegenüber Frauen [z.b. gegenüber Lehrerinnen in der Schule]; Schulabbrecher in Schulen; Leben von Sozialleistungen).
Beim Thema Kopftuch "vergisst" die Autorin leider, wofür das Kopftuch bei uns steht (für den politischen Islam) und wie es deshalb in Deutschland wahrgenommen wird. Sie grenzt sich durch ihrÄußeres aus und beschwert sich dann darüber. Wenn ich in Nazisachen herumlaufen würde, brauche ich mich nicht zu beschweren, wenn mich andere Menschen für einen Nazi halten und mir entsprechend gegenübertreten.
Esra Cakmakli
Gast
Als mündige deutsche Muslima wäre ich vor zwei Wochen wohl auch mit Frau Gümüsay auf dem slutwalk gelaufen. Der Grund wäre der selbe!
Nämlich die Hochachtung von menschlicher Moral, das so genannte Recht gebrauch unseres eigenen Verstandes zu machen.
Frei ist der Geist, so frei, dass er die Wahl hat ein Kopftuch zu tragen oder nicht! Ich frage mich nun, was genau an Fr. Gümüsays Aussage kritisiert wird? Die Essenz ihrer Kolumne oder die Tatsache, dass Fr. Gümüsay sich frei für ihr Tuch entscheidet UND ihres eigenen Verstandes?
Liebe Kübra. Auch wenn viele dich als Zielscheibe ihrer Religionskritik gebrauchen wollen, es gibt auch Menschen die über dein Äußeres hindurch direkt zu dem kommen, was uns Menschen wirklich auszeichnet.
Martina
Gast
Hallo Kübra,
ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, wenn du für deine Glaubensgemeinschaft sagst: "Es brauchte Jahre, bis ich verstand, dass wir mit unserem Streben nach Konformität heute noch den Lebensdurst der anderen töten."
Deine Religion, oder besser die damit verbundene Weltsicht, ist ein großes Problem für viele Musliminen und Muslime, die dem Joch der religiös begründeten Verhaltens- und Lebensregeln entkommen wollen und frei und unabhängig in unserer Gesellschaft leben möchten.
Der Islam ist in der Tat eine extrem konformistische Glaubenslehre, unter der vor allem Frauen zu leiden haben. Deshalb finde ich es mutig von dir, die Haltung von Necla Kelek zu unterstützen und ich wünsche dir, daß du eines Tages in der Lage sein kannst, dein Kopftuch abzunehmen, ohne bedroht oder getötet zu werden.
Dafür muss die gesamte deutsche und europäische Gesellschaft eintreten und immer wieder deutliche Zeichen gegen religiöse Intoleranz und Konformitätsdruck setzen.
sweet
Gast
Ich lese ab und zu dieses Kolumne von Frau Gümüsay...jedes Mal fehlt mir die Glaubwürdigkeit, die junge Frau ist fähig im Sprachkenntnisse, aber beim intellektuellen Fähigkeiten begrenzt steht, in der Regel ist ihre Esse inhaltlich leer...Oder ganz anders : sie hetzt : alle Fakten verdreht sie im einen Richtung: wie diskriminierend fühlen sich die Muslime im Europa. Alles ,was passiert herum und nicht den Forderungen den Muslimen erspricht sei rassistisch...und sie hat mich überzeugt: das Kopftuch macht dumm.
Otto Ullrich
Gast
Fragen an Frau Gümüsay.
Es ist sehr wichtig, gegen sexuelle Gewalt, gegen rassistische Angriffe auf Menschen mit anderer Hautfarbe oder Herkunft zu kämpfen. Ist es aber nicht verfehlt, in diese sehr zu beklagende Gewaltreihe Ihr Kopftuch-Problem einzureihen? Machen Sie hier nicht einen Kategorien-Fehler? Es ist nämlich nicht das „gleiche Muster“, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe angegriffen werden, oder wenn Menschen in einer säkularen Gesellschaft angesprochen und kritisiert werden, die öffentlich und plakativ für eine Religion Reklame laufen. Das Kopftuch oder die Religion kann man ablegen, die Hautfarbe oder Herkunft nicht. Oder soll durch Ihre Aufzählung nicht vergleichbarer „Missstände“ eine Religion in einen so unveränderbaren Zustand wie eine Hautfarbe erhoben werden?
Ist es so verwunderlich und auch ungerechtfertigt, wenn man in einer Gesellschaft, die halbwegs aufgeklärt und säkularisiert ist, kritisiert und „angemacht“ wird, wenn man öffentlich für alle erkennbar Reklame läuft für den Ableger einer Weltanschauung aus der Bronzezeit?
Sie schreiben: „Statt unser Denken zu überdenken, klagen wir an.“ Trifft das nicht in all Ihren Kolumnen in sehr hohem Maße auf Sie selbst zu? Wäre es nicht endlich an der Zeit, Ihren Satz auf Ihre monolithisch eingezäunte religiöse Weltanschauung anzuwenden, in der es zahllose Fragwürdigkeiten gibt, die zu „überdenken“ wären, um vom frühkindlich indoktrinierten Glauben zum Wissen zu gelangen? Ist es so schwer zu begreifen, dass für den Prozess der Aufklärung systematische wissenschaftliche Religionskritik dazu gehört, die beispielsweise danach fragt, ob es Moses, Jesus und Mohammed als historische Personen überhaupt gegeben hat, oder nur einer Legendenbildung entstammen?
Religionsfreiheit bedeutet in säkularen Gesellschaften, dass privat jeder glauben kann, was er will. Es bedeutet aber auch, dass man frei sein will, öffentlich von Religion behelligt zu werden. Wenn man öffentlich seine Religion zur Schau stellt, muss man eine Kritik daran ertragen können. Ist es darum nicht intellektuell unredlich, wenn Sie legitime und erforderliche Religionskritik einfach in den Topf Rassismus und Fremdenhass stopfen? Ist bei Ihnen Religionskritik grundsätzlich ein Tabu, ein zu beklagender „Missstand“? Wäre das aber nicht eine gar zu bequeme Art, sich auf diese Weise gegen Kritik an der eigenen Religion zu immunisieren? Damit würde gegenüber der Religion der Verstand, die Vernunft, das Denken und Überdenken, das Forschen, die Neugier und das Infrage stellen einfach abgetötet. Damit würde man auf der Linie von Luther liegen, der sagte: „ Wer Christ sein will, der steche seiner Vernunft die Augen aus.“
fahische
Gast
Kommentare über das dümmliche Geschnatter haben wir nun zu verschiedenen Gelegenheiten schon genug gehört, aber ich würde doch einfach vorschlagen, dass Frau Gümüsay einen Slutwalk in Kairo organisiert. Dann braucht sie keine Krokodilstränen mehr darüber zu vergießen, dass sie den in Berlin verpasst hat. Vielleicht lernt sie bei der Gelegenheit ja auch ein paar Menschen kennen, die ihr erzählen, dass das Stück Stoff, dass sie so gern trägt, ein Symbol der Unterdrückung ist und genau das bewirkt, wogegen man auf einem Slutwalk demonstriert: Die Reduzierung der Frau zu einem Sexobjekt...
So gesehen können wir ihrem Mann fast schon dankbar sein, dass er sich (und damit auch die beweglichen Teile seines Eigentums) gerade in Kairo aufhält und der Slutwalk ohne Frau Tuch von statten gehen konnte: Zwar versuchen Islamisten zugegebener Maßen cleverer Weise solche Aktionen für sich zu instrumentalisieren, aber für wirkliche Opfer (und nicht solcher, die sich freiwillig dazu machen) wäre es ein Schlag ins Gesicht gewesen.
Übrigens: Seine Augenfarbe kann man nicht ändern, auch die sexuelle Orientierung nicht. Die Hautfarbe bleibt für immer. Das Kopftuch, das Symbol der Ungleichheit zwischen Mann und Frau, kann man - Gott sei Dank - zumindest in Deutschland, einfach abnehmen.
Sabine
Gast
"Es brauchte Jahre, bis ich verstand, dass wir mit unserem Streben nach Konformität heute noch den Lebensdurst der anderen töten."
Wenn also schon im Gegensatz zu islamischen Ländern, in Deutschland niemand wegen der Meinungsfreiheit getötet wird, dann also bitte, doch wenigstens vorstellungshalber.
Wobei der Begriff "töten" auf unseren jetzigen gesellschaftlichen Zustand, dem Dār al-Harb (Haus des Krieges) passt.
Leben 'wir' erst im Dar al-Islam, bricht dann das nonkonformistische Zeitalter von alleine aus?
Angesichts der brutalen Unterdrückung von Frauen und dem religiösen wie ethnischen Rassismus in den Koranländern, schwer zu 'glauben'.
PS
Muslimas gab es auf den Slutwalks nirgends zu sehen. Das hätten die Verteidiger ihrer Frauenrechte, d.h. die Brüder, Neffen, Onkel und Väter, ganz unkonventionell verhindert und wahrscheinlich den Lebensdurst der Demonstrantin 'belebt' ...
Rita
Gast
Habe mal - nach einiger Pause - wieder online die taz gelesen. Bin nach wie vor froh, kein Abo mehr zu haben. Die Kolumne von Frau Gümüsay hat sich kein bisschen weiter entwickelt - die beschränkte Weltsicht einer jungen Frau.
Selbstironie nach wie vor Fehlanzeige, stattdessen dieser empörte Ton, mit dem sie Themen für sich zu vereinnahmen sucht. Die Idee, die Slutwalks zu ihrer eigenen Sache zu machen, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Gut, es gab ja auch Nonnen, die sich dafür einsetzten, den Gebrauch von Kondomen zuzulassen. Doch sehet, wie schnell die Katholische Kirche sie hinauswarf! Genauso schnell würden Sie, Frau Gümüsay, aus ihrer Glaubensgemeinschaft herausfliegen, hätten Sie am Slutwalk in entsprechendem Schlampenoutfit teilgenommen (ja, ja, in Rom auf keinen Fall wie die Römer sein, aber unbedingt 100% Römerin sein wollen...), tun Sie also bloß nicht so progressiv;)))!
Alreech
Gast
Ich finde das Kopftuchbeispiel im Text im Zusammenhang mit dem Slutwalk mehr als nur schräg.
Keine Frau wird als Schlampe beschimpft weil sei ein Kopftuch trägt.
Im Gegenteil.
Für manchen unserer Mitmenschen ist jede Frau die kein Kopftuch trägt eine Schlampe.
Bauchfrei ? Sichtbares Arschgeweih ? Wonderbra, enges T-Shirt mit Comicfigur mit großen Augen (die genau über den Brüsten liegen ) ? Schlampe, ganz klar !
Sex vor der Ehe ? Nur für Männer, mit Schlampen. Die eigene Schwester darf das nicht.
Irgend so ein Typ lächelt meine Schwester an die ein Kopftuch trägt ? Bekommt ein paar auf’s Maul weil er sie belästigt.
Seine Schwester trägt kein Kopftuch und ein enges Shirt ? Kann man dumm anmachen, die will es ja.
Der Kumpel lacht nicht über die Sexistischen Witze oder starrt nicht auf die dicken Titten der ganzen Schlampen ? Schwul oder was ?!
Aber beim Slutwalk geht es ja nicht um Sexismus oder patriarchale Vorurteile, da geht es ganz allgemein um Diskriminierung und so.
Und das schließt deswegen die Frau die wegen ihrem Kopftuch angespuckt wird genauso ein, wie der katholische Priester der sich in seiner Soutane auf die Straße traut und dann als Kinderschänder bezeichnet wird.
Wir wollen schließlich niemanden diskriminieren, oder ? ;-)
Beim nächsten Slutwalk nehme ich auch Teil, in einer Burka, oder als katholischer Priester.
Den Medien die mich dann ansprechen erkläre ich dann wie ich diskriminiert werde und das die ganze deutsche Gesellschaft immer mit den Typen solidarisiert die mich diskriminieren.
Ich hab nur meine Zweifel damit, ob die Organisator_innen das lustig finden werden.
Siegfried
Gast
Ich habe mich auch sehr gewundert warum die Autorin dieses Artikels die Demo der Frauen mit Rassismus vermischt. Die Mädels gehen endlich mal wieder auf die Strasse und fordern ihre Rechte ein, so wie ihre Urgroßmütter, Großmütter und Mütter es einst in mühsamer Arbeit getan haben....während die Frauen ihres Kulturkreises, Kübra, sich lieber vor den Männern immer noch ducken und lieber weiterhin ihre Scheuklappenbedeckungen tragen. Frauen mit diesem mittelalterlichen Gedankengut schlagen den Frauen ins Gesicht, die für ein Leben auf Augenhöhe mit den Männern kämpfen. Shame on you!!
Daniel Preissler
Gast
@Conrad
"Glauben Sie, dass derjenige, der einer Sache gegenuber tolerant ist, notwendigerweise allen Sachen gegenueber tolerant ist?"
So hatte ich die Autorin nicht verstanden. Die Autorin sprach von je nach Thema(/Ausdrucksform/Identität der Minderheit) wechselnden Mehrheits-/Minderheitsfronten, die sich aufbauen und erhärten, weil wir alle (!) dasselbe strukturelle Problem haben, nämlich das Streben nach Konformität und die Ausgrenzung derjenigen, die uns bei einem bestimmten Thema (einer Ausdrucksform...) gegen den Strich gehen. Soll heißen: Unsere Toleranz ist unterschiedlich gelagert; wir können bei einem Thema tolerant, bei einem anderen intolerant und bei einem dritten ausgegrenzt sein.
Die Autorin hat sich dabei explizit nicht ausgenommen.
Beste Grüße und gute Besserung Harald,
Daniel
Miaowara Tomokato
Gast
@Juli
Leider ist über das stoffgewordene Glaubensbekenntnis von Frau Gümüsay hier nicht einfach hinwegzusehen. Schliesslich bekommen wir hier von einer "Individualistin", einen von "Nonkonformität" gepredigt, während selbige sich einer Weltanschauung unterwirft, wie ca. 1,57 Mrd. andere Menschen. Und wenn tatsächlich irgendwo Muslimas auf dem Slutwalk gewesen sein sollten, haben sie sich alle Mühe gegeben nicht als solche erkannt zu werden. Bei allen Kolumnen von Frau Gümüsay warte ich eigentlich immer noch darauf, dass sie mal auf den Punkt bringt, worauf sie eigentlich hinaus will. Dass wir Deutschen alle so schrecklich rassistisch und intolerant sind, wissen wir ja bereits.
Saloua Mohammed
Gast
Das direkt wieder einmal gesagt wir: Ja, Kübra. Umdenken istangesagt, du hast ja Recht!AAAAAber ihr müsst das auch!, war klar. Es geht hier nicht darum, Menschen mit bestimmten Zügen fertig zu machen, auch geht es nicht darum Deutschland, was unser Land ist, als rassistisches Nazi- Land darstzustellen. Es geht hier, auf Missstände aufmerksam zu machen. Da müssen weder die Muslime noch die Andersgläubigen die beleidigte Leberwurscht spielen. Es gibt de facto Dinge, die dürfen in unserer ziilisierten, aufgeklärten Gesellschaft nicht passieren, und darunter ist nunmal der Punkt: Rassismus. Alltagsrassismus gibt es, und es heißt hier, dagegen anzutreten und nicht wieder einmal die Schuldsuche auf sich zu nehmen. Aber ich bin mir sicher, dass wir als deutsche es schaffen werden, diesen Rassismus auf ein Minimum zu schrauben, denn die Mehrheit ist aufgeschlossen und möchte, so wie ich, eins im Vordergrund sehen: Die Menschlichkeit.
Kübra, meine Liebe, ich weiß. Es nevt, immer wieder auf die religiöse Ansicht oder dem Outfit reduziert zu werden, statt den Menschen dahinter zu erkennen. Aber wie der Kölsche sacht: Et kütt, wie et kütt,un dat weed dütsche sin kann uns keener wegnehme ;-)
Liebe Grüße.
Saloua Mohammed
Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin
bitte anonym
Gast
Die einzigen Leute welche andersein nicht akzeptieren/tolerieren, sind jene welche sich nach ' Ausdrucksfreiheit' sehnen, es sich jedoch selbst verbieten, weil sie Angst haben anders als 'andere' zu sein, wenn sie ihr ' individuelles' "SELBST" verwirklichen wuerden, und dann auf jemand treffen der so ist wie sie selbst; nicht in der lage andersein zu tolerieren und sich nach Ausdrucksfreiheit sehnen, es sich jedoch selbst verbieten, weil...
Jeder sieht die Welt die er sieht im Spiegel
Prowler
Gast
Zitat: "Als wir über Diskriminierung in Deutschland sprachen, richtete sich der alte Mann auf und schaute mein Kopftuch von der Seite an. Dann drehte er sich wieder weg und sagte in den Raum: "In Rom wie die Römer."
Der alte Herr hat es verstanden.
Juli
Gast
Das einigen KommentatorInnen hier nichts anderes einfällt, als über den Kleidungsstil der Autorin herzuziehen, gibt ihr im Nachhinein noch ein zweites Mal recht...
Harald
Gast
An deiner statt waren immerhin viele andere, Schleier tragende Muslimas auf den Slutwalks zu sehen.
Es ist erfrischend und ermutigend, von einer undogmatischen Individualistin wie dir zu hören, welch rassistisches Land Deutschland ist.
Nur so ist es zu erklären, daß Ausländer sowie Politische- wie Wirtschaftsflüchtlinge schon seit Jahrzehnten Deutschland meiden und gegen ihre Festsetzung in Deutschland und dem von Deutschland verhängten Zwangsnachzug ihrer Familienangehörigen, vor dem Straßburger Gericht klagen.
Mit der schlimmsten, menschenrechtsverachtenden Ausgrenzung sind aber Muslime in Deutschland konfrontiert. Eine populistische, rechtsgerichtete Mehrheit hält an ihrer intoleranten Auffassung fest, daß GG über die Scharia stellen zu wollen und so mit ihrem " Streben nach Konformität heute noch den Lebensdurst der anderen töten."
Die Lage der Muslime ist deshalb schon gefährlich nahe an die Situation der Juden im Dritten Reich angeglichen.
Weltweites Vorbild für Toleranz und kosmopolitisches Zusammenwachsen sind die muslimischen Staaten, wenn sie beispielhaft vorangehen und z.B. an ihren öffentlichen Schulen schon lange christlichen Religionsunterricht eingerichtet haben.
Harald
Gast
An deiner statt waren immerhin viele andere, Schleier tragende Muslimas auf den Slutwalks zu sehen.
Es ist erfrischend und ermutigend, von einer undogmatischen Individualistin wie dir zu hören, welch rassistisches Land Deutschland ist.
Nur so ist es zu erklären, daß Ausländer sowie Politische- wie Wirtschaftsflüchtlinge schon seit Jahrzehnten Deutschland meiden und gegen ihre Festsetzung in Deutschland und dem von Deutschland verhängten Zwangsnachzug ihrer Familienangehörigen, vor dem Straßburger Gericht klagen.
Mit der schlimmsten, menschenrechtsverachtenden Ausgrenzung sind aber Muslime in Deutschland konfrontiert. Eine populistische, rechtsgerichtete Mehrheit hält an ihrer intoleranten Auffassung fest, daß GG über die Scharia stellen zu wollen und so mit ihrem " Streben nach Konformität heute noch den Lebensdurst der anderen töten."
Die Lage der Muslime ist deshalb schon gefährlich nahe an die Situation der Juden im Dritten Reich angeglichen.
Weltweites Vorbild für Toleranz und kosmopolitisches Zusammenwachsen sind die muslimischen Staaten, wenn sie beispielhaft vorangehen und z.B. an ihren öffentlichen Schulen schon lange christlichen Religionsunterricht eingerichtet haben.
Christian
Gast
Ich hoffe, die Autorin fordert das "Denken überdenken" nicht nur von anderenm, sondern ist auch bereit das bei sich selbst zu tun. Es mag nervig sein, wenn man ständig vorgeworfen bekommt, nur zu jammern und anzuklagen. Jeder mag seinen Standpunkt haben aber ab einem gewissen Grad der Undifferenziertheit ist es schwer, Verständnis dafür aufzubringen und seinerseits differenziert zu antworten.
Man sollte zumindest erwähnen, dass gegen Mark Duggan wegen Drogen- und Bandenkriminalität ermittelt wurde. Das schließt ein Fehlverhalten der Polizei nicht aus, dennoch hat hier die Polizei nicht einfach einen schwarzen Londoner erschossen. Vielleicht bekommt die Türkin den Ausbildungsplatz nicht, weil der Chef Angst hat, dass sie im Ramadan einen Monat lang tagsüber nichts trinkt, was zu geistigen Leistungseinbußen führen kann. Vielleicht bekommt die korpulente Dame den Arbeitsplatz nicht, weil sie mit höherer Wahrscheinlichkeit gesundheitliche Probleme haben wird, was dem Unternehmen zum Nachteil gereicht.
Wir sind nicht in Rom. Wenn Neonazis in der Dorfdisko Südländer verhauen, dann wird das von 95% unserer Gesellschaft verurteilt. Menschen, die Kopftuchträgerinnen anspucken oder Vergewaltigung mit nuttiger Kleidung relativieren, sind NICHT repräsentativ für unsere Gesellschaft. Man kann sowas nicht einfach pauschal der Gesellschaft vorwerfen und gleichzeitig der Polizei vorwerfen, dass sie Südländer nachts kontrolliert, wenn sie aus Erfahrungen und Statistiken weiß, dass ihr Verdacht wahrscheinlich berechtigt ist.
Mich gehen die Gründe für das Kopftuch der Autorin nichts an. Auch auf Nachfragen zu ihren oftmals widersprüchlichen Darstellungen geht sie nicht ein. Konsequent wird die politische Bedeutung und abgrenzende Wirkung des Kopftuchs ignoriert. Auch nach mehrfacher Lektüre habe ich nicht verstanden, wer mit seinem "Streben nach Konformität" angeblich wessen "Lebensdurst tötet". Konformität ist auf jeden Fall das, was von der Autorin selbst gelebt (Kleidung, Fasten, Beten nach den Regeln des Islam) wird, aber dem Rest der Gesellschaft (Modeerscheinungen, Ablehnung auf Abweichungen) vorgeworfen wird. "In Rom wie die Römer" ist vielleicht nicht jedermanns Weg, aber "In Rom immer nur gegen die Römer stänkern" kann es auch nicht sein.
Aber da wir ja zum Glück nicht in Rom sind, gibt es hier nur einen kritischen Kommentar.
CoolCat
Gast
Hallo Kübra, verdächtig ruhig hier; nun wissen Deine ehrgeizigen Kritiker_innen scheinbar gar nicht mehr, wie und wo sie Dich zu fassen kriegen sollen, um Dich in eine x-beliebige Schublade zu quetschen - freut mich aufrichtig!
Mit lieben Grüßen!
Conrad
Gast
Sehr geehrte Frau Guemuesay,
Liebe Kuebra,
Die Kolumne ist wieder einmal fantastisch geschrieben und hat ihre gewohnte moralische Wucht. Sie ist aber auch, wieder einmal, analytisch unscharf und dringt deshalb nicht wirklich zum Kern des Problems durch.
Es wird, zu Beispiel, immer ein Spannungsverhaeltnis geben zwischen Konformitaetswillen/-druck und dem Wunsch, ein Individuum, also "anders" zu sein. Das ist menschlich, das ist gesund. Die persoenliche und gesellschaftliche Herausforderung ist, die richtige Balance herzustellen, immer wieder. Dass man es moeglicherweise "satt" hat, hilft dabei nicht viel weiter.
Es ist wahrscheinlich auch nicht wirklich hilfreich, dass man das Ziel der Teilnehmer der Slut-Walks so stark erweitert, dass letztlich fast alles hineinpasst. Es geht doch hier konkret um das Recht, sich wild und sexy anzuziehen, ohne gleicht sexuell belaestigt zu werden, oder etwa nicht? Was hat das mit Auslaenderfeindlichkeit zu tun? Sie schuetten in der Kolumne alles in einen Kuebel. Gibt es z.B. keine weitgereisten, auslaenderfreundlichen Konservative, die Miniroecke und Lackstiefel im oeffentlichen Raum inakzeptable finden? Darf es die nicht geben? Gib es keine Kamotten-Freaks, die Auslaender hassen? Glauben Sie, dass derjenige, der einer Sache gegenuber tolerant ist, notwendigerweise allen Sachen gegenueber tolerant ist? Glauben Sie, dass derjenigen, der in einem Bereich experimentiert, in allen Bereichen experimentiert? Dann verstehen sie den Menschen nicht und koennen auch keinen Frieden mit ihm machen.
audionerv
Gast
Kübra, sehr gut auf den Punkt gebracht. Vielen Dank dafür!
frau e.
Gast
liebe kübra, ein sehr guter text, vielen dank! dafür hab ich gern gezahlt und möchte Dich mit den Worten "Es brauchte Jahre, bis ich verstand, dass wir mit unserem Streben nach Konformität heute noch den Lebensdurst der anderen töten." in einem vortrag zitieren.