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Kolumne Das SchlaglochHomo sapiens oeconomicus

Das Menschenbild der Wirtschaftswissenschaften ist selbst für ihre Adepten obsolet.

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2 Kommentare

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  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Was spricht gegen Engels Text über die Menschwerdung des Affen als Diskussionsgrundlage? Schreiben Sie drüber. Dann gibt es vielleicht die Chance, hier einmal etwas zu lesen, das ohne Beschwören von Gerechtigkeit, Daseinsvorsorge, dies oder jenes Denken, diese oder jene Ökonomie mit Vollbeschäftigung und intakter Umwelt und dergleichen Fixsterne am linken Wünschdirwashimmel auskommt und trotzdem Orientierung vermittelt.

     

    Engels Botschaft ist einfach: Arbeit schaffte den geselligen Menschen, das planvolle, gezielte Nützlichmachen von Elementen der Umwelt machte und macht mitmenschlich. Die Befreiung der Vorderfüße brachte Handlungsfreiheit und mit ihr entwickelten sich Sprech- und Denkvermögen. Kapitalismus, Lohnsklaverei und unerbitterliche Konkurrenz peitschte und peitscht noch die Mensch(heits)werdung voran, nötigt zur ständigen Ausweitung und qualitativen Erneuerung - um den Preis der Entfremdung - nicht von einem Idealzustand sondern schlicht von der Möglichkeit, die sich hinter dem Rücken (mit unsichtbarer Dr. Jekyll und Mr. Hyde Hand) herstellenden Beziehungen vorher durch den Kopf gehen zu lassen um hinterher dafür grade stehen zu können. (Die einzig artgerechte Haltung des Menschen). Die privateigentümlichen Formen der Arbeitsteilung schafften globale Vergesellschaftung ohne hinreichende (oder nur illusionäre) Vergemeinschaftung. (Der Ruf nach "der Politik" ist mehr Ausdruck der Entfremdung als Ausweg aus ihr) Wir arbeiten aufgespalten in unabhängige oder auch gegensätzliche Behauptungs- bzw. Rechtfertigungsbezehungen, mit kurzfristigen Anreizen die langfristig zerstörerisch wirken. Arbeitszeitersparnis ist die heimliche Herrscherin und unterwirft alles ihrer Rationalität. Was billig macht, scheint egal, individuelle Mitmenschlichkeit kann nicht mehr als richtiges Streben im nach wie vor falschen Leben sein.

     

    Und nun?

     

    "Die erwachende Einsicht, daß die bestehenden gesellschaftlichen Einrichtungen unvernünftig und ungerecht sind, daß Vernunft Unsinn, Wohltat Plage geworden, ist nur ein Anzeichen davon, daß in den Produktionsmethoden und Austauschformen in aller Stille Veränderungen vor sich gegangen sind, zu denen die auf frühere ökonomische Bedingungen zugeschnittne gesellschaftliche Ordnung nicht mehr stimmt."

     

    Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, MEW Bd. 19, S. 210

     

    Nein, ein sozialistischer Umbruch steht aktuell nicht ins Treibhaus. Trotzdem muss darüber geredet werden, was globale Vergemeinschaftungsprozesse notwendig macht, wo sie bereits auszumachen sind, und wie sich die globalen Privatmenschen zu globalen Mitmenschen emanzipieren können. Die Rede von der Hochkomplexität der Vergesellschaftung blockiert eher die Suche nach Anhaltspunkten. Die Menschwerdung des Affen kann nicht zu Potte kommen, solange sich keine menschliche Gemeinschaft herausgebildet hat, die es den Individuen erlaubt, sich mittels adäquater Institutionen über die Art der Rohstoffe, deren Produktion und Weiterverarbeitung, über die die abgestimmte Schaffung von Nachhaltigkeitsanreizen zu verständigen bevor die Kinder im Brunnen sind. Mehr Ökosozialismus wagen! Am Besten gemeinsam. http://hhirschel.wordpress.com

     

    Gruß hh

  • KK
    Karl Kraus

    Herr Miegel hat ja schon die Lösung: Anstatt über neue und moralisch richtige Wege nachzudenken, definiert er seit Jahren einfach alle zu erreichenden Ziele um. Alles, was mit dem komplizierten Sachverhalt der Gerechtigkeit zu tun hat, schiebt er fix in die systematische Ecke der Selbstverantwortung. Fertig.

    Und Bildung, Innovation usw. können nur privatwirtschaftlich (man achte auf "-wirtschaftlich"!) sichergestelt werden. Fertig.