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Kolumne Das SchlaglochStaatsbürger ohne Uniform

Kommentar von Mathias Greffrath

Anstatt der Wehrpflicht ein soziales Jahr für alle: Warum hat diese Idee keine Lobby? Für viele junge Menschen wäre ein solcher Sozialdienst eine Wohltat.

S ept cents millions de chinois / Et moi, et moi, et moi" - "700 Millionen Chinesen und ich und ich und ich". Blecke stand auf dem Kantinentisch und versuchte, auf Französisch zu singen. Dabei überschlug sich seine Stimme, aber er spielte hinreißend Waschbrett. Blecke kam von der Welt, Peters, der Gitarrist, war Mechaniker aus Krefeld. Volker, der mit den Löffeln klapperte, kam aus Bohmte.

Wir waren Panzergrenadiere im Europa-Manöver, La Courtine im Massif Central l966. Die Kasernen stammten aus der Zeit Napoleons III., das Gewölbe verstärkte den Klang unserer Skiffle-Band. Gelegentlich konnte die klassenübergreifende Zwangsgemeinschaft ja ganz lustig sein. Aber nach einem Jahr Wehrdienst hatten alle die Nase voll vom Rumhängen oder ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht verweigert hatten.

Inzwischen sind wir eine welthistorische Epoche weiter. Die Zahl der Chinesen hat sich verdoppelt, aber die rote Gefahr ist verblichen. Heute bedrohen uns Dinge, von denen man damals nicht einmal den Namen kannte. Und einundzwanzig Jahre nach Ende des Kalten Krieges denkt ein Verteidigungsminister laut über die Abschaffung der Wehrpflicht nach. Nicht wegen der "Wehrgerechtigkeit", der Waffentechnologie oder des veränderten Auftrags der Armee (Handelsfreiheit!) - darüber redete und stolperte nur Köhler. Sondern einzig und allein wegen der Finanznot. Und deshalb mit Aussicht auf Erfolg.

Mathias Greffrath

lebt als Schriftsteller und freier Publizist in Berlin. Von 1991 bis 1994 war er Chefredakteur der Wochenpost. Zuletzt schrieb er an dieser Stelle über unser Gesundheitswesen, in dem "Public Health" immer noch ein Fremdwort und ein vernachlässigtes Modul im Medizinstudium ist.

Die Rekrutenarmee ist aber immer noch eine heilige Kuh, weswegen die Spezialisten der SPD sich zum Oxymoron einer "freiwilligen Wehrpflicht" versteigen. Volker Kauder sieht die einzige Institution bedroht, die anspruchsgetriebene Bürger verpflichte, "dem Staat etwas zurückzugeben". Ministerin Schröder fürchtet um den Zivildienst, "ohne den unsere Gesellschaft weniger menschlich" wäre. Offenbar kann auch sie sich einen Sozialdienst nur als "Ersatz" vorstellen. FDP, Grüne und Linke sind für Abschaffung pur, aus gemischten Motiven. Allein der saarländische SPD-Chef Heiko Maas plädiert für ein obligatorisches soziales Jahr.

Ich frage mich seit zwei Jahrzehnten, warum diese Idee keine Lobby hat. Politiker und Feuilletons rufen nach Zusammenhalt und zivilgesellschaftlichen Werten, weil Gesundheit, Kinderaufzucht, Altenpflege, kommunale Einrichtungen in den Strukturen des fossilen Kapitalismus nicht mehr vom Staat sichergestellt werden können. Was ist also so peinigend an dem Gedanken, junge Männer und Frauen müssten nach der Schule ein Jahr lang Gemeinwesenarbeit leisten?

Eine Wohltat für Jugendliche

Ich glaube, für viele Jugendliche, die ohne feste Idee und unberaten in die erstbeste Lehre gehen, sich für einen Bindestrich-Studiengang einschreiben, in der Warteschleife bei McDonalds jobben oder sich von australischen Farmern ausbeuten lassen, bevor sie, wenns gut geht, ins vierzigjährige Hamsterrad tauchen, wäre ein solcher Sozialdienst eine Wohltat. Je nach Begabung und Präferenz könnten sie Hauptschülern beim Schreiben- oder Schwimmenlernen helfen, die digitale Alphabetisierung alternder Mitbürger betreiben, als Urlaubshilfe bei Milchbauern im Allgäu leben, kommunale Gärten anlegen, in Kitas kochen oder spielen, die Öffnungszeiten von Bädern, Bibliotheken und Museen ausweiten, Einkaufsfahrten für unmotorisierte Landbewohner machen, im Inland oder gar anderswo in Europa.

Gut, da wären auch weniger attraktive, aber notwendige Tätigkeiten zu vergeben wie Rollstuhlschieben oder Windelnwechseln - aber bei all dem könnten sie praktische Fähigkeiten erwerben, Selbstbewusstsein entwickeln, ihren Lebensplan überdenken oder finden. Sie könnten Jahr für Jahr den öffentlichen Reichtum dieser Gesellschaft mehren und darüber ein Bewusstsein und ein Gefühl dafür entwickeln, was es heißt, Bürger zu sein.

Das Wirtschaftswachstum, das uns erlaubte, Tätigkeiten, die vordem der Familie, der Nachbarschaft, der Gemeinde oblagen, zu professionalisieren und zu monetarisieren, wird kaum wiederkehren. Der Qualität dieser "Dienstleistungen" bekam das ohnehin nicht immer, weshalb Konservative sie schon immer der Familie, der Gruppe, der Gemeinde zurückgeben wollten. In den Strukturen des Besitzindividualismus aber würde das heute die Ungleichheit vertiefen; ein Sozialdienst wäre eine wirksamere, sozialere Wende. Die Vorstellung, dass 800.000 Jugendliche in einem solchen Pflichtjahr ein "Wir sind Deutschland"-Gefühl entwickeln könnten, das sie zu aktiveren und unbequemeren Staatsbürgern ohne Uniform machte - vielleicht ist die Furcht davor ein stärkerer Hinderungsgrund als der Mangel an Neugier, Betätigungslust und unverbrauchten Solidaritätsgefühlen.

Finanziert durch Bürgersteuer

Sinn machte so etwas freilich nur, wenn es attraktiv und qualifizierend organisiert wird - ob nun als "letztes Schuljahr" oder von kreativen Kommunalverwaltungen, die am ehesten wissen (sollten), wo die sozialen Schuhe drücken. Bleibt die Kostenfrage. Nehmen wir an, die jungen Menschen erhielten 1.000 Euro pro Monat für Arbeit und Unterkunft, und auf jeweils zehn von ihnen käme ein qualifizierter Betreuer (ob nun Handwerker, Sozialarbeiter oder Ingenieur), dann ergibt mein Taschenrechner jährliche Ausgaben von rund 15 Milliarden. Das entspräche einem Prozent der Barvermögen, die im letzten Jahrzehnt entstanden sind, und 0,3 Prozent der Vermögen insgesamt. Das wäre nicht unbillig für eine Bürgersteuer im 21. Jahrhundert; der zivilisatorische Gegenwert könnte enorm sein.

Ach ja, Blecke starb an Krebs und Volker ist Anwalt geworden, die anderen sind mir verloren gegangen. Doch für die Wehrpflicht wird noch immer geworben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass eine Gruppe junger Menschen, die verwüstete Panzerschussbahnen im Zentralmassiv aufgeforstet oder mit behinderten Kindern in Dortmund eine Tagesstätte renoviert hat, sich nicht so aus den Augen verliert wie die Skiffleband aus Munsterlager. Sie hätten schließlich etwas Neues in die Welt gesetzt. Und manche sogar etwas, bei dem sie bleiben können.

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35 Kommentare

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  • M
    M&M

    Ich halte nichts von einem allgemeinen Pflichtjahr. Ich selbst habe gerade meinen Zivildienst beendet und musste feststellen, dass diese vielfache theoretisch-soziologische Überhöhung eines Zwangsdienstes in keinster Weise der Realität standhält.

    Ich kann nicht gerade sagen, dass der Zivildienst meine Sozialkompetenz verbessert oder mein sozialstaatliches Bewusstsein vergrößert hat. Im Gegenteil: der Einblick in die Zustände in einer sozialen Einrichtung hat meinen Glauben an die Milchkuh Sozialstaat doch stark erschüttert.

    Weder wurde ich entsprechend meiner Fähigkeiten eingesetzt, noch wurde mit meiner Arbeitskraft verantwortungsvoll umgegangen.

    Die Tatsache, dass eine soziale Einrichtung lächerlich wenig für einen Dienstleistenden bezahlen muss, führt dazu, dass dessen Arbeitskraft nicht wirklich wertgeschätzt und damit verschwenderisch umgegangen wird.

    Ich kann keinen Vorteil darin sehen, junge Schulabsolventen erst einmal zum Putzen abzustellen. Dadurch wächst kein Gemeinschaftssinn, sondern nur Verdruss.

     

    Von den ökonomischen Kosten eines solchen Spaßes ganz zu schweigen. Mit den 15 Milliarden, welche der Autor als Unkosten für das Gehalt der Dienstleistenden beziffert, ist es ja noch lange nicht getan. Es entstehen enorme volkswirtschaftliche Zusatzkosten, dadurch dass ein solcher planwirtschaftlich gelenkter Einsatz von 800000 jungen Menschen einen enormen Eingriff in die Strukturen der Marktwirtschaft darstellen würde, Arbeitsplätze vernichten würde und die Dienstleistenden wesentlich effektiver arbeiten würden, wenn sie sich ihre Arbeit entsprechend ihrer Fähigkeiten selbst auf dem Markt suchen würden (sog. Opportunitätskosten).

  • R
    Robert

    @pro_sozJahr_fAlle:

    "Da würd emich aber schon mal interesieren, wieviele der sich hier CONTRA positionierenden selbst im ehrenamtlich tätig sind"

     

    Sehen Sie, und genau darum geht es *nicht*. Sie implizieren jeder müsse im Laufe seines Lebens dazu kommen etwas durch ein Ehrenamt an die Gesellschaft zurückzugeben. Mein Argument, jetzt mal als Beispiel herangezogen, ist genau, dass niemand beurteilen darf OB und WANN und WIE sich ein Mensch dafür oder dagegen entscheidet. Überspitzt gesagt: Sonst können wir gleich hingehen den gesellschaftlichen Bedarf an solchen Leistungen ermitteln und dann die Bürger zwangsweise darauf einteilen ;-)

     

    Wo wollen sie die Grenze ziehen? Wieviel Verfügung darf der Staat über das Leben des Einzelnen haben, hm?

     

    Nach meinem Zivildienst habe ich vielen von meinen Erfahrungen berichtet die Vorurteile über das Arbeiten mit alten Menschen hatten. Wenn das statt meiner jemand gemacht hätte der ein freiwilliges soziales Jahr gemacht hat wäre es noch besser gewesen!

    Man nimmt schon weniger ernst wenn jemand etwas positiv beschreibt, es sozusagen "verteidigt", wenn er dazu gezwungen wurde (es darf ja nicht umsonst gewesen sein).

     

    Es ist gut wenn sich Menschen schließlich zu einem Eherenamt entschliessen. Wer das wann tut darf niemand für ihn entscheiden. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen sinnvolles tun *wollen*. Wenn dies nicht der Fall ist, dann hat das auch persönliche Gründe die zu respektieren sind.

     

    Mein musikalisches Ehrenamt heute hat nichts damit zu tun, dass ich damals dem Staat ein Jahr meines Lebens hinterherwerfen musste. Und ja, ich bin trotzdem auch dankbar für die Begegnungen in dieser Zeit.

    Aber ob ich auf der Suche nach Sinn jemals freiwillig ein soziales Jahr gemacht hätte? Ich werde es nie erfahren.

     

    Herzliche Grüße

    Robert.

  • AP
    Andreas P.

    Der Staat hat mit der Schulpflicht das Instrumentarium bereits an der Hand. Dass man ein paar Schuljahre lang auch mal etwas ganz anderes als Frontalunterricht und Lehrplanerfüllung machen könnte, steht auf einem anderen Blatt. Soziale Kompetenz müssen Elternhäuser, und wenn das nicht funktioniert, Schulen vermitteln. Ein Reichsarbeitsdienst 2.0, den Greffrath sich hier zusammenfaselt, ist 1. mit 18 Jahrden zu spät und 2. eine unzumutbare Bevormundung. Ich würde mal gerne wissen, was unsere Rentner (bzw. Greffrath, bald im Rentenalter) davon hielten, wenn man mit 65 erst einmal ein Jahr lang im Altenheim arbeiten müsste... dabei hätten die im Gegensatz zu den jungen Leuten dann durchaus die Zeit dafür...

  • P
    pro_sozJahr_fAlle

    Alle die hehren Kommenare ob des ZWANGSdienstes und der Freiheit der Selbstbestimmung des Einzelnen.

    Da würd emich aber schon mal interesieren, wieviele der sich hier CONTRA positionierenden selbst im ehrenamtlich tätig sind und noch wichtiger, wieviele von ihnen auf Tätigkeiten von FSJlern oder Zivis angewiesen sind.

    Bezüglich des Gewinns für Jugendliche aus dem "Jahr Engagement für das Gemeinwesen", da verweise ich doch auf die Beiträge derjenigen, die es aktuell betrifft.

     

    UND: Nein, ich bin keine Nutznießerin aus den Tätigkeiten von FSJlern/Zivis (FÖJ wäre diskutierbar :)

    Leider konnte ich Ende der 80er auch kein FSJ/FÖJ machen, da es nicht genug derartiger Stellen gab. Damals hatte ich die Zeit und hätte mich gerne so ehrenamtlich engagiert.

  • R
    Robert

    "Ich glaube, für viele Jugendliche, [...] bevor sie, wenns gut geht, ins vierzigjährige Hamsterrad tauchen, wäre ein solcher Sozialdienst eine Wohltat."

     

    Ja, vielleicht, und für andere - die schon wissen was sie mit ihrem Leben nach der Schule anfangen wollen - eben nicht.

    Es ist nicht Aufgabe des Staates das zu entscheiden und seine Bürger(!) ein weiteres Jahr lang zu bevormunden.

     

    Ein soziales Jahr als freiwilliges Angebot, dagegen wäre nichts zu sage. Die Inanspruchnahme ein Ausdruck eigener Wünsche und damit ungleich aussagekräftiger und wertvoller als bei einem Zwangsdienst an der Gemeinschaft.

     

    Mit welcher Art von Dienst jemand der Gemeinschaft am meisten zurückgeben kann, dass weiß (wenigstens ahnt) er spätestens in diesem Alter schon besser als Vater Staat. Und wenn nicht, dann soll er spätestens jetzt die Gelegenheit erhalten herauszufinden wohin seine EIGENE Wahl ihn führt.

     

    Wir müssen nicht aus jedem "Professor" einen Krankenpfleger und aus jedem "Kümmerer" einen Ingenieur machen. Lasst die jungen Leute eigene - unterschiedliche - Wege einschlagen!

     

    Herzliche Grüße

    Robert

  • J
    @Jane

    dein kommentar ist der einzig vernünftige hier und enthält alle erdenklichen gegenargumente. was ist bloß aus der taz und ihrer leserschaft geworden, seid ihr noch ganz bei trost?

  • H
    Heiko

    Zweischneidiges Schwert..Faktisch verboten (nicht ohne Grund)

     

    Praktisch wäre es aber für bestimmte Bereiche schon..Manche Problemjungendliche wären danach sicherlich reifer....

    Aber den Problemälternen in unserer Mitte (insbesondere die Oberschicht könnte so ein Jahr auch gut vertragen....Es würde alles wieder auf den Boden der Tasachen zurückbringen.

     

    Auch Das Gehalt wäre ok....

    Nur was machen wir dann mit unseren Friseurinen die von weniger als 1000 Euro netto im Monat sich die Beine in den Bauch stehen dürfen beim arbeiten oder der gemeinen Zahnarzthelferin die für nicht viel mehr 40-50 Wochenstunden arbeiten müssen, trotz dreijähriger Ausbildung und keine angelernten Ersatzdienstleister ....

     

    Solangsam gefällt mir die Idee mit durchgängigen Mindestlöhnen..in France klappts doch auch....Da bekommen sogar illegale den Mindestlohn...;-) und der liegt einiges über dem Gehalt einer deutschen Friseurin...;-)

  • J
    Jane

    "Gut, da wären auch weniger attraktive, aber notwendige Tätigkeiten zu vergeben wie Rollstuhlschieben oder Windelnwechseln - aber bei all dem könnten sie praktische Fähigkeiten erwerben, Selbstbewusstsein entwickeln, ihren Lebensplan überdenken oder finden."

    Nein, da will ich nicht zustimmen, denn es ist nicht so wenig attraktiv, einem Menschen beim Leben zu helfen, der es alleine (körperl Behinderung etc.) nicht könnte.

     

    Die Idee, nun ALLE Jugendlichen OHNE AUSNAHME zu verpflichten ist abzulehnen, seitdem Hannah Arendt "Urssprünge und Elemente totaler Herrschaft" geschrieben hat und seitdem wir wissen, dass wir in der Zeit der Vereinheitlichung von allem und jedem leben.

    Auch die Folgen müssen reflektiert werden, aber zunächst erstmal DIE GEGENWART:

    Du kommst als 5-jähriger in die Schule und wirst fortan mindestens 10 Jahre lang hören, "wenn du hier nicht gehorchst, wirst du als nutzloser Mensch auf der Strasse landen!". Dann kommst du aus der Schule und dir wird gesagt "wenn du nicht gehorchst und den Dienst an der Gesellschaft verrichtest, wenn du der Gesellschaft nicht ein Jahr deines Lebens schenkst, dann musst du ins Gefängnis". Nachdem man also der Gesellschaft zur Weiterführung ihrer Gegenwart mindestens 10 Jahre in der Schule geschenkt hat, wird man ins Gefängnis gesperrt, wenn man nicht noch äußerst kostengünstig ein weiteres Jahr seines Lebens spendiert; tut man es nicht, ist man ein unerzogener Jugendlicher, dem gegenüber die Gesellschaft sich ganze Rechtsgebäude aufgebaut hat, die sie gegen ihn wenden wird.

    So geht es aber nicht! Die Probleme des Sozialen, die im wesentlichen NICHT durch Jugendliche zu Stande kommen (und es ist keine Frage von Schuld und Sünde und Sühne!!!) sollen also weiter auf deren Rücken gelöst werden. Auf dem Rücken der Menschen also, die jetzt schon, also in der GEGENWART wissen, dass sie in einem Land leben, dessen Schulden von den Früchten ihrer Arbeit bezahlt wird werden müssen, OPTIMALER WEISE die nächsten 45 Jahre lang, und WER AUCH DIES NICHT TUT, sei ein Schmarotzer. Man weiß dann also heute als Jugendlicher (vielleicht nicht bewusst, aber vorbewusst, d.h. geahnt, gespürt, gefühlt...), dass man ein schlechter Mensch vor den "Erwachsnen" dieses Landes sein wird, wenn man nicht 10 + 1 + 45 Jahre an diese Gesellschaft verschenkt, also 56 Jahre seines Lebens dient.

    Und ich will doch mal bitte so langsam einen Grund dafür wissen, denn NICHT DIE JUGENDLICHEN SPEKULIEREN AN DEN BÖRSEN, NICHT DIE JUGENDLICHEN FÜHREN DIE MAFIA, NICHT DIE JUGENDLICHEN VERPRASSEN GELD OHNE ENDE, NICHT DIE JUGENDLICHEN ERMORDEN KINDER, NICHT DIE JUGENDLICHEN BAUEN DUMPING-LOHN-ARBEITSPLÄTZE, NICHT DIE JUGENDLICHEN KÜRZEN HARTZIV-REGELSÄTZE BIS AUF NULL, NICHT WEGEN DEN JUNGENDLICHEN WERDEN JUGENDLICHE EXTREM GEWALTTÄTIG, NICHT DIE JUGENDLICHEN FÜHREN KRIEGE IM ORIENT UND IN AFRIKA, NICHT DIE JUGENDLICHEN BAUEN DAS GRUNDGESETZ AB, NICHT DIE JUGENDLICHEN BEDIENEN SICH VORBEHALTLOS AM VERMÖGEN DER VÖLKER D.E.N.N. DIE JUGENDLICHEN S.I.N.D. EINES DER VERMÖGEN DER VÖLKER!

    Und wieder einmal redet man darüber, wie man sie verheizen kann, wie man ihnen den Wert aussaugen kann und wieder einmal unterstellt man ihnen, sie seien wertlos, wenn sie nicht gehorchen werden und wertlos, BIS SIE GEHORCHT HABEN! Wieder einmal übergeht man, dass es mehr Erwachsene als Jugendliche und Kinder gibt und das diese Erwachsenen mehr Interesse daran haben, dass die Welt so bleibt wie sie IST, dass die Gegenwart die Zukunft bleibt viel eher als sie zu ermöglichen (denn zweiteres wollen die Jugendlichen und Kinder, dass ihnen die Gegenwart eine Zukunft ermöglicht!). Und wieder einmal hat man vergessen, dass schon Sokrates-Platon wusste "Die Jugendlichen von heute lieben den Luxus, haben schlechte Manieren und missachten die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer" und das allein das die ewig wiederkehrende VOrstellung der Erwachsenen ist, die Jugendlichen zu Dienstleistern IHRER (der Erwachsenen!) Wünsche und Bedürfnisse zu machen, zu Dienern ihrer Begierden statt an sich selbst Hand zu legen.

    Verpflichten wir einfach alle Erwachsenen zu 2 Jahren sozialer Arbeit für 1000€ im Monat; ich will sehen, wie ihr das wohl fändet. Ich als Erwachsener, ich würde dagegen protestieren. Und ihr hier, ihr hier als Erwachsene, wie sieht es mit euch aus?

  • FG
    Freie Gedanken

    Die, die hier von Zwangsdienst sprechen, sollten sich mal Gedanken darüber machen, dass sie ja auch gezwungen sind, Zwangsleistungen des Staates in Anspruch zu nehmen.

     

    Schulen, Hochschulen (500€ Studiengebühren pro Monat deckt bei weitem nicht die Kosten), Strassen, staatlich subventionierte Bäder, staatlich subventionierte Kulturangebote .....

     

    Die Liste kann unendlich lange fortgesetzt werden. Ein Sozialer Dienst wäre kein Dienst an unzweifelhaft unfähigen Politikern, sondern ein Dienst an unserer Solidargemeinschaft. Wir können auch alle Solidarleistungen abschaffen. Dann werden sich aber wieder alle aufregen.

  • A
    akkronym

    Wozu denn ein Zwangsdienst. Weil man ein bestimmtes Alter hat und in einem bestimmten Land wohnt?. Warum keinen Arbeitsdienst für Banker ab einem bestimmten Alter oder einen bestimmten Position? Oder für Politiker. Alle 3 Jahre ein Jahr Zwangspause für Potitiker, Pflegen lernen, Kontakt zur Realität bekommen.

     

    Ziemlicher unsinn dies Idee vom Zwangsdienst.

    Prinzipiell bedeutet das ja eine Dienstpflicht zur Erleicherung der sozialen Kosten gegenüber der Wirtschaft. Das geht schon in die Richtung Leibeigenschaft auf Zeit.

  • A
    Anita

    So charakterbildend ein soziales Jahr fuer alle auch sein mag... Ich sehe vor allem das Risiko, dass "normale" Arbeitsplaetze verdraengt werden und den Betreibern von Altenheimen, etc. billig Arbeitskraefte zugeschustert werden, ohne dass die Kostenersparnis an die Pflegekassen weitergegeben wird.

    So wie 1EuroJobs offiziell auch nur fuer Arbeiten gedacht waren, die sozial sind und ansonsten nicht gemacht werden wuerden.

  • G
    Guerkchen

    Ich finde das ist eine gute Idee. Es wäre nur gerecht wenn alle etwas für die Gemeinschaft tun würden. So ließe sich die Wehrpflicht endlich abschaffen und das Sozialsystem vor dem Kollaps bewahren. Außerdem würden viele von den Erfahrungen eines solchen Dienstes profitieren. Ich wußte nach der Schule nicht was ich wollte und kann nur sagen, dass ein freiwilliges soziales Jahr ziemlich hilfreich für die Persönlichkeitsbildung ist. Ich verstehe nicht, warum einige hier direkt Freiheitsberaubung wittern. Wahrscheinlich sind das wieder diejenigen, die glauben sie hätten immer nur Rechte, Pflichten wären nur für die Anderen! Immer schön individuell bleiben und Solidarität einfordern, solange man selber nicht geben soll!

  • R
    RichardT

    mal davon abgesehen, daß es Sklaverei wäre, die wirklich allgemeine Dienstpflicht wirds nie geben. Denn die wäre ja für Männer und Frauen. Und das wird die Frauenlobby, also die Vertretung der 52% Minderheit sicher zu verhindern wissen.

    es heißt ja immer welch tolle Erfahrung der Zivildienst für junge Männer ist, sind die Frauen da nicht sehr benachteiligt weil sie diese Erfahrng nicht machen dürfen?

    und komm mir kener mit dem Argument die Frauen kriegen ja die Knder. ich war beim Bund, bin Vater und meine schwester ist kinderlos.

    Aber irgendwo ist sie sicher benachteiligt, stimmt, sie mußte ein jahr früher arbeiten und Geld verdienen.

  • TT
    Torgil Trumpler

    Ich finde die Idee an sich gut und unterstütze die Aussage des Kommentators vollstens. Mein Zivildienst hat am 31. Mai geendet und ich war für die Pflege von mehrfach schwerstbehinderten Kindern zuständig. Rückblickend kann ich nur sagen, dass das einer der sinnvollsten und gleichzeitig auch bereichernsten Erfahrungen war, die ich in meinem Leben gemacht habe, die mir ohne den Akt der "Freiheitsberaubung" aber verwehrt geblieben wäre, weil ich wahrscheinlich nie über meine eigene Faulheit und anfängliches abgestoßen sein gesprungen wäre.

    Alles in allem, hätte ich nicht das soziale Gewissen und den geistigen Horrizont, dessen ich mir jetzt bewusst bin.

    Ich bin mir zwar vollkommen im Klaren, dass nicht jeder Zivi und wahrscheinlich die wenigsten Wehrdienstleistenden diese Erfahrungen mit mir teilen, nichts desto trotz fände ich es schade, mir vorzustellen, dass das alles über kurz oder lang verloren geht.

     

     

    Und nur nebenbei, der Wehrdienst ist kein Überbleibsel des Kalten Krieges, sondern soweit ich weiß aus dem (Selbst)Verständnis heraus entstanden, dass Demokratie und Freiheit ihren Preis hat und die Bürger bereit sein sollten dafür einzustehen (Levée en masse).

    Ich denke allerdings, dass die Bedrohung Heute längst nichtmehr von außen kommt.

  • EA
    Enzo Aduro

    Freiheitsberaubung bleibt Freiheitsberaubung!

     

    Wenn man jetzt Anfängt aufgrund der Perspektivlosigkeit unserer Generation einen Zwangsdienst als mildtätig zu beschreiben, dann kann man sich auch nicht darüber aufregen Hartz 4 Empfänger in den Steinbruch zu stecken. Oder die Rente nur bis 75 auszahlt, ab dann nur Grundsicherung. (Würde auch viel Geld sparen)

    Zwischen 18 und 21 zu sein ist in diesem Land (noch) keine Straftat und auch keine Ordnungswiedrigkeit deshalb darf es auch nicht bestraaft werden.

     

    Diesen Gedanken das wir ja sonst nur "arbeitslos etc." wären habe ich so oft gehört und das es deshalb gut ist wenn wir in Kasernen gesteckt werden. Die Denke die dahintersteckt ist mit Art. 1 nicht vereinbar und drückt eine tiefe Minderschätzung junger Menschen aus.

    Wenn die Wehrpflicht fällt, dann fällt der Zivildienst. Alle Leistungen muss sich die grauhaarige Gesellschaft dann am Arbeitsmarkt einkaufen -zu welch niedriegem Preis auch immer- anstatt sie sich von den Abi-Feten wegzurauben!

     

    Der Wehrdienst ist ein Lex-Speciales, gedacht für die Sicherung der Verteidigungsfähigkeit Deutschland vor "Dem Russen" - nicht um die Sozialbeiträge der Gebährstreikenden Generation zu senken.

  • RK
    Robert Kromminga

    Sehr guter Kommentar;

    volle Zustimmung!!

  • L
    Leser

    Ein Zwangsdienst bleibt ein Zwangsdienst, auch wenn er nicht mehr mit der Waffe in der Hand abgeleistet wird. Wer von "dem Staat etwas zurück geben" spricht, übersieht, dass der Bürger zeitlebens etwas zurück gibt: nämlich Steuern. Und wenn es nur die Mehrwertsteuer ist.

    Es wird Zeit, dass dieser Leviathan sich zurückzieht, nicht, dass sein Zwang auf noch mehr Menschen ausgedehnt wird. Keine Wehrpflicht, kein Pflichtjahr für irgendwas!

  • J
    jonas

    Ich kann den Autor nur unterstützen.

     

    Habe selber Zivildienst im Altenheim geleistet. Es war nicht gerade mein Traumjob aber rückblickend gesehen sehr charakterformend.

     

    Ob die Wehrpflicht abgeschafft wird oder nicht haben andere zu entscheiden. Ich hoffe nur, dass der Zivildienst oder eben ein fr. soziales Jahr bestehen bleibt/eingeführt wird. Allein schon, weil die sozialen Leistungsträger unter unnormal schlechten Arbeitsbedingungen leiden (Unterbezahlung, Überbelastung, etc.) und einige Leistungen ohne Zivildienstleistende so nicht mehr angeboten werden können.

  • V
    vic

    Vernünftige Projekte haben niemals eine Lobby, nicht in Deutschland.

    Ich halte ein soziales Jahr für ALLE, für eine sehr gute Idee.

    Und deswegen wird diese Idee wohl keine Chance haben.

  • ME
    Matthias Eichenseer

    Warum sollen sowas immer die Jungen machen müssen? Und dafür soll auch noch eine extra Steuer erhoben werden? Wer will kann jetzt schon ein freiwilliges Soziales Jahr machen.

     

    Ausserdem haben wir Millionen von Hartz4lern die wir eh schon bezahlen fürs Nichtstun. Diese Leute kann man für kommunale Aufgaben heranziehen, nicht mal in der DDR gabs Geld fürs Nichtstun. Und zum Rasemähen, Heckenschneiden und Bibliotheken bewachen werden sich unter Androhung von Leistungskürzungen sicher ein paar finden.

  • K
    kommentator

    Das ist jetzt aber nett von Ihnen, dass Sie den jungen Erwachsenen in paternalistischem Eifer durch Zwangsarbeit wohltun wollen.

     

    Sklavenhaltung ist nicht zu rechtfertigen und was für einen mündigen Staatsbürger "gut" ist entscheided er am besten selber.

     

    Wenn man nicht grade Schwachsinn für die TAZ zusammenschreibt, ist der eigene Beruf vielleicht hilfreicher für die Gesellschaft, als Sie es vermuten.

  • I
    Iro

    Das mag mal ein verrückter Gedanke sein, aber: Welcher Berechtigung hat ein Staat eigentlich jemandem vorzuschreiben wie er sein Leben zu führen hat? Wieso darf und wieso sollte ein Staat einem jungen Menschen vorschreiben was er ein Jahr zu tun hat, nur weil ein paar ältere Herren und Damen (die es nicht betrifft) der Meinung sind, dass das der "verlotterten Jugend" ganz gut tut? (Bei Bedarf den Begriff "verlottert" gerne durch etwas aktuelleres ersetzen).

     

    Vorschlag: Wieso nicht ein soziales Jahr für alle über 65-jährigen? Oder für die 50jährigen? Letztere sind immerhin die Entscheider unserer Gesellschaft, denen könnte etwas *echtes* soziales Engagement ganz gut tun.

  • SM
    Staatsbürger mit Wohlfahrtsstaat

    Aktuell müssen die Zivildienststellen durch normale unterqualifizierte Geringverdiener-Stellen abgelöst werden. Damit kann man Geld verdienen. Wir sind Deutschland;)

     

    Der Autor hat eine wirklich gute Idee,

    doch auch eine 800.000 Jugendliche starke Ehrenamtlegion "Wir sind Deutschland" kann keinen funktionierenden Wohlfahrtsstaat ersetzen. Sie müsste mit mehreren Millionen professioneller Arbeitskräfte kombiniert werden, auch wenn natürlich die positive Wirkung, speziell in neuen Einsatzgebieten gegeben ist. Die Zahl der bürgergesteuerten Jugendlichen würde zudem immer weiter sinken, bei einer Fertilitätsrate von ca. 1,4 auch kein Wunder. Allein um diese zu erhöhen, benötgt man sehr viele, sehr teure Betreuungstellen (s.o.).

    Es irrt der Autor, Wachstum als unabhängige Variable oder Vorbedingung für eine Professionalisierung zu sehen. Auch durch Staatskonsum und Konsum der Bürger wird und wurde sehr erfolgreich Wachstum geschaffen, sodass wir Mitte der 1990er Jahre z.B. von Dänemark im Pro-Kopf Einkommen überholt worden sind, von anderen Ländern übrigens auch. Wenn man es so möchte ist das ist eine Art struktureller Keynesianismus - allerdings nicht zwanghaft peinlich mit Staatsschulden finanziert, sondern wachstumsfördernd - und auch Export ist dabei möglich. Er hängt mittelbar mit der Qualität der sozialen Dienstleistungen zusammen:

    Sie könnte steigen, wenn, ja wenn man einfach mal die Anzahl der professionell Tätigen erhöhte - allerdings staatlich angestellt, freie Träger neigen gemeinhin zur Gewinnmaximierung, man möchte es diesen Leuten besser nicht überlassen. Der Besitzindividualismus müsste zu Gunsten des Besitzkollektivismus quantitativ ein wenig zurücksteuern, sodass auch Konservative einen positiven Begriff der Qualität des Staates entwickeln könnten - sich ungezwungen kollektiv gäben oder besser bürgerlicher;)

     

    Ein Gemeinsinn schaffendes Ehrenjahr bräuchten aber wir vermutlich in jedem Fall. Selbst dann, wenn wir einen funktionierenden Wohlfahrtsstaat aufbauen würden. Das Land hat schließlich vier Jahrzehnte sozialpolitischen Rückstand aufzuholen und so u.a. ein massives Bevölkerungsproblem. Die schlimmsten sozialen Schieflagen, auch bei wettbewerbsfähigen Bildungs- und Betreuungsinvestitionen sowie Schuldenabbau, Krankenkassen und Rentenstützung, modernem Schulsystem und entmonetarisierten Universitäten, also moderne Mischwirtschaft, können so zumindest teilweise ausgeglichen werden.

     

    Fazit: Der Autor hat eine wirklich gute Idee, Note 2+, insbesondere die Bewußtseinsebene der jungen Leute betreffend; und sie ist relativ leicht an das gegenwärtige politische Ideologien - Gemenge anknüpfbar.

    Allerdings darf das Ehrenamt nicht als billiger Ersatz misbraucht werden und ohne einen aktiven Wohlfahrtsstaat geht gar nichts mehr besser.

  • E
    EdoZ

    "Was ist also so peinigend an dem Gedanken, junge Männer und Frauen müssten nach der Schule ein Jahr lang Gemeinwesenarbeit leisten?"

     

    Weil der Reichsarbeitsdienst mit gutem Grund in der Verfassung verboten ist.

     

    Und weil, wenn man die so genannte "soziale Marktwirtschaft" toll findet, man nicht einfach eine Ausnahme reinschneiden kann. Entweder jeweils "solidarische Volksgemeinschaft" oder "merkantile Ellebogengesellschaft" ganz. Im Prinzip letzteres aber bei Bedarf dann auch ersteres, weil der Warencharakter sozialer Dienstleistungen nicht so recht anerkannt werden möchte - nö.

  • H
    HSt

    Der Gedanke ist betrickend schön und ich denke ihn schon seit Jahrzehnten, allein, viele Schulabgänger werden jammern, dass sie den Anschluss ans große Geldverdienen verpassen. Und wie ich unser Land kenne, wird es betuchten Eltern gelingen, ihren Sprössling freizukaufen.

    Aber ein Segen wäre ein solches Jahr schon!

  • S
    Sternengucker

    Ein Artikel, der endlich einmal ausspricht, was mir bei den jüngsten Diskussionen um die Wehrpflicht stets durch den Kopf ging! Ein soziales Jahr für alle wäre die beste Lösung - für alle. Junge Menschen (und zwar alle, bei angemessener Entlohnung der Arbeit = 1000 +) haben direkt nach der Schule die Möglichkeit unabhängig zu werden, lebenspraktische und soziale Fertigkeiten zu entwickeln und sich beruflich zu orientieren. Es sollte vielfältigste Einsatzstellen im sozialen Bereich, im kulturellen und ökologischen Bereich geben, natürlich müsste es weiterhin möglich sein, dieses Jahr auch im Ausland abzuleisten. Ein zentraler Aspekt liegt m.E. auch in der dadurch hergestellten Geschlechtergerechtigkeit. Einmal, weil ein solches Jahr auch für Frauen verpflichtend wäre, die ja nicht der Wehrpflicht unterliegen. Auf der anderen Seite wird nicht ausreichend wahrgenommen ,dass das soziale Jahr in seiner jetzigen Form ja überwiegend von Frauen geleistet wird, da die Männer Zivildienst machen.

    Die FSJ-Arbeit entspricht denen der Zivildienstleistenden, ist aber deutlich schlechter bezahlt und findet auch insgesamt unter schlechteren Bedingungen statt! Ein verpflichtendes Jahr für ALLE würde mit diesen verschiedenen Formen der Ungleichbehandlung Schluss machen. ...und warum sollte nicht auch im Rahmen eines solchen Jahres die wahlmöglichkeit "Bundeswehr" bestehen, für Männer und für Frauen...? Diese wäre dann eine Berufsarmee, die aber weiterhin eine Anbindung an die Bevölkerung besitzt. Jugendliche beiden Geschlechts könnten ihren individuellen Interessen entsprechend ihr Jahr ableisten im Kindergarten, dem Altersheim, dem Jugendtreff, im Theater, im Museum, der Bibliothek, im Naturschutzprojekt uvm..... und bei der Bundeswehr, als einer der Gemeinschaft nützenden Institution unter vielen.

  • F
    Frauke

    Ich bin froh ein freiwilliges Jahr gemacht zu haben. Ich denke es würde nicht schaden wenn jeder ein freiwilliges Jahr, egal welcher Art machen müsste.

     

    http://www.fsjkulturlos.de/

  • N
    Nico

    Geniale Idee.

    Wobei - so genial ist sie nichtmal.

    Eigentlich so offensichtlich und schlicht, aber eben deshalb vielleicht doch genial...

    Ich würds machen.

    (OK, ich mach sowieso bald Zivildienst...)

  • JD
    Jörg Drescher

    Eine Idee, die ich seit langem für sinnvoll halte! Auch zum Beispiel als "Reifeprüfung" für ein "volles Grundeinkommen", denn wann ist ein Mensch "erwachsen"?

     

    Bis nach diesem "sozialen Jahr" bekommt nach meiner Vorstellung jeder ein "Kindergrundeinkommen" und erst nach dem "sozialen Jahr" ein "Erwachsenengrundeinkommen". Ausnahmen für "Bedürftige" fände ich wichtig (z.B. zusätzliche Sozialleistungen für "Bedürftige").

     

    Was die Finanzierung angeht, verweise ich einfach mal frech auf das "Dilthey-Modell zur Ausgestaltung eines emanzipatorischen Grundeinkommens".

  • P
    pjotr

    Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen, diese Ideen gehen mir schon viele Jahre herum. Die Gesellschaft braucht Bürgerarbeit - und die jungen Menschen ein Jahr Zeit für Entwicklung Ihrer selbst.

    Der Dienst müßte für alle gelten, Rentenbeitragszeit inbegriffen.

  • T
    Thomas

    Über die Tatsache, dass ein Jahr Zwangsdienst (sei es Wehrdienst oder Soziales Jahr) ein erheblicher Eingriff in die individuelle Selbstbestimmung ist, wird doch sehr leichtfertig hinweggesehen.

  • R
    R.W.

    So charmant ich die Idee einer allgemeinen Dienstpflicht - nichts anderes ist Ihr Vorschlag - auch finde, vermutlich ist sie Illegal. Die Idee ist beileibe nicht neu und wurde zuletzt z.B. von der Jungen Union Bayern vorgeschlagen.

     

    Das Problem ist aber das eine allgemeine Dienstpflicht vom Verbot der Zwangsarbeit Europäische Menschenrechtskonvention nicht ausgenommen ist, während der Wehrdienst und ggf. ein Ersatzdienst sehr wohl ausgenommen ist.

     

    Die EMRK ist zwar kündbar - was das für ein Signal sendet darf sich aber jeder selber denken. Die Chancen auf ein Zusatzprotokoll würde ich auch eher als gering einschätzen.

  • M
    Matthias

    Ganz einfach: Menschenrechtswidrig. Zwangsdienste sind verboten, außer Wehrdienst. Der Staat kann aber aus "Kulanz" einen Ersatzdienst erlauben.

    Ein obligatorisches irgendwas außer Wehrdienst geht nicht. Kein Soziales Jahr, kein Bürgerdienst, keine kommunale Kuschelgruppe, nix. Sonst hätten wir das längst so, weil der Wehrdienst nur noch kostet und es ohnehin keine Wehrgerechtigkeit mehr gibt.

  • P
    Peter

    Der Gedanke dem "jungen Volk" zu mehr ethischer Tiefe zwecks Gemeindienst zu verhelfen ist ja ganz nett, dahinter stehen aber ganz knallharte wirtschaftliche Gedanken (wie eben beim Zivildienst auch), nämlich die Rekrutierung tausender kostenloser Arbeitskräfte in Lohnsektoren, wo würdevoll bezahlte Fachkräfte dringend notwendig wären (z.B. Altenheime, Krankenhäuser, Kindergärten etc.) und auch vorhanden sind (beim Arbeitsamt z.B.....).

  • FL
    Falk Lohß

    Durch meine politische Einstellung bin ich wahrlich kein Freund der Taz und der Linken. Aber ein soziales Jahr für alle Jugendlichen halte ich für sehr sinnvoll. Wer danach noch zum Bund will, kann es ja tun, als Berufssoldat oder sonstwie. Fakt ist, daß die abschaffung der Wehrpflicht ein Loch in Institutionen wie z.B. den Pflegedienst reißen würde. Und das muß nicht sein. Es schadet auch nichts, wenn Jugendliche lernen, wie man respektvoll mit älteren Menschen umgeht. Auch die anderen genannten Alternativen sind sinnvoll.