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Kolumne BesserLieber Lungenkrebs statt Langeweile

Als Lucky Luke mit einem Grashalm im Mund daherkam, war klar: Alles wird immer schlimmer. Verbote töten jeden Spaß. Doch das muss nicht so bleiben.

Schlimm! Kinderschänder, AKW-Betreiber, Raucherin! Bild: Deniz Yücel

L inkssein heißt Scheißefinden und Besserwissen. Gut finden darf man nur im Ausnahmefall etwas – und ausnahmslos Dinge, die sich irgendwann früher zugetragen haben (Oktoberrevolution, 68, Karl & Rosa), irgendwo in der Walachei passieren (Castro, Chávez, Obama) oder irgendwann später sein werden (Sozialismus, Kommunismus, saubere Socken).

Aber niemals darf man etwas gut finden, das im Hier und Heute passiert. „Erstens: Alles wird immer schlimmer. Zweitens: Das Niveau ist nach unten offen“, hat der geschätzte Kollege Thomas Blum einmal das eherne Credo formuliert.

Und oft genug tat die Wirklichkeit genau das, was sie leider nur oft genug tut: Sie gab Blum recht. Ausgehend von den USA überzog eine tugendterroristische Welle die Welt. Das Rauchen, in den Anfangstagen des Kapitalismus Symbol des ideellen Gesamtkapitalisten, später durch James Dean und Simone de Beauvoir zum Zeichen von Rebellion bzw. Intellektualität geadelt, verkam zur Insigne der Unterschicht.

In Hollywoodfilmen griffen, wenn überhaupt, nur noch die Bösewichte zur Zigarette, Lucky Luke kam fortan mit einem beknackten Grashalm im Mund daher und im Yoga- und Karottenkuchenmilieu genossen Raucher nun einen Ruf, der nur noch von AKW-Betreibern und Kinderschändern unterboten wurde.

All das hätte einem egal sein können, wenn der neue Gesundheitswahn nicht mit entsprechenden Repressalien einhergekommen wäre – nein, noch hat man keine Tugend gesehen, die nicht durch den Terror hätte herrschen wollen. Versicherungen erhöhten die Prämien für Raucher, Clubs und Kneipen wurden vom Nikotingeruch befreit, so dass es nur noch Schweiß und Furz roch, und manche Arbeitgeber erklärten das Rauchen in der Freizeit – am Arbeitsplatz war es ohnehin nicht mehr möglich – zum Grund, jemanden nicht einzustellen oder gar zu kündigen.

Der Kapitalismus des 21. Jahrhunderts, so lautete die Botschaft, lockte nicht mehr mit dem Versprechen, dass prinzipiell jeder mit Fleiß, Mut und Geschick aufsteigen, also dick und dekadent werden konnte. Das Versprechen auf ein besseres Leben war einkassiert. Die Botschaft lautete nun: Schufte hart, im Beruf und in der Freizeit, sei unerbittlich gegen dich und gegen andere, damit du später im Beruf und in deiner Freizeit hart schuften und unerbittlich gegen dich und gegen andere sein kannst. Der zeitgenössische ideelle Gesamtkapitalist war der hart arbeitende Sportsmann, und nie zuvor hatte man eine Bourgeoisie gesehen, die so wenig gut zu leben verstand wie die unserer Tage.

Im Gegenzug wurde das Risiko, krank zu werden – wie alle übrigen Risiken auch –, in den Bereich der individuellen Verantwortung delegiert. Und keine Gesundheitspolitik hätte billiger sein können als die Appelle gegen das Rauchen (später auch gegen Fastfood). So konnte man vorgeben, sich um das Wohl der Menschen zu kümmern, während tatsächlich Leistungen gekürzt wurden und man wieder an den Zähnen zu erkennen begann, aus welcher Schicht jemand stammte.

Kurz: Alles wurde immer schlimmer. Und diese Entwicklung ist längst nicht zu Ende. Die nichtsnutzige rot-grüne Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat kürzlich ein striktes Rauchverbot für Kneipen beschlossen und an Ostseestränden soll das Rauchen ebenfalls verboten werden, was nur deshalb nicht weiter schlimm ist, weil dieses Brackwasser namens Ostsee nicht aussieht wie ein Meer, nicht riecht wie ein Meer und nicht schmeckt wie ein Meer und es folglich egal ist, dass es als Planschbecken für mecklenburgische Neonazis dient. Mögen sie alle ersaufen.

Aber, und damit zurück zum Thema, es gibt Hoffnung: Der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky demonstriert einmal mehr, warum er im Karottenkuchenmilieu so verhasst ist und weigert sich stur, ein Rauchverbot für Spielplätze zu verhängen. In Hollywood wird wieder geraucht, und zum Krisenkapitalismus passt der Gesundheitswahn auch nicht mehr.

Besser: Besser ungesund als spaßfrei. Und wo könnten das 12-Jährige besser lernen als bei den ersten Lungenzügen auf dem Spielplatz.

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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49 Kommentare

 / 
  • R
    Robert_Muc

    Die Volkserzieher und Tabakprohibitionisten sind in Politik und EU-Bürokratie "gut" plaziert.

    Sie setzen ihre Ideologie durch, mit dem Deckmantel Nichtraucherschutz, durch gezielte Panikmache übers Passivrauchen. Sie streichen bürgerliche Freiheiten u. wollen das den Bürgern als modern und Fortschritt verkaufen, und fördern Intoleranz, in dem sie es in unserer Gesellschaft salonfähig machen der anderslebenden Minderheit (Raucher) keinen Quadratmeter Raum mehr zuzugestehen.

     

    Ich finde Nichtraucherschutz richtig, lehne aber Rauchverbote, die darüber hinaus gehen ab, da sie freiheitsfeindlich und intolerant sind.

  • L
    LudwigStaab

    "Linkssein heißt Scheißefinden und Besserwissen. Gut finden darf man nur im Ausnahmefall etwas – und ausnahmslos Dinge, die sich irgendwann früher zugetragen haben (Oktoberrevolution, 68, Karl & Rosa), irgendwo in der Walachei passieren (Castro, Chávez, Obama) oder irgendwann später sein werden (Sozialismus, Kommunismus, saubere Socken"

     

    Auch wenn sie mich wirklich oft genug nerven, Herr Yücel, für solche Sätze liebe ich sie! *Lach*

  • D
    dielendieb

    Ich würde zu gern Herrn Yücels Gesicht sehen, wenn ihm irgendwann seine Diagnose mitgeteilt wird.

  • S
    suswe

    @ humboldt: Ich will Ihnen gar nichts vorschreiben, ist ja Ihre Lunge. Ich habe auch nicht geschrieben, dass Sie aufhören müssen.

    Wie ich schon sagte, Tugendterror bringt nicht viel, lesen aber mehr.

    Selbstausbeutung wird übrigens erklärt in dem Buch von Allen Carr: Endlich Nichtraucher. Zur Ausbeutung informieren Sie sich mal über die Lage der Arbeiter auf den Tabakplantagen z.B. in Malawi.

  • N
    naseweiser

    Joouh , Martmart . Gäbe es nur 10 % mehr von Ihrer humor- ,geist- und witzlos drögen Hirnstruktur , dann sollte besser die ganze Menschenbagage ersaufen , nicht nur die von Yücel genannten paar in der Ostsee !

  • R
    Raucherin

    Sehr gut!

  • M
    Martmart

    Was für ein Stuss der gesamte Beitrag, mehr kann man dazu ehrlich gesagt nicht schreiben.

     

    Aber Hauptsache man wirft ein paar Klischees in den Text zusammen mit ner Menge Wörtern wie "Sozialismus, Kapitalismus" etc etc und schon "verkauft" man es als intellektuelle Lektüre oder als gesellschaftskritisch oder was auch immer.... Der Beitrag hier taugt nicht mehr als ein Stück Altpapier

  • N
    naseweiser

    "asa: Zeitlos schöner Kommentar"

     

    Ja , voll der Hammer ! Habe mehrfach vollhalsmäßig gelacht . Danke , Yücel !

  • N
    Nansy

    Was stand vor einiger Zeit noch im angesehenen "British Medical Journal"?: Zitat: "A cigarette emits roughly a half milligram of active Class A carcinogens with the most significant in terms of weight being benzene at 3/10ths of a milligram. A standard martini releases roughly one full gram of the Class A carcinogen ethyl alcohol into the air in the space of an hour: an amount equal to 2,000 cigarettes."

     

    Die Gesundheitsfetischisten sollten sich ernsthaft überlegen, ob sie nicht nur Raucherkneipen meiden sollten, sondern Kneipen generell. Womit wir auch schon bei den kommenden Verbotsdiskussionen angekommen wären, dem Kampf gegen den bösen Alkohol, den Kampf gegen Fast-Food u.s.w.

  • HR
    HP Remmler

    Du liebes bisschen. Ich sehe gerade Deniz Y. vor mir, wie er hoch zu Ross mit Hut und Fluppe in Marlboro-Mann-Pose über den Spielplatz reitet, sein Zosse den Sandkasten vollscheißt und der Reiter daraufhin von TOMs grimmigem Sandkastendiktator mit der Plastikschaufel vermöbelt wird. TOM, übernehmen Sie!

  • J
    Jörg

    Volltreffer Herr Yücel. Wieder ein Artikel der beweist, dass die TAZ immer mehr von Leuten gelesen wird, die nicht fähig sind Satire als solche zu erkennen und wie verstockte, konservative Korinthenkacker um sich tröten.

  • I
    ion

    @ all,

     

    Im Übrigen erlaube ich mir anzumerken, dass schweizer Studien bereits vor Jahren zu der Erkenntnis geführt haben sollen, dass weitaus mehr Menschen durch die allgemeine Feinstaubbelastung Lungenerkrankungen erleiden und ggf. daran sterben, als durch (aktives) Tabakrauchen.

     

    Das 'links'-, 'rechts'-, 'Spaß'-, 'Neonazi'-Geschwafel ist wohl der notorischen, geistigen Umnebelung des Autors zuzuschreiben, der eben nur dieses eine Textgerüst kennt, an dem alle seine bräsig-inkonsistenten Blattern hochgezogen werden.

     

    @ Thorben (31.07.2012 12:19),

     

    Wie bitte‽ "Dem Text nach zu urteilen ist Yücel (....)" .... definitiv(!) Raucher, denn er schreibt doch in seinem unvermeidlichen Proll-Stil unmißverständlich:

    "Das Rauchen, (....), verkam zur Insigne der Unterschicht.".

     

    @ Hans Holländer (31.07.2012 11:57 Uhr),

     

    "Ich finde es immer [schon] lustig, dass Leute[,] die sich als freier, unabhängiger, antikapitalistischer Mensch darstellen, sich (....)" ....

     

    nicht bewußt werden (können), daß sie zu mind. 90% durch ihr Unbewusstes (innerer Autopilot) gelenkt durch ’s 'Leben' stolpern und sich doch tatsächlich einbilden, sie hätten auch noch was zu sagen, und sei es auch nur, indem sie tagaus, tagein eine riesengroße Besserwisserei in Bezug auf andere vor sich her brabbeln. Un’ wat nu, Fliegender‽

     

    ♲ (31.07.2012 17:54)

  • T
    Thorben

    Falmine, 50 Jahre Raucherin und stolz drauf. Respekt.

     

    COPD und das nach dem Organspendeskandal. Da haben Sie den Jackpott geknackt. Nun, ne Weilchen geht es noch mit Beatmungsmaske.

  • F
    Falmine

    Es ist doch wirklich unglaublich, wie es Deniz Yücel immer wieder gelingt, mit seiner Kolumne das tief und diszipliniert Verschlossene aus den Kommentator/innen hervorzuholen, auszugraben. Das ist wirklich eine Begabung! Glückwunsch.

     

    So wie etwa bei Vitakrone: "Diesen Frust (ich hab keinen) aber anderen in die Schuhe zu schieben, weil diese eben nicht vequalmt werden wollen ist einfach nur schäbig, intolerant und ja: asozial." (Zitat Ende) Besser kann man Yücel These nicht bestätigen.

     

    Ich rauche seit 50 Jahren und deshalb beeindruckt mich die klinisch reine Political Correctness nicht sonderlich. Ja, das langweilt mich und deshalb beschäftige ich mich nicht weiter damit. Es gibt noch so viel Anderes zu tun und zu entdecken. Man darf sich nicht lange mit Miesepetern aufhalten. Dazu ist das leben zu kurz - meines nach der statistischen Wahrscheinlichkeit besonders. ;-)

  • J
    Johannes

    Zitat: "In Hollywoodfilmen griffen, wenn überhaupt, nur noch die Bösewichte zur Zigarette, Lucky Luke kam fortan mit einem beknackten Grashalm im Mund daher und im Yoga- und Karottenkuchenmilieu genossen Raucher nun einen Ruf, der nur noch von AKW-Betreibern und Kinderschändern unterboten wurde.

    .

    Besser ungesund als spaßfrei. Und wo könnten das 12-Jährige besser lernen als bei den ersten Lungenzügen auf dem Spielplatz."

    .

    AKWs und Rauchen: Gute Stichworte!!! Wussten Sie eigentlich, dass Radioaktivität auch in der Natur vorkommt????

     

    http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/radioaktiv_natuerlich/radioaktivitaet.htm#4

     

    Ja, auch in Herzen von Mutter Natur entsteht diese mörderische Killerstrahlung;

    -

    OHNE Zutun des Menschen!

    .

    Und wussten Sie, dass Zigaretten große Mengen an natürlicher (!!!) Radioaktivität (Speziell das Mordgift Polonium) enthalten???

    .

    http://www.rauchstoppzentrum.ch/0189fc92f11229701/0189fc930310cdd07/

    "WARUM IST TABAK RADIOAKTIV Die Radioaktivität des Tabak"

    .

    http://www.welt.de/wissenschaft/article919678/Tabak-1000-mal-radioaktiver-als-Blaetter-von-Tschernobyl.html

    "04.06.07

     

    Gesundheit

    Tabak 1000-mal radioaktiver als Blätter von Tschernobyl

     

    Griechische Forscher haben entdeckt, dass Zigarettentabak stärker radioaktiv strahlt als Blätter in Tschernobyl. Es geht um die natürliche Belastung des Tabaks mit Polonium und Radium. Laut Forschern ist die Radioaktivität bis zu 1000 Mal höher als jene durch Caesium-137 in Blättern von Tschernobyl."

    .

    Tja. Was soll ich denn zu einem rauchendem Anti-Atomaktivisten mit ner Kippe im Mund sagen???

  • A
    asa

    Zeitlos schöner Kommentar

  • T
    Thomas

    Hm, sonst wirken Sie doch auch immer sehr gut informiert. Aber in diesem Fall habe ich einen unfreiwilligen Wissensvorsprung. Seien Sie sich sicher: Langeweile ist besser...

  • H
    Hehe

    Und wie sich diejenigen, die sich ertappt fühlen, nun in den Kommentaren am lautesten schreien. Hehe. Schön geschrieben, Herr Yücel.

  • F
    Faxin

    Der Artikel ist totaler Blödsinn. Den Hauch des Verbotenen kommt beim Feuerchen machen, wenn man anfängt Matchbox-Autos in gespielten Unfällen mit echten Explosionen zu zerstören und abzubrennen. Dazu muss an nicht erst 12 werden.

     

    Ich finde das Rauchverbot gut. Und ich finde gut, wenn Kinder Feuerchen machen. Hat mir jedenfalls damals Spaß gemacht. So habe ich in meiner Verwandtschaft nur darauf hingewiesen, dass Feuerchen an der Gasleitung ungeschickt ist und habe die beiden 9jährigen dann mit einigen guten Ratschlägen und dem Feuerzeug alleine gelassen.

     

    Auf Beton ohne Brennbares in der Umgebung ist die Gefahr überschaubar. Ich habe damals die Wohnung meiner Eltern abgebrannt. Das war ein Spaß.

    Da ist mir lieber, dass ich beim Feuerchen machen helfen darf, als dass die Kids das vollkommen alleine und heimlich machen.

     

    Rauchen Sie mit ihren 12jährigen Kindern zusammen? Schonmal auf einer Krebsstation gewesen. Das ist ein Kick. Da sterben Leute. Nicht nur Filmblut, Rauchen für Fortgeschrittene.

     

    Rauchfrei zu bleiben hat nichts mit Tugendhaftigkeit zu tun. So könnten sie ebenso argumentieren, dass man mit 12 Ladendiebstahl begehen muss, denn wo erlebt man in dem Alter sonst so einen Kick? Ich fand das damals jedenfalls sehr aufregend. Und trotzdem war es nicht richtig. Oder sehen Sie das anders? Spaß haben um jeden Preis? Komasaufen, weil man das mal gemacht haben muss. Darauf konnte ich interessanterweise problemlos verzichten.

     

    Dank des Rauchverbots ist es heute besser. Damit bin ich offenbar nicht links, bin ich also rechts? Oder liege ich richtig? Nichts für ungut, aber ihr Artikel ist absoluter Schwachsinn.

  • LA
    Lieber Autor

    Sie haben so tolle Texte hervorgebracht, als Sie sich die Bundespräsidenten vorgenommen haben. Also trauen Sie sich ruhig, sich für Politik zu interessieren, es gibt keinen Grund zu denken, dass Männer das nicht auch können.

  • S
    subrev

    Herr Yücel,

     

    wieder einmal voll auf die Zwölf. Seit ihrem Beitrag zum "eitlen Zonenpfaffen" lese ich TAZ nur noch wg. Yücel.

     

    Klasse! Bravo, weiter so, f.f.f. und immer an die LeserInnen denken. Und jetzt zünde ich mir erst mal eine an.

  • I
    IhrName

    Plöt getz! Jetzt nimmt der pöse, pöse Gesundheitstaliban dem Deniz die Insignien seines intellektuellen Rebellentums weg! Traurig, traurig!

     

    Aber er lässt sich cool-rebellisch mit Sonnenbrille und einem Fohlenschwänzchen fotografieren und schreibt bei der links-intellektuellen TAZ. Das ist doch auch schon was und besser als nix. Klar, Lungenkrebs wäre schon super, aber so ist doch auch schön, oder?

  • T
    T.V.

    Vielleicht fragen die Tabaksüchtigen mal ihre Hanfkollegen, wie das bei denen mit gesellschäftlicher Ächtung aussieht. Danach darf dann gern gemeckert werden.

  • D
    deviat

    Ich hoffe sie inhallieren viel und tief Herr Yücel, um so schneller ist Schluß mit ihren dämlichen Artikeln.

  • C
    cirrusMinor

    Noam Chomsky sagte einmal sinngemäß: "Gegen das Rauchen wurde erst dann vorgegangen, als es zu einem Unterschichtphänomen geworden war." Ich finde, das erklärt so einiges...

  • A
    anke

    Lungenkrebs als Alternative zur Langeweile? Ich weiß ja nicht, was die Überschriftenmacher der taz so ales rauchen. Normale Zigaretten regen die Fantasie aber nur sehr bedingt an, will mir scheinen.

     

    Damit belebt man höchstens die Verdauung, und selbst das nur ganz am Anfang. Immerhin ist ja statistisch bewiesen, dass Raucher früher sterben. Und vier bis fünf Jahre weniger Langeweile... - äh: Lebenserwartung sind für manch einen gewiss ein verlockender Gedanke. Wenn bloß dieses elend lange Sterben nicht wäre...

  • X
    xxx

    Aber kapitalistischer als die Zigarettenindustrie geht es doch garnicht.

     

    Die Legende vom rauchenden Outlaw sollte wirklich mal langsam Geschichte sein. Wenn ich mir manch alt-Alternativen so anschaue, wie der Bauch frech über die abgewetzte Wrangler Jeans schlappt, das schüttere graue Haar traurig in das erblasste Gesicht hängt und die vierzigste Van Nelle ohne Filter an diesem Tag auch gleichzeitg die letzte sein könnte, dann weiß ich, dass die Revolution erst einmal vertagt ist.

     

    Währenddessen denken sich junge sportliche Chemielboranten und kreative Werbefachmänner immer neue Inhaltsstoffe und Strategien aus, um das Produkt "Zigarette" an eben jene Kundschaft zu bringen.

  • E
    EberhardF

    Der Schreiber des Textes kann gerne mit sich und seinem Körper den Spaß haben, den er will - auch kann er jahrelang auf der Intensivstation leiden, wenn er will - die Allgemeinheit sollte seinen Spaß dann aber nicht zahlen müssen.

     

    Auch besteht kein Recht, dass er "seinen" Spaß auch auf Andere ausdehnt, indem er rücksichtslos überall raucht und damit andere schädigt, oder indem er seinen Abfall (Kippen) überall weg wirft.

  • H
    humboldt

    @suswe,

     

    gratuliere, dass Sie Ihren Lebensstil gefunden haben. Allerdings finde ich es nicht richtig, bloß weil für Sie Lungenkrebs und was noch ?, Selbstausbeutung ? keine Alternative sind, den Verzicht vorschreiben wollen. Ich versteh immer noch nicht den Zusammenhang zwischen Rauchen und "Ausbeutung und Selbstausbeutung".

     

    ...und, es ist mein Spaß den ich mir gönne, wenn ich rauche, den möchte ich nicht von Tugendterroristen verboten bekommen. Wie hat der Philosoph Rober Pfaller gesagt, "Entscheidend ist, dass wir uns nicht ständig vor dem Tod fürchten, sondern vielmehr vor schlechtem Leben." Das lasse ich mir auch gerne was kosten.

  • V
    Vitakrone

    Boah, was für ein übles interessengeleitetes Kommentar. Da kommt sie wieder wie widerliche Fratze, dass jeder "spassfrei" sei, der nicht quarzt. Ich habe noch nie geraucht und hatte und habe sehr viel Spass.

     

    Ich muss mich auch nicht in meiner eigenen Depression sonnen, weil ich dies, oder jenes nicht überall und zu jeder Zeit tun sollte (über rote Ampeln fahren; Schwarzfahren; auf einen Baukran klettern; einen über den Durst trinken). Diesen Frust (ich hab keinen) aber anderen in die Schuhe zu schieben, weil diese eben nicht vequalmt werden wollen ist einfach nur schäbig, intolerant und ja: asozial.

  • A
    Arne

    Danke, Danke, Danke! Fast wie immer für Artikel von Herrn Yücel.

     

    Ein "Ministerium zur Förderung der Tugend und Bekämpfung des Lasters" ist es, was unseren Ökos an Forderungen noch fehlt. Ökos, nicht Linke, das kann in nicht so seltenen Fällen mal zusammenpassen wie bei Frau Ditfurth, dass Linke sich intensiv mit ökologischen Problemen beschätigen, aber viel seltener ist der Fall, dass sich Ökos darüber Gedanken machen, wie man mit HartzIV was anderes als Käfigeier kaufen soll, wenn ein Päckchen Zigaretten schon über 5 € kostet.

     

    Mir fehlt in dem Artikel noch ein bisschen der Bezug zu dem sich allmählich in allen Staatsämtern und Parteien breitmachenden lutherianischen unkritischen Protestantismus dazu. Wer immer meint, religiöse Wahnideen gäbe es nur beim Islam, katholischen Kardinälen oder fundamentalen Christen in den USA sollte mal darüber nachdenken, wie man es bezeichnen soll, wenn jemand seinen Glauben, dass Gesundheit und langes Leben immer besser für jeden ist und man diese Logik jedem aufbürden will.

     

    Nur zur Klärung: Ich bin auch für einen deutlichen Nichtraucherschutz. Man sollte Raucher strikt in Gegenden leben lassen, wo sie niemanden belästigen, der nicht belästigt werden will. Und keine Sorge, wir Raucher bauen da eine Mauer rum, dass nichts an Rauch mehr rauskommen kann.

     

    Denn, wenn wir Raucher dann mit 55 in Rente gehen für unsere letzten paar Jahre, dann werden einige, die in den Nichtrauchergebieten wohnen, sich überlegen, warum sie mit 75 erst in den Vorruhestand mit halber Stelle gehen dürfen, um 10 Jahre später dann 450 € Rente zu erhalten.

  • V
    vic

    Was war das denn?

  • N
    normbauch

    Rot-grün: Wer abgereichertes Uran in Serbien einsetzt, sollte besser von Gesundheit schweigen.

  • M
    micha

    Karottenkuchenmilieu muss ich mir merken. Super!

  • F
    Fatalist ?

    Schon lustig, das alle nur auf das Rauchen eingehen und es nicht als Beispiel verstehen. Es geht hier doch um eine Auffordrung "sinnloses/gefährliches" zu tun und nicht immer nur alles "richtig/gut" zu machen.

     

    Wer sein Leben nie riskiert hat, is schon tod.. oder dieser: Leben ist lebensgefährlich ^^ QQ

  • W
    Wanderfalk

    Sehr gut! Respekt Deniz Yücel , der kann ich mich nur anschließen. Danke

    nebenbei ich bin auch ein Linker .

  • PK
    Peter Köhler

    "Schön siehste aus mit deinem revolutionären antikapitalistischen Hängebauch!" liess Clodwig Poth seinen Protagonisten schon 1975 beim Blick in den Spiegel ausrufen.

     

    Ernsthaft: die Tabakindustrie ist - bei allem Respekt - wirklich nicht als Partner für die Linke geeignet.

  • FW
    früher war alles besser

    Hallo Deniz,

    früher war alles besser, sogar die Schlagzeilen - "live hard, die young", in diesem Sinne "`zieh`s rein".

  • K
    Karo

    Alles klar,

     

    kann dem sogar zustimmen und find's auch amüsant und kurzweilig sowas zu schreiben in den heutigen bösen Spaßverderbertagen.

     

    Aber hey: an welchem Ostseeplanschbeckenstrand warst du denn? An meinen riecht's sehr wohl nach Sand und Salz quasi nach Meer und der rechte Platz ist neben mir auch nicht besetzt. Aber gut. Jeder hat seinen Strandrucksack zu tragen. Rauchverbot am Meer ist Blödsinn, da kann man schon mal in Meckerlaune geraten. Und trotzdem: Buschkowsky gibt mir keine Hoffnung.

     

    ERGO: Rauchen wir weiter im Verborgenen, das ist ok, vor allem wenn Kinder oder Miesepeter in der Nähe sind. Oder halt überall, wenn keiner hinguckt.

  • S
    somi

    Als Liebhaber der gepflegten Feierabendzigarette_n UND des hausgemachten Karottenkuchens, fühle ich mich wiedermal in der monodeziditiven Identitätspositionierung, die von einem heutzutage vollkommen grundlos gefordert wird, völlig unterrepräsentiert.

  • J
    JohnReed

    Treffende Analyse: Yoga - und Karottenkuchenmilieu - das ist genau das Problem, weshalb die Linke heutzutage so unangenehm und loony ist.

  • B
    Branimir

    Danke Deniz.

  • T
    Takumo

    das ist immer dieselbe Dumpfbacken-Argumentation: Nichtrauchen = Spaßfrei. So gibt man einer Industrie, die Milliarden mit dem Leid anderer verdient, ideologischen Feuerschutz...

  • T
    Thorben

    Dem Text nach zu urteilen ist Yücel Nichtraucher.

  • P
    Pete

    Das ist natürlich eine kulturhistorisch interessante Frage, die gar nicht so lustig ist wie der Autor meint. Zunächst ist es medizinisch klar erforscht, das Rauchen viele Krankheiten begünstigt. Es ist auch klar das nur Repressionen Menschen vom Rauchen abhalten können.

     

    Jedoch geht die, wie der Autor richtig erkennt, Ächtung des Rauchens von den kapitalistischen Nordstaaten der USA um die ganze Welt. Warum ist das so ? Weil eine puritanische Gesellschaft, die nach dem gewonnen amerikanischen Bürgerkrieg ihre lustfeindliche Lebenseinstellung durchgesetzt hat. Tabak wird wie bekannt vor allem in den ehemaligen konföderierten Südstaaten angebaut.

     

    In Europa waren es in den 30er Jahren die Nationalsozialisten nachdem deutsche Ärzte als erste den Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs erkannt hatten wurde im Deutschen Reich die weltweit erste öffentliche Anti-Tabak-Kampagne initiierten. Sie schloss Rauchverbote in Straßenbahnen, Bussen und S-Bahnen ein. Des Weiteren wurden die Gesundheitserziehung gefördert, Zigarettenrationen in der Wehrmacht beschränkt, Vorträge zur Gesundheit für Soldaten eingeführt und die Tabaksteuer erhöht. Die Nationalsozialisten verhängten zudem Beschränkungen bei der Tabakwerbung und beim Rauchen im öffentlichen Raum und in Restaurants und Cafés.

     

    Über die Zusammenhänge der Initiatoren die nordamerikanischen Kapitalisten die über den Süden gesiegt haben und die Nationalsozialisten die den 2. Weltkrieg verloren haben sollte weiter geforscht werden.

  • T
    tschlierbach

    Saure-Gurken-Zeit...

  • S
    suswe

    OK, Tugendterror bringt nicht viel, sieht man auch bei Religiösen, aber Lungenkrebs und unnötiges Mitmachen bei Ausbeutung und Selbstausbeutung ist keine Alternative.

     

    Ich bin froh, das Rauchen nach 18 Jahren Sucht und Würfelhusten losgeworden zu sein. Spaß kann man auch preiswerter haben.

  • HH
    Hans Holländer

    Ich finde es immer lustig, dass Leute die sich als freier, unabhängiger, antikapitalistischer Mensch darstellen, sich mittels Biochemie durch den Tabakindustrie manipulieren lassen.

  • M
    max

    Mir war schon bei vielen texten von Herrn Yücel klar, dass er und ich nicht mit den selben "Linken" verkehren. Jetzt bin ich sicher :).