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Kolumne BesserWas jetzt, Quatsch- oder Sachbuch?

Die Fehler im alten Buch sind noch nicht korrigiert, da hat Frank Schirrmacher schon ein neues veröffentlicht. Eine Nachfrage beim Blessing-Verlag.

Börsencomputer steuern zwar die Welt, können aber nicht verhindern, dass Schirrmachers „Ego“ die Bestsellerliste anführt. Oder haben sie dafür gesorgt? Bild: reuters

D ie Fehler im alten Buch sind noch nicht korrigiert, da hat Frank Schirrmacher schon ein neues veröffentlicht. Eine Nachfrage beim Blessing-Verlag.

Guten Tag, ich hab da mal ’ne Frage zum neuen Buch von Herrn Schirrmacher. Ich hab da verschiedene Sachen gelesen, und jetzt wollte ich Sie mal fragen: Taugt das was?

Klar taugt das Buch was! Sie haben wahrscheinlich schlechte Besprechungen und gute Besprechungen gelesen. Das ist ganz normal bei einem Buch, vor allem bei einem Debattenbuch.

Nach dem, was ich gelesen hab – da ging’s um das Buch davor: „Payback“ –, lässt Herr Schirrmacher gerne mal fünfe grade sein und schreibt einfach so drauflos, voller Fehler und falsch wiedergegebener Zitate.

Fehler lassen sich nie vermeiden. Es gibt kein Buch ohne Fehler. Das, was Sie ansprechen … ähm … das ist vielleicht auch ein bisschen eine private Geschichte. Das ist so, es gibt tatsächlich Fehler in dem Buch, so wie es in jedem Buch Fehler gibt. Aber Herr Schirrmacher ist ein seriöser Journalist, und selbstverständlich hat er recherchiert.

Im Merkur hat jemand nachgezählt: „Payback“ hat demnach mehr Fehler als Seiten. Wie kann das sein?

Isabel Lott
Deniz Yücel

ist Redakteur der taz.

Das ist äh … die Meinung von Herrn Rohloff vom Merkur.

Wenn Herr Schirrmacher „Tweets“, also die Kurznachrichten, mit „Tweeds“, also dem Anzugstoff, verwechselt, dann ist das Ansichtssache?

Sie sollten sich selbst ein Urteil bilden.

Offenbar werden auch viele Sachverhalte falsch wiedergegeben. Wenn Herr Schirrmacher zum Beispiel schreibt, da seien soundso viele Datenmengen im Internet unterwegs, die könne niemand mehr lesen, wo es sich in Wirklichkeit bei einem Großteil dieser Daten um Bilder und Videos handelt.

Sie sollten auch positive Besprechungen lesen. Das ist ein Debattenbuch. Herr Schirrmacher hat ein wichtiges Thema angesprochen, das viele bewegt.

Wenn ich die These des neuen Buches „Ego“ richtig verstanden habe, werden wir alle ferngesteuert. Ich frag mich: Wenn „Ego“ auf Platz eins der Bestsellerliste ist, sind die Käufer dann alle ferngesteuert? Und wenn ja: von wem? Herrn Schirrmacher?

Ich hab die alle ferngesteuert. Hahaha, nee, Scherz. Also, ich nehm Ihre Frage schon ernst. Aber Sie müssen sich selbst ein Urteil bilden. Und Sie sollten es lesen und sich nicht beirren lassen von schlechten Meinungen.

Ist Herr Schirrmacher eigentlich ein Linker? Das hab’ ich nämlich auch gelesen.

Sie stellen sehr persönliche Fragen, die ich nicht beantworten kann.

Hm. Aber ist „Ego“ jetzt ein Quatschbuch oder ein Sachbuch?

Ein seriöses Sachbuch. Herr Schirrmacher ist Herausgeber und Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und hat ein seriöses Sachbuch geschrieben, über das man streiten kann.

Wieder so ein seriöses Sachbuch voller seriöser Sachfehler?

Das hab ich schon gesagt: Jedes Buch hat Fehler, und die werden korrigiert bei jeder Auflage.

Falsch wiedergegebene Quellen werden auch korrigiert? Wenn zum Beispiel Herr Dawkins falsch wiedergegeben wird?

Selbstverständlich.

Es wird korrigiert, bis nichts mehr vom Buch übrig bleibt?

Ich weiß nicht, wie Sie zu dieser Meinung kommen. Aber wenn Sie so negativ eingestellt sind, dann sollten Sie das Buch vielleicht doch nicht kaufen. Es kann Sie ja niemand dazu zwingen, ein Buch zu kaufen.

Ah, so gut funktioniert das noch nicht mit der Fernsteuerung? Da bin ich ja beruhigt.

***

Besser: Auf die Fernsteuerung achten.

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Deniz Yücel
Kolumnist (ehem.)
Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.
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12 Kommentare

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  • W
    wauz

    Treffer! Versenkt!

     

    Des vielen Büchermachens ist kein Ende und schnell und schlampig geht immer. Tja, für wen ist das nun peinlicher, den Autoren, dessen Name auf dem Machwerk steht, oder den Verlag, der es herausgebracht hat. Nachdem der werte Herr Autor des Buches wenigstens ein bisschen vom Fach ist, sollte er sich schon ein wenig schämen.

    So ein bisschen kritische Nachfrage tut auch dem Journalismus gut. Sind doch Journalisten zu Handlangern der PR-Maschine geworden ("... und schreiben Sie was nettes, was zu unserer Anzeige passt!"

  • DM
    Dr. Mäh Mett

    Ich muss zugeben, dass ich Ihr Geschreibsel eigentlich gar nicht lese, Herr Yücel. Ich klicke lediglich drauf, um mir die geilen Kommentare Ihrer rechtsgerichteten Todesschwadronen von Pinews anzuschauen. Lol.

     

    Worum geht's hier - können Sie das nicht einfach in zwei Zeilen darstellen?

  • I
    ion

    " (....), sind die Käufer dann alle ferngesteuert? Und wenn ja: von wem? Herrn Schirrmacher?"

     

    Vom “mind” [ˈɛŋlɪʃ], Herr Yücel; schon mal versucht, den zustand des “no-mind” zu erreichen?

     

    "Hm. Aber ist „Ego“ jetzt ein Quatschbuch oder ein Sachbuch?" Alles Geschriebenen ist sachlich, übrigens auch solche Artikel wie z.B.: "„Sexismus ist übrigens erforscht“" LOL

  • S
    Stern

    Eins ist sicher: Die männlichen taz-Mitarbeiter werden nicht nach ihrem Aussehen ausgewählt - siehe Yücel, Bert Schulz oder Udo Voigt aka Daniel Bax. Von denen hat sich keiner nach oben geschlafen. Aber wonach dann? Nach der journalistischen Qualität sicher auch nicht.

  • S
    sand

    Was soll denn der Quatsch? Wen interessiert das? Investigativ wäre der Versuch, herauszufinden, ob es eine statistisch nachweisbare Häufung von Bränden in von Ausländern bewohnten Häusern gibt. Oder: Gab es wie von der FR 2011 behauptet eine Verbindung zwischen der NSU und dem Brand in Ludwigshafen 2008 oder nicht? Wurde das überhaupt untersucht? Wenn nicht, warum nicht?

     

    Irgendeinen Unterschied muss es doch geben zwischen uns Leserkommentatoren, die wir in unseren Pausen mehr oder weniger schlecht gelaunt Meinung und Senf zum Lauf der Welt beisteuern, und richtigen Journalisten. Dafür zahl ich dann auch, versprochen.

  • D
    Deblockierer

    Lieber Herr Yücel!

     

    Ich bekenne, dass ich mich auch schon über manchen (etwas unflätigen) Beitrag von Ihnen aufgeregt habe, aber die Schirrmacherkritik ist in der Sache und noch besser in der Form etwas Lobenswertes. Geht also auch so! Danke!

  • V
    vic

    Die klugen Köpfe stecken ja auch dahinter, von davor war nie die Rede.

  • UB
    Ursel B.

    Sehr gut, selten so gelacht! Deniz Yücel sollte beim nächsten Mal sein Rückgaberecht für ein fehlerhaftes Produkt beim Blessingverlag geltend machen. Autos mit hunderten von Defekten dürfen ja auch nicht auf die Straße.

     

    Ihr könntet in der taz auch einen Formbrief für hundertausende "Pay Back"-Käufer drucken, den man ausschneiden, unterschreiben und an Blessing schicken kann, mit der Aufforderung, alle sprachlichen und argumentativen Fehler in dem Buch entweder durch den zuständigen Lektor von Hand korrigieren zu lassen oder eine bereinigte Neuausgabe zu schicken. Ansonsten: Geld zurück und zwar sofort!

  • HR
    HP Remmler

    Sachliche Fehler, miese Recherche - hmmmm... Wenigstens mal ein Yücel-Text zu einem Thema, mit dem er sich auskennt.

     

    Und das mit der Fernsteuerung stimmt auch! Ich hatte bisher keinen Gedanken daran verschwendet, ein Buch von Schirrmacher zu lesen, jetzt ist dieser Gedanke dank DY zumindest ein wenig interessanter geworden! Na gut, kaufen werd ich's mir sicher nicht. Vielleicht warte ich lieber, bis es in meiner Stadtbücherei auftaucht...

  • E
    Emmi

    Zum Glück ist das keine Doktorarbeit und Frank Schirrmacher nur Herausgeber der FAZ und nicht Politiker.

  • T
    tommy

    Yücel ist doch bloß neidisch. Hat er selbst schon mal ein Sachbuch geschrieben, noch dazu eines das sich gut verkauft? Sammlungen der an ihn versendeten Hassmails zählen nicht.

  • R
    ridicule

    hm? Nich so dolle; liegt wohl am Sachbuch: mehr war nich rauszuwringen.

     

    Naja Schirrmacher, - meister sind beim Bund - egal wie bunt grad - ja auch allenfalls Hauptfeld! Mehr is da - ego to go, jetzt auch zum mitnehmen

    - eh nich drin! Ich tipp mal -" Frank,Thomas und die Drohnen "- the next one of Geschirrmacher.