Kolumne Älter werden: Gassi gehen mit dem MG
Scheisser, Beisser und Kreaturen, die die Welt nicht braucht.
D er faule Hund! Das werden Sie, liebe Altersgenossinnen und -genossen der Generation 50 plus (undogmatisch) links, jetzt vielleicht denken, wenn Sie meine neue Kolumne, die ich nach einem langen, rundum verdienten Urlaub auf diversen Nordmeerinseln wieder mit frohem Herzen verfasst habe, zu Ende lesen; was sich ja gehört.
Ich habe nämlich Teile meines ersten Beitrags zur taz-Serie Kreaturen, die die Welt nicht braucht (hier: Stadthund; in einem zweiten Text ging es um Ratten) von 2007 recycelt, weil es sich nämlich auch gehört, an die letzte Kolumne meines geschätzten Kollegen und Urlaubsvertreters Ambros Waibel (Generation 40 plus) - der als bayerischer Quer- und gleichzeitig Geradeausdenker eine ganz eigene Kolumne bekommen sollte - inhaltlich anzuknüpfen (im TV gibt es ja auch laufend Wiederholungen). Denn das Topthema Hund wurde von ihm (dem Vertreter) zwar angemessen provokativ angerissen - primär geht es um das Anfachen der kollektiven Empörung der Generation Wutbürger jetzt auch endlich über die stinkenden Hundescheißhaufen in unseren Städten, und nicht darum, alter Dame Mops (Wilhelm Busch) wegzunehmen. Doch aufgrund seines temporär begrenzten Mandats konnte er die ganze Problematik rund um den Scheißer und Beißer leider nicht mehr vollständig ab- und aufarbeiten.
Liebe Freundinnen und Freunde von My Generation. Wussten sie, dass allein in Berlin rund 100.000 angemeldete und gut 100.000 nicht registrierte Stadthunde pro Jahr rund 22.000 Tonnen Kot aus ihren parasitären Därmen pressen!? Bis zu zehn Millionen Hunde sollen in deutschen Städten ihr (Un-)Wesen treiben. Man mag gar nicht ausrechnen, welche Massen von Ekel erregendem, bei Regen lasierendem, sich in den Laufrillen von Schuhsohlen festsetzendem Hundescheißdreck täglich über der gesamten Republik niedergehen. In Westerland (Sylt) etwa karren Insulaner und Feriengäste ihre Köter dreimal täglich zum Scheißen zu einem kleinen, mit Gras bewachsenen Damm (Volksmund: Kackway) am Rande der Stadt. Über mobile Rampen checken die lebenden Prestigeobjekte dann aus den gigantischen SUV ihrer Herrchen und Frauchen aus. Wie pervers ist das denn!? Und dann heißt es: Leinen los! Auf der Strecke bleiben wir älter werdenden Spaziergänger, Radfahrer und Jogger, vor allem aber sehr junge Menschen: "Pitbull biss Kind den Kopf ab! Theresa (6) von Rottweiler zerfleischt!" Fast immer sind es Stadthunde, die Menschen anfallen. Dabei möchte man von diesen Tölen, die kurz zuvor noch einem anderen Hund den Arsch ab- oder seine Pisse aufgeleckt haben, auch nicht angesprungen oder gar abgeschleckt werden. Pfui Deiwel!!
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT ist Korrespondent bei der taz für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland.
Also: Leinenzwang immer und überall (Lex Waibel). Und Herrchen und Frauchen tüten die Scheiße ihrer Lieblinge nach Geschäftsschluss ein. Wenn nicht, wird Bello abgeholt und kostenpflichtig entsorgt: 5.000 Euro Minimum. Passiert weiter nichts, laufen ich und meine Alterskameraden 50 plus super links linksmainisch mit unseren Russen-MGs vom Polenmarkt (Erfurt 1990) demnächst frei Gassi. Ehrlich! Keine Angst. Wir wollen doch nur spielen.
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