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Kohls stolpernde Zunge

■ Erregte Debatte im Bundestag um die Kanzler–Äußerungen in Newsweek / Grüne und SPD fordern Kohls Rücktritt

Bonn (dpa) - Bundeskanzler Kohl hat vor dem Bundestag noch einmal bedauert, daß durch sein Interview mit dem US–Magazin Newsweek der Eindruck entstanden sei, er habe Generalsekretär Gorbatschow und den NS–Propagandaminister Goebbels persönlich miteinander verglichen. In einer Regierungserklärung wiederholte Kohl seine entschuldigende Stellungnahme, die er bereits der Welt vorgetragen hatte. „Es liegt mir fern, Generalsekretär Gorbatschow zu nahe zu treten oder gar beleidigen zu wollen. Es ist der falsche Eindruck vermittelt worden, ich hätte Generalsekretär Gorbatschow persönlich mit Goebbels vergleichen wollen. Das war nie meine Absicht. Ich bedaure es sehr, daß dieser Eindruck entstehen konnte und distanziere mich mit Entschiedenheit davon.“ SPD–Fraktionschef Vogel sagte, der Kanzler habe bis heute die Tragweite dessen nicht erfaßt, was er mit seinen Äußerungen angerichtet habe. „Ihre Pflicht als Bundeskanzler ist es, Schaden von unserem Volk abzuwenden. Sie haben Schaden leichtfertig herbeigeredet und diesen dann noch von Tag zu Tag vergrößert. Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, daß ein Wechsel im Amt des Bundeskanzlers überfällig ist - Sie haben ihn in den letzten 14 Tagen erbracht.“ Die Grünen–Abgeordnete Borgmann verlangte den Rücktritt Kohls. Seine „peinlich–lächerlichen Bereinigungsversuche“ seien nicht geeignet, die Angelegenheit zu erledigen.

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