Kohleumschlag im Hafen Rotterdam: Noch mal um 25 Jahre verlängert
Rotterdam bleibt einer der größten Kohleumschlagsplätze in der EU. Deutschlands Nachfrage hält die niederländische Steinkohle am Leben.
Rotterdam ist der wichtigste europäische Verladehafen für trockene Massengüter. Hinter Eisenerz und Schrott bildet Steinkohle den größten Posten. Knapp 30 Megatonnen jährlich kommen hier an, meist aus den USA, Kolumbien und Russland. Ihr Bestimmungsland ist mehrheitlich Deutschland, wo Stahlindustrie und Elektrizitätswerke die Kohle aus Rotterdam benötigen.
Ein Protestbrief niederländischer Umweltorganisationen an den Rotterdamer Stadtrat verweist auf die Bedeutung des Hafens für das deutsche Hinterland. „Neben nachhaltiger Energie ist Deutschland noch immer sehr abhängig von Energie aus Kohlekraftwerken“, heißt es dort. In der Lokalpolitik stoßen sie damit nicht auf taube Ohren: der Stadtrat stimmte bereits 2017 dafür, den Kohlenumschlag auslaufen zu lassen. Allerdings nannte er kein Datum. Die Kommune ist Großaktionärin des Hafens.
Der Hafenbetrieb lehnt diesen Schritt bisher ab: „Unternehmen benötigen Sicherheit. Sie investieren Hunderte Millionen, also müssen sie einen Vertrag auch verlängern können, wenn sie dafür einen wirtschaftlichen Grund sehen“, sagte Direktor Allard Castelein dem niederländischen Rundfunk NOS. Allerdings verhandele man mit EMO, um möglicherweise eine Alternative in Form anderer Güter zu finden, die anstelle der Kohle in Rotterdam verladen werden könnten.
Ausstieg am Hafen Amsterdam
Willem Wiskerke, klima- und energiepolitischer Sprecher von Greenpeace Nederland, fordert den Hafenbetrieb auf, den Umschlag mithilfe erhöhter Tarife unrentabel zu machen. Umweltorganisationen wollen, dass Rotterdam dem Beispiel des Amsterdamer Hafens folgt – dem zweitgrößten Standort, der bis 2030 aus dem Steinkohlengeschäft aussteigt. „Wenn Amsterdam und Rotterdam mit dem Umschlag aufhören, gibt es keinen Hafen, der die Kapazitäten hat, dies zu übernehmen.“ Genau das befürchtet der Hafenbetrieb und warnt vor einem Abwandern der Kohle zu konkurrierenden Häfen.
Beim Unternehmen EMO macht man sich unterdessen Sorgen, mit der einseitigen Verlängerung doch nicht durchzukommen. Letzte Woche erschien eine Delegation von mehreren Dutzend Arbeitern des Unternehmens im Rotterdamer Stadthaus. Sie forderten einen Entschädigungsfonds, sollte der Hafenbetrieb einen Rückzieher machen. Klar ist: Die Politik ist nun am Zug. Vatan Hüzeir, Mitglied der lokalen Rotterdamer Klima-Initiative, warf dem Stadtrat im Lokalsender RTV Rijnmond vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
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