Kohleförderung bei Lützerath: Die Bagger rollen
Das Dorf Lützerath wird abgerissen, damit der Energiekonzern RWE einen Tagebau erweitern kann. Kohlegegner:innen kritisieren Polizeigewalt.
BERLIN taz | Der Abriss des nordrhein-westfälischen Dorfs Lützerath für den Kohleabbau hat zu neuen Protesten vor Ort geführt – und zu Vorwürfen gegenüber der Polizei Aachen.
Die Gruppe „Die Kirche(n) im Dorf lassen“, die am Montag einen Protest-Gottesdienst abhielt, kritisiert den begleitenden Polizeieinsatz als brutal. Eine Theologin sei nach ihrer Predigt „von Polizisten umringt, gestoßen und wiederholt auf den Rücken geschlagen“ worden. Anderen Teilnehmer:innen sei es ähnlich ergangen.
Die Polizei hingegen behauptet in einer Mitteilung, die „als Gottesdienst deklarierte Kundgebung“ sei ohne Störungen abgelaufen. Auf Nachfrage hieß es, der beschriebene Vorfall sei „nicht bekannt bzw. nicht aktenkundig geworden“. Nach jetzigem Erkenntnisstand sei es vonseiten der Polizei „zu keinem rechtswidrigen Verhalten gekommen“.
Seit Montag läuft der Abriss im Auftrag des Energiekonzerns RWE. Die ersten Häuser sind dem Erdboden gleich. Man sei an den ersten zwei Abrisstagen „sehr gut vorangekommen“, sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber der taz. Wann das Unternehmen mit den Arbeiten fertig sein will, wollte er aber nicht angeben.
Weitere Dörfer sollen abgebaggert werden
Neben dem Gottesdienst gab es weitere Proteste. Unter anderem blockierten Aktivist:innen Zufahrtsstraßen. Am Montag löste die Polizei Sitzblockaden nach eigenen Angaben ohne Widerstand der Aktivist:innen auf. Ein Protestierender sei leicht verletzt worden, hieß es trotzdem.
Schon während der Vorbereitung des nun laufenden Abrisses waren Aktivist:innen der Klimabewegung in Lützerath präsent gewesen, einige besetzten Hausdächer und Zufahrten.
Sie stützen sich auch auf ein kürzlich bekannt gewordenes Gutachten, das die „energiewirtschaftliche Notwendigkeit“ infrage stellt, die das Kohleausstiegsgesetz dem Tagebau Garzweiler attestiert.
Durch eine andere Reihenfolge bei der Abschaltung der Kohlekraftwerke und eine dadurch veränderte Tagebauplanung hätten demnach mehrere Dörfer gerettet werden können. Das Dokument nennt allerdings konkret lediglich die Orte, Keyenberg, Kuckum, Westrich sowie Berverath.
Leser*innenkommentare
Zeit und Raum
An allen Ecken und Enden, wie sollen wir an so vielen Stellen gleichzeitig gegenhalten, Reisen im Lockdown nicht einfach möglich, einige von uns gehören ja auch ins Risikoalter.