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Köln und der Intendant der OperNichts geht mehr

Opernintendant Uwe Eric Laufenberg wurde die außerordentliche und fristlose Kündigung seines Vertrags ausgesprochen. Seine Intrigenvorwürfe gingen der Politik zu weit.

Ursprünglich wäre sein Vertrag bis 2016 gegangen: Uwe Eric Laufenberg. Bild: dpa

KÖLN taz | Monatelang schon geht der Streit zwischen der Stadt Köln und ihrem Opernintendanten Uwe Eric Laufenberg, jetzt zogen Politik und Verwaltung die Konsequenz. In einer Sitzung des Hauptausschusses wurde Laufenberg die außerordentliche und fristlose Kündigung seines bis 2016 laufenden Vertrags ausgesprochen.

Auslöser dafür war ein Interview im Kölner Stadt-Anzeiger, in dem der Opernintendant den Kulturdezernenten Georg Quander sowie Mitarbeiter des Oberbürgermeisters Jürgen Roters der Intrige bezichtigte.

Obwohl Laufenberg sechs Tage später eine Entschuldigung im selben Blatt folgen ließ, war die Stadt nicht von deren Ernsthaftigkeit überzeugt. Quander nannte sie „ziemlich halbherzig“ und vermisste jeglichen Einigungswillen bei Laufenberg. Deshalb betrachte die Stadt es als „Ultima Ratio, den Anstellungsvertrag zu kündigen“. Jetzt soll ein Schiedsgericht beim Deutschen Bühnenverein den Fall klären.

Der Streit zwischen Laufenberg und der Stadt Köln tobt seit Monaten, das Interview war nur der berühmte letzte Tropfen. Entzündet hatte sich die Meinungsverschiedenheit an einem angeblichen 5-Millionen-Euro-Defizit der Oper, der Zwist griff dann aber schnell auf eine generelle Debatte um die Höhe des Bühnenetats über. Während die hochverschuldete Stadt Köln auf einen Sparbeitrag bei den Bühnen pochte und Bühnengeschäftsführer Patrick Wasserbauer sowie Schauspielchefin Karin Beier mitzogen, pokerte Laufenberg ohne Rücksicht auf Verluste und auch die Stadt teilte kräftig aus.

So bedauerlich die Kündigung künstlerisch sein mag – Laufenberg hat die Kölner Oper wieder auf ein anspruchsvolles Niveau gebracht –, prozedural war sie dringend geboten. Der Streit zwischen beiden Parteien hatte eine kaum noch beherrschbare Dynamik erreicht, bis sogar eine Fusion der Opern in Köln und Düsseldorf im Raum stand. Diese selbstzerstörerischen Züge wurden durch die Kündigung nun gestoppt.

Die neue Ruhe könnte sich allerdings als trügerisch erweisen. Zum einen will Laufenbergs Anwalt auch vor dem Arbeitsgericht klagen. Zum anderen haben CDU und FDP, die im Hauptausschuss von Rot-Grün überstimmt worden waren, Beschwerde bei der Kommunalaufsicht wegen Formfehlern eingelegt: Die Einladung zum Ausschuss sei nicht fristgerecht zugestellt worden.

Sollte es allerdings bei der Kündigung bleiben, steht die Stadt bald ziemlich nackt da. Laufenberg ist gekündigt, Karin Beier verlässt Köln 2013, Generalmusikdirektor Markus Stenz geht 2014. Es ist nicht leicht, Theater zu machen in einer Stadt, die selbst Theater ist.

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1 Kommentar

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  • WJ
    Wolfgang J. Ruf

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    Die Auseinandersetzung um Kölns Oper und ihren Intendanten ist lediglich ein weiteres Beispiel für ein hypertrophes Theatersystem, das Kunstfreiheit als den Verlust jeglichen Wirklichkeitsbezugs missversteht.

    Bei einer einigermassen vernünftigen und effizienten Oraganisation wäre ein angemessenes künstlerisches Niveau an einer Oper wie Köln noch mit geringeren Mitteln zu erreichen.

    Die Vorgänge um Kölns Oper zeigen sehr deutlich die Reformunfähigkeit des deutschen Theaters, die Politikeren ebenso wie Theaterleuten anzulasten ist.

    Wahrscheinlich wird nur das Ausbleiben von Zuschussmitteln bzw. ihren Steigerungen zu einem wirklich ernsthaften Überdenken der Strukturen beitragen.