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Knie auf Kopf und Nacken

Polizisten haben einen Jugendlichen in Düsseldorf ähnlich wie den in den USA getöteten George Floyd am Boden fixiert. Die Aktion wird nun den Landtag beschäftigen

Polizeipräsenz in der Düssel­dorfer Altstadt. Einige Kollegen waren am Samstag wohl zu sehr bei der Sache Foto: Bernd Thissen/dpa

Von Andreas Wyputta Bochum

Verstörende Videos von einem Polizeieinsatz in der Düsseldorfer Altstadt sorgen für Empörung in Politik und Öffentlichkeit. Die Aufnahmen zeigen einen Jugendlichen, er liegt auf dem Pflaster und wird von zwei Polizisten so fixiert, dass er bewegungslos ist. Ein Polizist biegt ihm einen Arm auf den Rücken, ein anderer drückt ihm sein Knie auf Kopf und Nacken – ähnlich wie im Fall des schwarzen US-Amerikaners George Floyd, der durch eine solche Polizeiaktion am 25. Mai getötet wurde. Seine Tötung hatte weltweit zu Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus geführt, auch in Deutschland.

Offenbar erinnerte die Szene, die sich am Samstagabend auf der Partymeile der nord­rhein-westfälischen Landeshauptstadt abspielte, auch Passant*innen an das Ersticken des 46-jäh­rigen Floyd: „Mach mal dein Knie ­runter“, fordert ein Mann in ­einer 15-sekündigen Filmsequenz mehrmals von dem Polizisten. „Das ist nicht lustig“, warnt er den Beamten – während ein dritter Beamter of­fenbar verunsichert danebensteht.

Selbst die Polizei sieht bei dem harten Vorgehen den „Verdacht eines Beamtendelikts“. Aus „Neutralitätsgründen“ sei die Untersuchung des Falls an die Kolleg*innen in der Nachbarstadt Duisburg abgegeben worden, heißt es in einer Stellungnahme des Düsseldorfer Polizeipräsidiums.

Nach Auskunft der Polizei seien die drei Polizisten am Samstagabend gegen 19:30 Uhr zunächst zu einem Fast-Food-Restaurant gerufen worden, wo eine Gruppe von circa zehn Randalierern Ärger gemacht habe. Der mit Gewalt zu Boden gedrückte Jugendliche, der erst 15 Jahre alt sein soll, sei nicht an der Randale beteiligt gewesen.

Allerdings habe er den Polizeieinsatz gestört und die Beamten angegriffen. Nach seiner Festnahme sei er zur Identifizierung zur Polizeiwache Stadtmitte gebracht und danach in die Obhut seiner Erziehungsberechtigten übergeben worden. Ob der 15-Jährige verletzt worden sei oder einen Migrationshintergrund habe, sei noch nicht bekannt, sagte der Sprecher der zuständigen Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Julius Sterzel, der taz. Man warte auf die Ermittlungsergebnisse der Duisburger Polizei.

Allerdings ist schon heute klar, dass der gewaltsame Polizeieinsatz ein parlamentarisches Nachspiel haben wird: Auf Antrag von SPD und Grünen wird sich der Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags am Donnerstag mit dem Fall befassen. „Der Polizeieinsatz in Düsseldorf muss aufgeklärt werden. Dass Polizisten sich auf Kopf/Hals einer am Boden liegenden, bereits fixierten Person knien, kann nicht verhältnismäßig sein“, twitterte die parlamentarische Geschäftsführerin der grünen Landtagsfraktion, Verena Schäffer, am Montagmorgen.

„Mach mal dein Knie runter, das ist nicht lustig“, warnen Passant:innen die Polizei

„Wir hatten gehofft, dass wir solche Bilder nach dem tragischen Tod von George Floyd in Deutschland niemals zu sehen bekommen würden“, erklärten für die Sozialdemokraten Landtagsfraktionsvize Sven Wolf und der innenpolitische Sprecher Hartmut Ganzke. „Ein starker Staat muss verhältnismäßig mit seiner Macht umgehen.“

Auch Nordrhein-Westfalens CDU-Innenminister Herbert Reul, der seit Jahren versucht, mit einer „Law and Order“-Politik einen starken Staat zu symbolisieren und damit die rechte Flanke der Christdemokraten abzudecken, versprach Aufklärung. „Auch ich habe mich erschrocken“, sagte Reul über seinen ersten Eindruck von dem Video, das in verschiedenen Längen im Internet kursiert.

Der Innenminister erklärte allerdings, die Einsatzvorgaben seiner Polizei erlaubten, dass Beamte ihr Knie oder Schienbein „auf dem Ohr“ einer am Boden liegenden fixierten Person hätten. Ein Zusammenpressen des Halses sei dage­gen nicht gestattet. SPD und Grüne erwarten in der Innenausschusssitzung am Donnerstag einen umfassenden Bericht aus Reuls Ministeriums – und erste Ermittlungsergebnisse der Duisburger Polizei.

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