■ Press-Schlag: Knast für Tyson
Normalerweise wäre der Fall, der am letzten Freitag vor einem Gericht in Maryland verhandelt wurde, eher eine Lappalie gewesen. Ein Verkehrsunfall mit anschließender leichter Körperverletzung durch einen unbeherrschten Autofahrer. Weil der Berserker aber Mike Tyson heißt, wurde die Sache zu einer dramatischen Angelegenheit. „An diesem Tag explodierte eine Zeitbombe“, sagte Anklagevertreterin Carol Crawford, und Richter Stephen Johnson, der den cholerischen Boxer zu vier Jahren Haft verurteilte, von denen ein Jahr abzusitzen ist, befand, es habe sich um das „traurige Beispiel einer potentiell tödlichen Wut im Straßenverkehr“ gehandelt. Der 32jährige, stellte Johnson fest, reagiere „immer wieder unbeherrscht und gewalttätig“. Es war offensichtlich, daß vor dem Gericht nicht nur der Vorfall aus dem letzten August verhandelt wurde, sondern auch Tysons kriminelle Vergangenheit, die ihm drei Jahre Gefängnis wegen Vergewaltigung und einen Lizenzentzug wegen vorsätzlichen Ohrbisses eingebracht hatte. Vergeblich hatten die beiden Unfall- Kontrahenten um Milde für den hochverschuldeten Boxer gebeten.
Das Urteil, dessen Strenge eine Sprecherin des TV-Senders Showtime, der Tysons Kämpfe zeigt, „überraschend“ fand, bringt die weitere Karriere von Mike Tyson in große Gefahr. Zwar will sein Anwalt das Urteil anfechten, und schon heute könnte Tyson gegen Kaution entlassen werden, doch niemand glaubt, daß er unter diesen Umständen wieder an alte Leistungen anknüpfen kann, wenn er am 24. April seinen nächsten Fight bestreiten sollte. Bei seinem Comeback vor drei Wochen gegen Frans Botha hatte Tyson zwar durch K.o. gewonnen, aber einen schwachen Eindruck gemacht.
„Ich denke, er ist Geschichte“, sagt Box-Promoter Bob Arum. „Das macht ihn fertig“, erklärte Ex-Weltmeister Larry Holmes. Tyson selbst hatte schon vor der Verhandlung an den Richter geschrieben: „Gefängnis würde bedeuten, daß ich alles verliere.“ Matti
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