: Klugscheißer
■ Die IG–Metall und Rheinhausen
Der Krupp–Stahl–Chef Cromme hat am Dienstag öffentlich den Rückzug angetreten, und die SPD–Landesregierung scheint es zufrieden - obwohl das Schreiben von Cromme Interpretationen zuläßt. In Rheinhausen selbst glauben viele Rau nur zu gern. Daß Cromme ein „Schurke“ sei, hörte man von den Arbeitern dort schon vorher. Jetzt sind Textauslegung oder Fragen der Plausibilität bei den Stahlkochern nicht mehr gefragt: Der monatelange Arbeitskampf nähert sich nach fast einer Wcohe Vollstreik, und die Daumenschrauben des Krupp–Vorstands werden täglich ein bißchen angezogen. Derweil sitzen die anderen in der IG–Metall und im DGB auf der Tribüne und schauen zu. Ein erbärmliches Bild. Und es wäre soviel möglich. Zunächst einmal das Geld: Zehn Millionen wären in ein paar Tagen zusammenzubringen. Aber man will nicht. Franz Steinkühler, Chef der größten Einzelgewerkschaft der Welt, demonstriert den Rheinhausenern seine Mißachtung in schon fast brutaler Weise. Es reicht nicht einmal mehr für eine Geste. Dieser Mann hatte Rheinhausen schon abgeschrieben, bevor der Kampf überhaupt begann. Und mehr noch: Ein ehemaliges IGM–Vorstandsmitglied war sich nicht zu schade, Cromme Tips zu geben, wie der Kampf im Sinne des Vorstands am schnellsten zu beenden sei, und ein Arbeitsdirektor machte sich Cromme zum Gehilfen, um die Kampfkraft zu brechen. Die vereinigten Klugscheißer der Republik wußten schon immer, daß in Rheinhausen nichts zu gewinnen war. Es wäre in ihrem eigenen Interesse, wenn sie nicht Recht bekämen, denn in Rheinhausen wird mehr ausgefochten als ein Kampf um eine Stahlhütte. Die einzigen, die das begriffen haben, sind die Unternehmer. Walter Jakobs
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen