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Klingklang (sanft) und Känguruhs

■ Prima im Sessel und an Männes Schulter kuscheln und verinnerlichen was das Zeug hält: Klangwelten - das Festival meditativer Musik blubberte gestern gar sanft in der Glocke

Kein leicht konsumierbarer Abend wurde allerorten angedroht. Eine Musik, die einer meditativen inneren Haltung entspringe, einer Erfahrung des Transzendenten, des Numinosen??? „In einer akustisch überfluteten Welt der permanenten Beschallung lernen immer mehr Menschen das Hinein-horchen, eine Gegenbewegung zum einfachen Konsumverhalten“, belehrt uns das Programmheft dann auch. Aber alles halb so schlimm wie es klingt, völlig harmlos. Keine übliche Musikfestival-Atmosphäre mit Saufen, Gröhlen und Bierflaschen zu Flugscharen, so natürlich nicht. Ganz prima zum in den Sessel und an Männes Schulter Kuscheln und Verinnerlichen was das Zeug hält. Aber Vorsicht, hier wird nicht konsumiert, ein solches Publikum tut so was nicht. Es bemüht sich der Empfehlung Ernst Rüdiger Oppermanns, eines sanften Mannes mit sanften Locken und einer noch viel sanfteren Stimme aus dem Mund unter den nickelbebrillten sanften Augen, dessen Empfehlungen also, gerecht zu werden, was bedeutet, einen intensiven

unvergesslichen Abend zu erleben und aus dem die Kraft zu schöpfen, etwas davon in unseren Alltag einzubringen.

Vor einem Stammesmusik und -tanz vorführenden, bemalten Aborigine zu sitzen, das hat allerdings was von Zoo. Wobei der Vertreter für Trevor Parfitt, der uns die magischen Klänge der Aborigines zu lehren geschickt ward, weniger „Tanz“ um seine Berufung machte als unser sanfter Conferencier. Souverän blies er das Didgeridoo (suurrrblubberrummmsranzklockklan), ließ uns die Sprünge des Känguruhs erahnen, und ebenso souverän entschlenderte er der Bühne. Wo wir also bei Wurzeln sind, besinnen wir uns auf unseren eigenen kulturellen Bäckraunt: Johann Sebastian Bach, gespielt von Arvo Pärt (Los Angeles-Stuttgart -Schaffhausen) auf dem Cello. Wirklich hübsch, nur etwas bar des Bezuges. „Lange meditative Erfahrung“ zeichnet unseren nächsten und letzten Programmpunkt des ersten Teils aus: Paul Horn (Flöte!!!) und Chris Hinze (auch Flöte). Dieses geschmacklich etwas streitbare Potpourri aus E

Flöte mit Playback-Wellen (nichts für Blasenschwache) und indischen Gesangskonserven rundet den Musiksalat ab, als musikalische Dressing, wenn man so will. Cheng Gongliang dann, Vertreter der Musik des alten China, sieht aus wie Peter Lorre als ehrenwerter Mister Moto, sitzend an der Sitar, spielend den „dritten Mann“, aber nur für meditative Tonabschalter. Ohne Bild: ein betrunkener Fischer, sein Boot, sein Rudern, sein Fischen, sein Trinken und dann etwas betrunkener: sein Boot, sein Rudern sein Fischen.... alles entnehmen wir den Klängen der Qin, einem Instrument, das aussieht wie eine Sitar und klingt wie eine Bottle-Neck -Guitar. Fremd und doch bekannt. Galaktisch!

Da fehlt uns nur noch das Minimal Orchestra uns wieder in das Hier und Jetzt zu klatschen. Ein einigermaßen amüsanter Abend, dessen große Stärke darin lag, alles in appetitlichen Musikhäppchen zu servieren, den niemand unterstellen würde, einen gemeinsamen Nenner zu haben, außer dem Veranstalter.

Kerstin Dreyer

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