Klimaziele einfacher erreichbar: Mehr Wohlstand ohne Kohlesubventionen
Weniger Subventionen für fossile Energieträger wie Kohle und Öl führen zu mehr Wohlstand, zeigt eine Studie. Etwa jedes dritte Land könne so seine Klimaziele erreichen.

Etwa jedes dritte Land könne so seine Klimaziele erreichen – ganz ohne zusätzliche Maßnahmen wie CO₂-Preise, darunter China, Indien und Indonesien. Aber auch Industriestaaten wie Deutschland, die USA, Japan und das Vereinigte Königreich könnten so rund ein Drittel ihrer Klimaziele schaffen. Damit ließen sich wirtschaftliche, fiskalische und klimapolitische Ziele besser miteinander vereinbaren als bislang angenommen.
Den Staaten stünden durch die eingesparten Subventionen und Einnahmen aus der Bepreisung externer Kosten der fossilen Energienutzung – etwa für Gesundheit – erhebliche fiskalische Mittel zur Verfügung. Im Durchschnitt könnten sie Steuereinnahmen von 4,9 Prozent des gesamten Konsums erzielen. Dabei reichen die Schätzungen von 1,8 Prozent bis 16,2 Prozent, je nach Region.
Außerdem müssten die Länder für weniger Umwelt- und Gesundheitsschäden aufkommen. Erhebliche volkswirtschaftliche Zusatzkosten durch einen voranschreitenden Klimawandel könnten zudem verhindert werden. Die wirtschaftlichen Folgen der höheren Energiepreise könnten damit ausgeglichen werden, lautet das Fazit der Studie.
Großer Effekt auf Emissionen
„Viele Staaten tragen nach wie vor dazu bei, dass fossile Energieträger für den Verbraucher günstig bleiben“, sagte der Leiter des ZEW-Forschungsbereichs Umwelt- und Klimaökonomik und Ko-Autor der Studie, Sebastian Rausch. „So werden durch explizite Subventionen Teile der Kosten für die Versorgung übernommen, oder über implizite Subventionen die externen Gesundheitskosten, die mit der Nutzung fossiler Brennstoffe einhergehen, nicht in den Preis eingerechnet.“
Bisher gehören die Subventionen für fossile Brennstoffe zu den am häufigsten eingesetzten staatlichen Energiemaßnahmen. Die Studienautoren berufen sich auf den Internationalen Währungsfonds (IWF), wonach sich die weltweiten direkten Subventionen auf rund 1,3 Prozent des Bruttoweltprodukts belaufen. Die indirekten Subventionen – sie entstehen, weil die externen Kosten der Nutzung fossiler Brennstoffe nicht eingepreist sind – machten sogar 5,8 Prozent aus. In Summe seien das knapp sechs Billionen US-Dollar weltweit, so das ZEW.
„Explizite Subventionen abzuschaffen, etwa Steuerbefreiungen auf Kerosin oder Gaspreisdeckel, würde sich nur begrenzt auf den CO₂-Ausstoß auswirken“, sagte ZEW-Wissenschaftler Tim Kalmey. „Entscheidend ist, dass auch die externen Kosten fossiler Brennstoffe, also die schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit durch lokale Luftverschmutzung, eingepreist werden.“ Das ZEW schätzt, dass dies die weltweiten CO₂-Emissionen um 32 Prozent verringern würde.
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