Klimaschützer in Sorge: Kohlekraftwerk braucht Ersatz

Hamburgs Umweltbehörde will am Dienstag bekanntgeben, wie die Fernwärme aus dem alten Kohlekraftwerk Wedel umweltfreundlich ersetzt werden soll.

Der Plan einer „Moorburgtrasse“ wurde mit viel Energie verhindert Foto: Lukas Barth/dpa

HAMBURG taz | Klimaschützer wollen verhindern, dass Fernwärme aus dem Kohlekraftwerk Moorburg ins städtische Netz gespeist und damit der Volksentscheid zum Rückkauf der Energienetze torpediert wird. Eine Aktivisten-Gruppe hat deshalb am Montagmorgen vor dem Vattenfall-Kraftwerk Tiefstack demonstriert. Anlass war eine Aufsichtsratssitzung der Vattenfall-Fernwärme-Gesellschaft, bei der am Abend die Weichen gestellt werden sollten. Am Dienstag will die Umweltbehörde das Ergebnis bekannt geben.

Ziel des Volksentscheids war „eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien“. Aus Sicht des Hamburger Energietischs (HET), der die Umsetzung des Volksentscheids kritisch begleitet, widerspräche jede Lösung unter Einbeziehung des Kohlekraftwerks Moorburg diesen Zielen.

Um die Fernwärme von dem überfälligen Kohlekraftwerk Wedel zu ersetzen, will die Stadtreinigung im Stellinger Moor aus Abfall Wärme erzeugen. Dazu könnte nach einem Vorschlag der Umweltbehörde ein Gaskraftwerk am Haferweg in Altona kommen und zur Abdeckung von Spitzenlasten einige Gasmotoren in Stellingen.

Nachteil dieses Konzepts ist der geringe Anteil erneuerbarer Energie. Darum sieht ein weiterer Vorschlag vor, einen Teil der Wärme von der Müllverbrennungsanlage (MVA) Rugenberger Damm statt aus dem Kraftwerk Haferweg zu beziehen. Dafür müsste aber eine Fernwärmeleitung unter der Elbe hindurch gebaut werden.

2013 haben die HamburgerInnen mit knapper Mehrheit dafür gestimmt, die Netze für Strom, Gas und Fernwärme wieder in städtische Hand zu bringen.

Das Stromnetz gehört inzwischen wieder der Stadt. Zum 1. Januar 2018 soll das Gasnetz von einer städtischen Gesellschaft übernommen werden und 2019 Vattenfalls Fernwärmenetz.

Bei der Fernwärme ist die Versorgung komplizierter, weil nicht einfach wie bei den übrigen Netzen Strom und Gas von irgendwoher bezogen werden kann, sondern Heizquellen speziell für das Hamburger Netz vorgehalten werden müssen.

Vattenfall Wärme Hamburg (VWH) gehört bereits zu 25,1 Prozent der Stadt, die drei von zwölf Aufsichtsratsmitgliedern stellt.

Das weckt in der Klimaschützerszene ungute Erinnerungen und Befürchtungen. Denn die MVA Rugenberger Damm versorgt derzeit einen Industriebetrieb, der dann mit Fernwärme aus Moorburg beliefert werden müsste – über eine Leitung zur Müllverbrennungsanlage. Damit wäre auch eine Durchleitung von Wärme aus Moorburg in die Stadt möglich – der mit viel Protest verhinderte Plan einer „Moorburgtrasse“ ließe grüßen.

Zwar verspreche Rot-Grün, dass das nicht geschehen werde, sagt Gilbert Siegler vom HET, das reiche aber nicht. „Wenn es einen neuen Senat gibt, ist das nicht das Papier wert, auf dem das gedruckt worden ist.“ Außerdem müsse sich so eine teure Leitung unter der Elbe ja auch amortisieren.

Dass das Kraftwerk Moorburg so oder so Abwärme produziert, lässt Siegler nicht gelten. Wenn es Fernwärme abgebe, werde es zwar nur wenig effizienter, aber dafür viel wirtschaftlicher – und das sei nicht im Sinne des Klimaschutzes, weil es dann umso länger laufen könnte.

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