Klimakrise in Ostafrika: Jahrhundertflut fordert Todesopfer
Mindestens 100 Menschen sind bei heftigem Dauerregen in Ostafrika ertrunken. Der könnte bis ins Frühjahr andauern und ganze Ernten vernichten.
Vom Horn von Afrika bis zum kongolesischen Dschungel regnet es derzeit so heftig, dass das UN-Koordinierungsbüro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) in Somalia bereits von einer „Jahrhundertflut“ sprach. Dort sind schon jetzt rund 100 Menschen ertrunken. Die Fluten auf den Äckern haben die Ernte vernichtet. Die marode Infrastrastruktur säuft komplett ab, es entstehen enorme wirtschaftliche Schäden und Verluste.
Verursacht wird das Extremwetter von zwei Phänomenen in den Ozeanen, gepaart mit dem Klimawandel. Bekannt sind zum einen die Meeresströmungen namens El Nino, die alle paar Jahre regelmäßig im Pazifik auftreten und die Wassertemperatur dort ansteigen lassen. Dies führt weltweit zu extremem Wetter: warme Winter im Norden, kältere Temperaturen im Süden. Verstärkt wird dies an der Ostküste Afrikas durch einen Temperaturanstieg im Indischen Ozean, das sogenannte Dipole. Dabei ist die Wassertemperatur in Küstennähe erhöht, während sie im östlichen Indischen Ozean unter dem Durchschnitt liegt. Dies sorgt für enormen Niederschlag. Die internationale Wetterorganisation hat angekündigt, dass dieses Phänomen noch bis zum Frühjahr 2024 anhalten kann.
Die Folgen sind jetzt schon spürbar. In Uganda hat das Transportministerium nun erklärt: „Während der andauernden Regenfälle sind schnelle Maßnahmen zur Behebung der Schäden nicht möglich.“ Erst wenn der Regen nachlasse, würden die Ingenieursteams ausrücken, um Straßen, Brücken, Wasser- und Stromleitungen zu reparieren. Zudem würden alle Verwaltungsbezirke angehalten, Gelder zur Instandsetzung von Straßen derzeit nicht zu nutzen – aus Angst, dass gleich wieder alles „weggespült wird.“ Minister Edward Wamala bittet die Bevölkerung „um Geduld in diesen herausfordernden Zeiten“.
Kampalas Innenstadt gesperrt
In Reaktion auf den Regen sperrte die Eisenbahnbehörde die Innenstadt von Kampala, weil dort die Bahngleise unterspült worden sind. Viele Überlandstraßen sind fast unpassierbar, weil Brücken durch die Sumpfgebiete eingebrochen sind. Selbst die wichtigste Lebensader der ugandischen Industrie, die Straße zu den jüngst angezapften Ölfeldern im Westen des Landes, über die Rohöl bis zum Indischen Ozean befördert wird, ist unpassierbar. Einige Landesteile sind komplett abgeschnitten.
Katastrophenminister Musa Ecweru will deshalb Geld bereitstellen. Doch Uganda ist mit den Kosten in Höhe von drei bis sechs Milliarden, die der Klimawandel verusacht, sowieso heillos überfordert. Dies übersteigt jedoch die Ausgaben, die Uganda selbst für Bildung und Gesundheit zur Verfügung hat.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau