piwik no script img

Klimafreundlich heizenFörderung für mehr Eigentümer

Das Heizungsgesetz soll die Wärmewende beschleunigen, bisher wurden die Ziele jedoch nicht erreicht. Jetzt beginnt die dritte Förderrunde.

Nach Ziel der Bundesregierung sollen ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden. Im ersten Halbjahr waren es 90.000 Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Berlin dpa | Alle Wohnungseigentümer und Hausbesitzer können ab heute staatliche Förderung für den Austausch alter Gas- und Ölheizungen gegen klimafreundlichere Alternativen beantragen. Neben den bisher Berechtigten können nun auch Vermieter von Einfamilienhäusern sowie Unternehmen und Kommunen Anträge stellen. Das teilte die zuständige Förderbank KfW mit.

Mit der dritten Förderrunde des umstrittenen Heizungsgesetzes steht das Verfahren damit allen vorgesehenen Gruppen offen. Zuvor durften bereits private Eigentümer von Mehrfamilienhäusern und von selbst bewohnten Einfamilienhäusern staatliche Unterstützung erbitten. Auch für Wohnungseigentümergemeinschaften etwa mit Zentralheizung war die Förderung bereits möglich.

Bis zu 70 Prozent Förderung möglich

Mindestens 30 Prozent Förderung sind vorgesehen, egal ob Wohn- oder Geschäftsgebäude. Bis zu 70 Prozent Zuschuss sind möglich – abhängig vom Einkommen und der Geschwindigkeit und Umsetzung des Heizungstauschs. Für Eigentümer, die ihre Immobilie selbst bewohnen und bis zu 40.000 Euro zu versteuerndes Haushaltsjahreseinkommen haben, ist ein Einkommens-Bonus von 30 Prozent vorgesehen.

Bis 2028 kommt ein Geschwindigkeits-Bonus von 20 Prozent für den frühzeitigen Austausch alter Gas- und Ölheizungen sowie von Nachtspeicherheizungen und alten Biomasseheizungen für selbstnutzende Eigentümerinnen und Eigentümer hinzu. Für Wärmepumpen, die als Wärmequelle Wasser, Erdreich oder Abwasser nutzen oder ein natürliches Kältemittel einsetzen, gibt es laut Ministerium zudem einen Effizienz-Bonus von zusätzlich 5 Prozent.

Das neue Heizungsgesetz sieht generell vor, dass von 2024 an jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Die Regelungen greifen aber zunächst nur für Neubauten in einem Neubaugebiet. Funktionierende Heizungen können weiter betrieben werden.

Erwartungen an Gesetz bisher nicht erfüllt

Bisher sind laut Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) rund 93.000 Zusagen erteilt worden. Die Zahl umfasst dabei auch die Zusatzanträge von Eigentümern in Mehrfamilienhäusern und Wohneigentumsgemeinschaften. Das BMWK rechnet nach eigenen Angaben mit einem Anstieg der Förderzahlen durch die Hinzunahme der verbliebenen Gruppen. Die Anzahl der Förderungen pro Monat ist seit Beginn im Februar zwar gestiegen, liegt aber weit unter den Erwartungen.

Der Absatz von Wärmepumpen etwa war zuletzt eingebrochen, wie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) Ende Juli mitteilte. Verkauft wurden im ersten Halbjahr 90.000 Geräte – ein Minus von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das vergangene Jahr war noch ein Rekordjahr für den Verkauf von Wärmepumpen gewesen. Das BMWK führte auf Anfrage Vorzieheffekte und höhere Zinsen als mögliche Gründe für den Absatzrückgang in diesem Jahr an.

Der BDH erwartet durch die Fördermöglichkeit für weitere Gruppen eine Zunahme der Zusagen. „Wir sind daher vorsichtig optimistisch, dass die zweite Jahreshälfte besser verläuft als die erste“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Der Verband rechnet bis zum Jahresende trotzdem mit einem Absatz von maximal 200.000 Wärmepumpen.

Die Bundesregierung hatte als Ziel formuliert, dass ab 2024 jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Und Mieter zahlen doppelt!



    Denn ob in unserem Mietshaus eine klimaneutrale (und somit eine nicht einem ausufernden CO2 Preis unterliegende) Heizung eingebaut wird, entscheidet ganz allein der Vermieter.



    Der hat aber überhaupt keinen Anreiz hier von der Gas Heizung wegzugehen. Das teure Gas zahlen die Mieter, die Umrüstung müsste er bezahlen.



    So dürfen wir Mieter also doppelt zahlen! Unsere Steuern werden an Eigenheimbesitzer umverteilt (denn die Förderung wird durch Steuergeld bezahlt, Schuldenbremse juhu!).



    Gleichzeitig dürfen wir den immer höher werden CO2 Preis für unsere Gas Heizung zahlen.



    Ein dickes FU an alle Mieter. Umverteilung gibt es in diesem Land wirklich nur hin zu denen, die eh schon viel haben. Das ist grüne Politik.

    • @TeeTS:

      Stimmt leider... Einzige Hoffnung ist, dass Vermietern langfristig der Totalschaden der alten Gasheizung droht und sie sie dann durch Wärmepumpen ersetzen müssen. Schlaue Vermieter warten nicht solange sondern nehmen den Geschwindigkeitsbonus mit.

  • Und der Strom kommt aus der Steckdose?



    Eine Wärmepumpe ist wie ein E-Auto erst dann Umweltfreundlich, wenn Sie mit umweltfreundlichem fast CO2-freiem Ökostrom betrieben wird. Wo aber ist dieser Ökostrom im Winter, wenn fast keine Sonne scheint und nur die Windkraft einen erwähnenswerten Anteil hat. Wenn dann Kohle- und Gaskraftwerke den Strom für die Wärmepumpen erzeugen müssen, ist Habecks gesamt Kalkulation wertlos.

    • @Rudi Hamm:

      Das ist falsch. Da eine Wärmepumpe keine Wärme teuer erzeugt sondern nur eben pumpt, benötigt sie nur einen Bruchteil der Energie - bei Wasser- oder Erdsondenwärmepumpen nur 20%, dessen, was eine Heizung benötigt. Auch mit Energieverlust bei Stromerzeugung und -transport ist die Wärmepumpe noch im Plus selbst eine Wärmepumpe, die zu 100% mit Strom aus Gaserzeugung betrieben wird, ist umweltfreundlicher und sparsamer als eine Gasheizung.

      • @Francois Bourgeois:

        Und nun bitte die gleiche Rechnung mit Kohlekraft und Luft/Luft-Wärmepumpe mit JAZ ~3, wie sie zu 90% im Einsatz sind.

        • @Rudi Hamm:

          Korrektur Luft/Wasser nicht Luft/Luft.

      • @Francois Bourgeois:

        Das ist nicht falsch.



        Wenn Millionen von Öl oder Gas auf Wärmepumpen umstellen, dann brauchen diese Heizungen nun Strom statt Gas oder Öl. Selbst wenn ich ihre sehr optimistische JAZ von 5 nehme und den geringen Stromverbrauch einer Öl/Gasheizung hinzu rechne, werden trotzdem viele GWh Strom im Stromnetz(!) mehr benötigt als zuvor.



        In der Gesamtbilanz (Kraftwerke, Energieverbrauch, Wirkungsgrad,..) mag es besser aussehen, aber es wird im Netz mehr Strom benötigt.



        Meine Frage war: Woher kommt dieser Strommehrbedarf.

  • Selbst ich als Hausbesitzer finde die Förderungen für Wärmepumpen von bis zu 70% viel zu hoch angesetzt. Denn letztlich zahlen alle anderen (also ihr) das mit ihren Steuern mit. Da fände ich es gerechter, wenn man für die Stromsteuern deutlich senkt, so dass sich die WP wirtschaftlich noch besser rechnet.