Klimabilanz 2017 des Umweltbundesamts: Weniger Treibhausgas für Strom
Die Stromerzeugung in Deutschland wird etwas klimafreundlicher. Doch die Emissionenen von Verkehr und Industrie nehmen zu.
Diese positive Entwicklung hielt bisher auch im Jahr 2018 an, wie die Bilanz nach den ersten fünf Monaten zeigt. Die Stromerzeugung aus Kohle liegt seit Jahresbeginn um mehr als 10 Prozent unter dem Vorjahreswert. Vor allem die Steinkohlekraftwerke wurden in den vergangenen Monaten häufig gedrosselt. Es ist ein Erfolg der erneuerbaren Energien: Nach Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung seit Jahresbeginn im Mittel bei gut 42 Prozent, in einigen Wochen sogar über der Marke von 50 Prozent.
Insgesamt sind Deutschlands Klimaerfolge dürftig
Damit wird immer deutlicher, dass im Stromsektor die Energiewende tatsächlich passiert. Aber eben nur dort: Weil im Verkehrssektor und in der Industrie die CO2-Emissionen zuletzt sogar noch stiegen, sind die Klimaschutzerfolge in Deutschland insgesamt dürftig. Bereits im März hatte das UBA mitgeteilt, dass in Deutschland im Jahr 2017 insgesamt 904,7 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt wurden, was nur bescheidene 4,7 Millionen Tonnen weniger waren als 2016. Die Treibhausgasemissionen im Verkehr haben 2017 um 2,3 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe um 3,0 Prozent zugenommen.
Dass die Energiewende bislang nur eine Stromwende ist, liegt vor allem daran, dass es ein wirkungsvolles politisches Instrument im Sinne des Klimaschutzes bisher nur im Strommarkt gibt – nämlich das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Fortschritte in anderen Sektoren könnte eine CO2-Abgabe bringen, wie sie in jeweils unterschiedlicher Ausgestaltung in Großbritannien, Frankreich, Schweden und der Schweiz bereits praktiziert und in den Niederlanden diskutiert wird.
Auch in Deutschland findet dieser marktwirtschaftliche Ansatz zunehmend Unterstützer. Zwischenzeitlich haben 52 Unternehmen und Verbände ein Papier unterzeichnet, das unter dem Titel „Für Innovationen und Investitionssicherheit“ von der Politik ein „investitionsrelevantes CO2-Preissignal“ fordert. Darunter sind auch große Firmen wie Siemens, Deutsche Telekom, Eon und EnBW.
Selbst der Bundesverband der Deutschen Industrie, der ansonsten nicht gerade als ökologischer Vordenker in Erscheinung tritt, betont, dass ein erfolgreicher Klimaschutz eine „wirksame CO2-Bepreisung“ brauche, ein „starkes Preissignal“. Dafür ist nach einer gängigen Einschätzung der Energiebranche ein Mindestpreis von 25 bis 30 Euro pro Tonne CO2 nötig.
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