Klima-Check der Deutschen Umwelthilfe: Regierungsbauten fallen durch

Die Deutsche Umwelthilfe untersucht die Energiebilanzen der Bundesministerien. Besonders schlecht schneidet das KanzlerInnenamt ab.

Das Bundeskanzleramt aufgenommen mit einer Wärmebildkamera, roten Flecken zeigen, wo die Fenster sind

Ausgerechnet Angela Merkels Amtssitz schneidet beim Klimatest am zweit schlechtesten ab Foto: imago/Marius Schwarz

BERLIN taz | Ausgerechnet bei ihren eigenen Gebäuden hat die Bundesregierung in Sachen Klimaschutz gehörigen Nachholbedarf. Lediglich vier von zwölf Ministerien werden den Anforderungen eines nachhaltigen Energiebedarfs gerecht. Das geht aus einer am Montag vorgestellten Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) mit Unterstützung des Energieberaterverbandes GIH hervor.

Die Verbände nahmen die Gebäude-Energieausweise von 26 Bundesministerien und nachgeordneten Behörden unter die Lupe. Ihr Ergebnis: Mit Werten von bis zu 211 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter und Jahr sind die Klimabilanzen von acht Ministerien nicht mit den Klimazielen für 2050 vereinbar.

Das Bundeskanzleramt landet mit einem Wert von 195 kWh auf dem vorletzten Platz. Nur das Familienministerium schnitt schlechter ab. Der zugrundeliegende Energieausweis misst etwa, wie gut die Gebäude gedämmt sind, welche Heizung und welche Art von Strom genutzt werden. Ebenfalls schlechte Werte erzielten die Gebäude des Bundesfinanzministeriums, des Verteidigungsministeriums sowie des Wirtschaftsministeriums, das auch für Energie zuständig ist. Zu den Gebäuden mit einer guten Bilanz gehören das Forschungsministerium, das Umweltministerium, das Auswärtige Amt sowie das Ministerium für Landwirtschaft.

Ein Regierungssprecher hatte auf Nachfrage der taz keine Erklärung für die schlechten Werte des Kanzleramts und die anderen Gebäude.

Zu wenig Klimaschutz in Gebäuden

In aktuellen Debatten über die Klimaziele Deutschlands stehen der Automobil- sowie der Flugverkehr im Fokus. Mindestens genauso wichtig ist die Energiebilanz von Gebäuden, so die DUH. „Frau Kramp-Karrenbauer, Frau Merkel und Frau Schulze verweisen alle auf das Klimaschutzpotenzial im Gebäudebereich – aber es passiert zu wenig“, kritisierte Barbara Metz, stellvertretende Bundesgeschäftsführerin in der DUH. Bis zum Jahr 2030 sollen die CO2-Emmissionen im Gebäudesektor in Deutschland auf 72 Millionen Tonnen im Jahr sinken. Bei den aktuellen Werten erfordere das eine Senkung von fünf Tonnen jährlich. Werden die Klimaschutzziele 2050 nicht erreicht, drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe vonseiten der EU. Vor diesem Hintergrund sei das seit 2016 diskutierte Gebäudeenergiegesetz im aktuellen Entwurf völlig unzureichend.

Ihre Kritik richtet die DUH allen voran an die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU). Es sei nun dringend geboten, konkrete Maßnahmen umzusetzen. So fordert die Umwelthilfe die Abkehr von Ölheizungen ab dem Jahr 2020 und den Ausstieg aus Gasheizungen ab 2025. Außerdem pocht die DUH auf die Einführung einer steuerlicher Förderung für energetische Sanierung.

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