Klima-Aktivisten gehen auf die Straße: „Es gibt keinen Planeten B“
Rund 250.000 Menschen demonstrieren in Washington gegen Donald Trumps Klimapolitik. Umweltschützer verlegen ihre Aktivitäten auf die Lokalebene.
Trump hatte in den Tagen zuvor das gerade erst von Präsident Barack Obama verfügte Ölbohrverbot in der Arktis per Dekret aufgehoben, und den Weg für mehr Offshore-Drilling eröffnet, außerdem kündigte er Privatisierungen von Nationalparks für Ölbohrungen an. Auf den Klimademonstrationen waren die beiden Männer auf Papp-Reproduktionen mit Aufschriften wie „Es ist nicht die Hitze, es ist die Dummheit“ zu sehen.
Als bräuchte die Klimabewegung zusätzliche Zahlen, um ihr Anliegen zu verdeutlichen, fand die zentrale Demonstration in Washington bei einer Rekordtemperatur (für Ende April) von mehr als 32 Grad Celsius statt. Menschen aus allen Teilen des Landes zogen im Sommerkleidung über die Pennsylvania Avenue vom Kongressgebäude zum Weißen Haus. Unter ihnen waren Ureinwohner, die gegen Pipelines kämpfen, und Bewohner der Stadt Flint in Michigan, wo das Wasser mit Blei belastet ist. Auch Aktivisten aus der verarmten Region Appalachia demonstrierten; dort leitet die Kohleindustrie ihre Abfälle in die Gewässer.
Seit Trump dieselbe Strecke am 20. Januar vor einem dünn gesäten Jubelpublikum zurücklegte, hat er zahlreiche Schadstoffauflagen für die Kohle- und Mineralölindustrie gestrichen und weitere historische Rückschritte in der Klimapolitik geplant. Die Trump-Regierung „tut alles, was auf der Wunschliste der Mineralölindustrie steht“, sagte Bill McKibben, Gründer der Klimaschutzorganisation 350.org.
„Diese Leute haben lange auf absolute Macht gewartet. Jetzt haben sie sie. Und machen das Größtmögliche daraus.“ Der Präsident des Umweltverbandes „Sierra Club“, Aaron Mair, beschrieb die gegenwärtige Situation als Resultat des „mächtigen und langatmigen und korrumpierenden Einflusses von Geld auf den demokratischen Prozess“.
Dennoch war die Stimmung bei der Großdemonstration in Washington und bei weiteren dezentralen Demonstrationen ausgelassen und optimistisch. An manchen Orten versammelten sich nur ein paar Dutzend Menschen, an anderen Orten Tausende. Seit den Wahlen im November haben die Umweltorganisationen ungewohnt starken Mitgliederzuwachs erhalten. Auch die Spendenkassen sind prall gefüllt.
Bill McKibben, Klima-Aktivist
Die mehreren hundert Gruppen, die den Aktionstag am Samstag organisiert haben, wissen, dass sie vorerst in den Institutionen in Washington von der überwältigenden republikanischen Mehrheit an den Rand gedrängt sind und dass sie dort nicht einmal die klimapolitischen Fortschritte von Obama verteidigen können. Stattdessen setzen die Aktivisten auf andere Taktiken: Neben symbolischen Aktionen wie am Samstag, mit denen sie Präsenz zeigen, haben sie ihre Aktivitäten auf die lokale Ebene verlagert.
Sie machen Druck auf PolitikerInnen – sie demonstrieren sogar nachts vor ihren Privathäusern –, einige Aktivisten bereiten Kandidaturen für kommende Wahlen vor und sie sorgen dafür, dass Investitionen umgeleitet werden – vom Sektor der fossilen Industrie weg zu erneuerbaren Energiequellen.
Diese „Divest“-Bewegung erfasst immer mehr Kommunen, Unternehmen und Universitäten. Als vorerst letzte Universität zog letzte Woche Harvard, die älteste der USA, ihre Investitionen aus den fossilen Brennstoffen ab. Auch das ist ein Erfolg der Klimabewegung.
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