Kleine Anfrage zur Situation Geflüchteter: Kaum Schimmer von Frauen
Die Grünen wollten in einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung wissen, wie es geflüchteten Frauen geht. Die Antwort fällt dünn aus.
Antworten sind mitunter schnell gegeben: Sie verlassen ihre Unterkünfte kaum, kümmern sich um ihre Kinder, in Integrationskursen tauchen Frauen nur selten auf. So jedenfalls stellt es sich dar, wenn man Flüchtlingsheime besucht und sich mit geflüchteten Frauen unterhält.
Die Grünen im Bundestag wollten es etwas genauer wissen und haben der Bundesregierung eine kleine Anfrage geschickt. So wollte die Fraktion wissen, wie viele der geflüchteten Frauen als Analphabetinnen hergekommen sind. Wie häufig sie Integrationskurse besuchen. Ob sie auf Dauer in Deutschland bleiben und hier auch arbeiten wollen.
Doch schlauer sind die Grünen jetzt sicher nicht. „Der Bundesregierung liegen keine validen Daten zum Bildungsstand geflüchteter Frauen und Mädchen im Vergleich zu männlichen Altersgenossen aus ihren jeweiligen Ländern vor“, heißt es in der Antwort an die Partei, die der taz vorliegt.
Fakten für den Überblick
Ebenso wenig weiß die Bundesregierung, wie die „spezifische Situation der seit 2015 nach Deutschland geflüchteten Frauen und Mädchen“ ist: Ob sie verheiratet sind, ob sie in ihren Heimatländern zur Schule gegangen sind, ob sie einen Beruf gelernt haben. Ulle Schauws, frauenpolitische Sprecherin, ist unzufrieden. „Es ist dringend erforderlich, dass sich die Bundesregierung einen Überblick mit Daten und Fakten darüber verschafft, welche Gruppen welche Angebote brauchen“, kritisiert sie.
Unabhängig von ihren persönlichen Umständen, wünscht sich die Bundesregierung nämlich von den geflüchteten Frauen laut dem Papier, dass diese „ermutigt werden, ihre Lebenssituation zu reflektieren, realistische Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln“.
Die Bundesregierung verweist auf mehrere aktuelle Untersuchungen, die einen Überblick über die Lebensumstände der weiblichen Flüchtlinge in Deutschland geben sollen. Die Ergebnisse, die in diesem und im kommenden Jahr vorliegen sollen, dürften bereits vorhandene Erkenntnisse des BAMF ergänzen. Das weiß seit einiger Zeit, dass ein Drittel der Flüchtlingsfrauen in Deutschland keine Schule besucht hat und 82 Prozent keinen Beruf haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin