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„Klein-Moskau“ liegt am Rande von Hessen

■ Grüne und DKP im Städtchen Langenselbold beraten über gemeinsame Liste

Frankfurt am Main (taz) – „Kommunisten und Grüne suchen Schulterschluß“, titelte der lokale Hanauer Anzeiger. Und die CDU im Hessischen Landtag stand am Wochenende kopf: „Es ist unerträglich, daß die Grünen die mit dem Zusammenbruch des Sozialismus mehr oder weniger tote DKP wieder zum Leben erwecken wollen.“ Die Bündnisgrünen, so der Parlamentarische Geschäftsführer der Union, Franz-Josef Jung, seien inzwischen „in gewisser Weise zwar eine stinknormale Partei“ geworden. Doch der Vorgang zeige, daß die Partei in ihren Reihen nach wie vor Leute habe, die bereit seien zur Zusammenarbeit mit den „Feinden unserer Demokratie“.

Die „Feinde unserer Demokratie“ von der DKP sitzen in Langenselbold im Main-Kinzig-Kreis. Und sie waren nach den Kommunalwahlen 1991 noch mit sechs Abgeordneten im Stadtparlament der Kommune mit ihren rund 10.000 EinwohnerInnen vertreten. „Klein-Moskau“ hieß Langenselbold im Volksmund. Und der schmucke Ort am Kinzigsee ist eine der wenigen Kommunen in Deutschland, die noch eine Städtepartnerschaft mit einer Kommune in Nicaragua pflegen – ein Relikt aus rosaroten Zeiten, als die SPD mit der DKP kungelte und sich die Bündnisgrünen noch in einer WählerInnengruppe versteckten. Doch die „rote Front“ ist längst Historie. Und der DKP droht – wie überall in Deutschland – der politische Exitus.

Das wollen jetzt ausgerechnet die Bündnisgrünen verhindern. Gespräche über eine „Verschmelzung beider Parteien zu einer offenen Liste für eine linksalternative Politik“ haben die Grünen den Roten angeboten – oder war es umgekehrt? So genau wußte das gestern auch der Landesvorstand der Bündnisgrünen auf Anfrage nicht mehr zu sagen. Nach dem Aufschrei der Union kümmerte sich der grüne Vorstand um seinen Ortsverband im Kinzigtal.

Fest steht jedenfalls, daß sich Bündnisgrüne und Kommunisten Anfang Februar dieses Jahres im „Friedrichseck“ in Langenselbold erstmals getroffen haben, um über ein gemeinsames politisches Programm für die Kommunalwahlen im März 1997 zu beraten. Und fest steht auch, daß beide Seiten gewillt sind, diese „Sondierungsgespräche“ (Grüne) fortzusetzen. Beide Parteien, so Willi Heinrich von der DKP nach dem Gespräch, seien zum Konsens bereit. Und der sei schließlich die Voraussetzung für den „gemeinsamen politischen Rahmen“, an dem man in Langenselbold offenbar eifrig bastelt. Die rund 30 Vereinigungswilligen aus beiden Lagern verabredeten sich zu einem zweiten „Sachgespräch“ (DKP) für den 27. Februar.

Beim Landesvorstand der Bündnisgrünen ist deshalb „noch keine Panik ausgebrochen“, wie Sprecherin Hiltrud Hofmann gestern versicherte. Man werde die Lage in Langenselbold „dauerhaft sondieren“ und danach entscheiden, ob sich die Landespartei in die Belange des Ortsverbandes einmischen müsse. Hofmann: „Auf die Hetze der Union werden wir auf keinen Fall ad hoc reagieren.“ Klaus-Peter Klingelschmitt

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