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■ H.G. HolleinKlar Schiff

Die Frau, mit der ich lebe, plant gewisse Veränderungen in unserem Heim. Da wäre zum Beispiel der Erwerb einer Geschirrspülmaschine. „Endlich kein schmutziges Geschirr mehr, das überall herumsteht!“ frohlockt die Gefährtin. Ich habe mich bisher vergeblich bemüht, ihr nahezubringen, dass so ein Teil mitnichten herumläuft, Bestecke und Teller einsammelt und nach erfolgter Reinigung wieder in die Schränke sortiert. Aber die Gefährtin sitzt nun einmal hartnäckig der Vorstellung auf, dass es mit der Anschaffung getan sei. Das kann sie auch belegen. Unsere Waschmaschine liest schließlich auch herumliegende Unterhosen und Blusen auf, stopft sie sich in die Trommel, hängt sie anschließend auf, bügelt bei Bedarf und legt alles wieder fein säuberlich an seinen Platz. Ähnlich optimistisch sind die Gedankengänge der Gefährtin, wenn es um das Verlegen eines neuen Küchenbodenbelags geht. „Da muss es was geben, das eine schmutzabweisende Komponente hat“, sinniert sie vor sich hin. Immerhin konzediert sie, dass „man“ auch bisher mit dem gelegentlichen Einsatz eines Wischmops durchaus zufriedenstellende Reinigungseffekte erzielt hat. Aber „Dieses ewige Putzen!“ seufzt sie dann gewichtig. Mit einfacher Mehrheit niedergestimmt wurde bereits mein Vorhaben, unsere Schlafzimmerjalousien nach zwei Jahren vielleicht doch einmal versuchsweise von Nikotin und Straßenstaub zu befreien. „Da kommen jetzt Vorhänge hin, und alles übrige erledigt dann die Waschmaschine“, wurde ich bündig beschieden. Bliebe noch das Auf- und Abhängen. Das – nun ja – „macht der Mann“. Schließlich leidet die Gefährtin auf einer Leiter ab der dritten Stufe unter einer jegliche Tätigkeit verunmöglichenden Höhenangst. Nichtsdestotrotz: Ohne den nimmermüden Einsatz der Gefährtin bliebe unser Nestchen wohl ewig ein rechter Sudelhort.

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