Klage gegen Gendern an Berliner Schule: Eins ohne Sternchen
Ein Vater reicht Klage dagegen ein, dass am Gymnasium seines Kindes gegendert wird. Die dortigen Schüler:innen finden genau das aber gut.
Inhaltsverzeichnis
Das käme einer „ideologischen Indoktrination“ gleich, poltert ein Vater und reichte vor zwei Wochen Klage dagegen ein, dass in der Schule seines Kindes gendersensible Sprache benutzt wird.
Dem Gymnasium in Friedrichshain-Kreuzberg wirft er vor, einen enormen Anpassungsdruck auf Kinder auszuüben, gendergerechte Sprache zu benutzen.
Sie würden lernen, falsch zu schreiben, und Ideologien mitbekommen, die so nicht der Lehrauftrag sind. Er will mit seiner Klage vor dem Landesverwaltungsgericht erreichen, dass weder Lehrpersonal noch Kinder dort gendergerechte Sprache benutzen dürfen, sie demnach in Wort und Schrift verboten wird.
Die Schüler:innen selbst sehen keine Gefahr. Sie sprechen sich eindeutig für das Gendern aus, steht in einer Stellungnahme, die die taz am Wochenende erreichte. Für diese Stellungnahme stimmten in einer Vollversammlung 89,1 Prozent aller Schüler:innen – eine Selbstbezeichnung, die die Jugendlichen wie selbstverständlich für sich nutzen.
Verdrehung der Tatsachen
Die Schüler:innen bezeichnen die Aussagen des Vaters als „eine Verdrehung der Tatsachen“. Demnach setzten Lehrpersonen schlicht den Lehrplan um, wenn sie über gendersensible Sprache unterrichten. Dieser fordert, über sexuelle und kulturelle Vielfalt aufzuklären. Die Schüler:innen betonen, dass es beim Informieren bleibt: „Wir können selbst entscheiden, welche Form wir präferieren.“
An sich ist Gendern an Berliner Schulen eindeutig geregelt. Schulmaterial muss der amtlichen deutschen Rechtschreibung entsprechen und darf keine Sterne, Binnen-Is oder Doppelpunkte enthalten.
„Die werden in jeder Klausur und Klassenarbeit angestrichen“, heißt es in der Stellungnahme. Das würde der Aussage des Vaters entgegenstehen, an der Schule werde normgerechte Sprache vernachlässigt und ignoriert.
Für die Schüler:innen hat das Gendern vor allem einen praktischen Nutzen: „Queere Kinder und Jugendliche unserer Schule werden sichtbar gemacht.“ Sie lehnen die Klage des Vaters vehement ab. Was wohl der Sohn darüber denkt?
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