Kitesurfen: Vogelscheuchen im Wattenmeer
Naturschützer fordern schärfere Regeln und Begrenzungen für Kitesurfer in den Nationalparks an der Nordseeküste, um rastende und brütende Vögel zu schützen.
Das Kitesurfen im Wattenmeer soll auf bestimmte ausgewiesene Gebiete beschränkt werden. Das fordert die Naturschutzgesellschaft "Schutzstation Wattenmeer" in Rendsburg. "Es gibt keine effektiveren Vogelscheuchen als Kitesurfer", sagt deren Sprecher Christof Goetze. Weil die Drachen Greifvögeln ähnelten, könne "ein einzelner Kiter in wenigen Minuten tausende Vögel vertreiben", ergänzt Biologe Rainer Schulz vom Husumer Büro der Schutzstation. Was für die Surfer Spaß sei, bedeute für brütende und rastende Vögel puren Stress.
Im Wattenmeer würden die bis zu 70 Stundenkilometer schnellen Kiter häufig mit den Schutzzielen des Nationalparks in Konflikt geraten. Verbieten wolle man das Kitesurfen nicht, aber in naturverträgliche Bahnen lenken, sagte Schulz. Notwendig sei eine Beschränkung auf ausgewiesene "Kitespots".
Bislang sei das Kitesurfen überall im Nationalpark ohne Einschränkung erlaubt. Deshalb müsse die seit zehn Jahren ausstehende Novellierung der Befahrensregelung für das Wattenmeer endlich auf den Weg gebracht werden, fordert Schulz: "Und sie muss auch die Kitesurfproblematik mit erfassen."
Ein generelles Verbot sei nicht leicht durchzusetzen, sagt Kirsten Boley-Fleet von der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in Tönning. Die Zahl der Kitesurfer habe sich in den letzten Jahren zwar erhöht, "aber ein drängendes Thema ist das noch nicht". Bislang reiche es aus, mit den betroffenen Gemeinden "nach lokalen Lösungen zu suchen".
Nach massiven Störungen durch Kitesurfer in Vogelschutzgebieten des niedersächsischen Wattenmeeres hatten Naturschützer dort bereits im Sommer diesen Jahres Alarm geschlagen. Der Nationalpark verkomme in letzter Zeit immer mehr zum Freizeitpark, beschwerte sich der Wattenrat. Er kritisierte zugleich die niedersächsische Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven, die eine Zone für Kitesurfer ausgeweitet habe. In jüngster Zeit seien immer wieder unkontrollierte Kitesurfer vor Schutzgebieten beobachtet worden, sagte Wattenrat-Sprecher Manfred Knake.
Die illegale Nutzung empfindlicher Gebiete sei leider Alltag, räumte Nationalpark-Leiter Peter Südbeck ein. Die Trendsportart müsse daher kanalisiert und in kontrollierte Gebiete gelenkt werden. Dazu gebe es Gespräche mit den Kommunen und der Wasserschutzpolizei. "Die Behörden müssen auch Zähne zeigen."
Südbeck kündigte an, dass eine wissenschaftliche Studie das Ausmaß der Störungen belegen solle. Die bis 2010 befristete Ausweitung der Surfer-Zone könne gegebenenfalls wieder eingezogen werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!