Kirchliche Homo-Ehe: Kein Wille, kein Weg?
Mit der ersten evangelischen Homo-Hochzeit macht die Kirche in Hessen Schlagzeilen. Viele andere Landeskirchen wollen noch nicht nachziehen.
HANNOVER dpa | Nach der ersten evangelischen Trauung eines schwulen Paares in Hessen halten sich andere Landeskirchen beim Streitthema Homo-Hochzeit zurück. Die großen Landeskirchen in Niedersachsen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Württemberg wollen den Schritt einer kirchlichen Beurkundung noch nicht gehen, teilten sie am Dienstag mit.
Der Wille dort ist, einen erkennbaren Unterschied zwischen einer klassischen Trauung und der Segnung eines homosexuellen Paars beizubehalten. In einigen Kirchenparlamenten aber steht der Umgang mit homosexuellen Paaren in nächster Zeit auf der Tagesordnung.
In der größten evangelischen Landeskirche in Hannover gibt es bislang noch nicht einmal eine Segnung homosexueller Paare, wie sie inzwischen in 14 der 20 Landeskirchen möglich ist. Es gebe aber erste Überlegungen, Angebote zur Segnung vorzubereiten, sagte ein Sprecher. Der Unterschied zu einer Eheschließung müsse aber gewahrt werden.
In der evangelischen Kirche in Bremen ist der Umgang mit homosexuellen Paaren Sache der Kirchengemeinden, ähnlich hält es deutschlandweit auch die reformierte Kirche, in der ein Segen für die Paare prinzipiell möglich ist.
In der Nordkirche kann es für homosexuelle Paare einen Segen geben, eine kirchliche Trauung sei aber nicht möglich, sagte ein Sprecher. Ähnlich handhaben es die evangelische Kirche in Bayern und die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-sächsische Oberlausitz. Auch in Westfalen und im Rheinland gibt es öffentliche Traugottesdienste für Homo-Paare derzeit nicht.
Dies sei aber ein intensiv diskutiertes Thema, hieß es bei den Kirchen in Nordrhein-Westfalen. So haben Gelsenkirchen und Wattenscheid einen Antrag zur möglichen Trauung gleichgeschlechtlicher Paare gestellt, der im November vom Kirchenparlament diskutiert wird.
Bewegung zeichnet sich auch in der badischen Kirche ab, wo eine Segnung von Paaren bisher nicht möglich ist. „Dieser Beschluss in Baden ist nun schon ein Jahrzehnt alt“, sagte Oberkirchenrat Matthias Kreplin. Inzwischen sei die Diskussion aber weitergegangen. „Deshalb dürfte auch in Baden über die Segnung homosexueller Paare in der nächsten Zeit zu diskutieren sein. Konkrete Planungen dazu gibt es aber noch nicht.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden