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Kinotipp der WocheWer holt eigentlich Frühstück?

Zur Kurzfilmedition des Xposed Queer Film Festivals im Freiluftkino Kreuzberg laufen noch einmal ausgezeichnete Shorts, von Komödie bis Dokumentarfilm.

Im Schnelldurchlauf: Nyala Moons „How not to date while trans“ (2022) Foto: © Nyala Moon

Man kennt das ja: Da will man an einem lauen Sommerabend nur ein paar Leute zum gepflegten Abhängen auf dem Balkon laden, doch plötzlich artet das Ganze aus in einer Orgie. Alle sind nackig und niemand merkt, wie die Zeit vergeht und dass jetzt eigentlich auch langsam jemand ein Frühstück servieren könnte.

So läuft das zumindest in dem Kurzfilm „Dancing Bodies“ (2019) von Laure Giappicconi, La Fille Renne und Elisa Monteil ab. Queeres Leben und das Miteinander von ein paar Freun­d:in­nen kann so ungezwungen und fabelhaft sein, zumindest auf einem privaten Balkon und mit toleranten Nachbarn.

Gezeigt wird „Dancing Bodies“ bei der Kurzfilmedition des XPOSED Queer Film Festivals am 26. Juli im Freiluftkino Kreuzberg. Sieben Shorties laufen hier, dabei ist alles Mögliche von der Komödie bis zum Dokumentarfilm.

In die erste Kategorie gehört wohl „How not to date while trans“ (2022) von Nyala Moon. Hier werden die Datingerfahrungen der trans Frau Andie gezeigt, die sich mit einem Hetero-Typen nach dem anderen zum Dinner trifft, um bei jedem Date erst einmal abzuchecken, wie das Gegenüber überhaupt so zu einem Thema wie Queerness eingestellt ist.

So gut wie immer schrillen die Alarmglocken bei den eher zweifelhaften Aussagen der Typen zu diesem oder jenem schon ziemlich bald. Bis Andie dann doch endlich den super liberalen, progressiven und das Recht auf die gleichgeschlechtliche Ehe befürwortenden Traumkerl trifft. Bei dem kann sie gesprächsmäßig dann endlich auch einmal etwas tiefer einsteigen.

XPOSED Open Air – Queer Short Films im Freiluftkino Kreuzberg am 26. Juli

Wie hält er es denn so mit trans Personen? Findet er auch völlig in Ordnung. Also setzt Andie alles auf eine Karte und fragt: Und wie fändest Du es, wenn ich Dir sagen würde, dass ich selbst trans bin? Da ist der Traumkerl dann ganz schnell wieder verschwunden.

Doch, so viel sei an dieser Stelle noch verraten: Vorbei ist der Kurzfilm, eine Art „Sex and the city“ im Schnelldurchlauf und erzählt aus der Sicht einer Schwarzen trans Frau, jetzt immer noch nicht.

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Auch ganz witzig und gleichzeitig ein wenig schräg ist der brasilianische Kurzfilm „Os Animais Mais Fofos e Engracados do Mundo“ (2023) von Renato Sircilli. Der handelt von Jorge, einem Hausmeister im Rentneralter, der in einem Stundenhotel arbeitet und dort die Sexgeräusche der Gäste aufnimmt, womit er ein Bombengeschäft macht.

Er spielt sie gegen Geld Alberto vor, den das voll anturnt. Wer braucht schon Pornos zur Stimulation, wenn man an Jorges Stöhntapes herankommen kann. Aber eine dieser Aufnahmen entpuppt sich als wahrer Erektionsblocker und Jorge wird klar, dass er besser doch nicht alles aufnehmen sollte, was in dem Stundenhotel so in den Schlafzimmern von sich gegeben wird.

Wie man in einem Dokumentarfilm auch im Kurzformat einer interessanten Person eindringlich genug nahe kommen kann, zeigt dann „El jardin de los faunos“ (2022) von Pol Merchan. Hier wird der spanische Zeichner und Künstler Nazario Luque portraitiert, der wahrscheinlich erste Underground-Autor überhaupt, der explizit schwule Comics gezeichnet hat.

Man bekommt Einblicke in die Arbeiten des Künstlers, genau wie in sein Sexleben. Und in viele intime Momente, die er mit seinem geliebten Partner hatte, den er auch nach dessen Tod nicht vergessen kann.

Von der Feier des Lebens, wie sie in „Dancing Bodies“ gezeigt wird, bis zu Tod und Trauer ist also wirklich alles dabei bei diesem Kurzfilmprogramm.

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