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Kino aus dem IranLeben lernen heißt sehen lernen

"Avaze Gonjeshk-ha" (Wettbewerb) von Majid Majidi handelt von einem Mann, der lernt, seine Welt wahrzunehmen.

Der iranische Filmemacher Majid Majid Bild: dpa

Karim ist ein ernsthafter, beinahe verbissener Mann in den mittleren Jahren, er lebt in der ländlichen Umgebung von Teheran. Seine drei Kinder erzieht er streng, aber liebevoll. Leider ist Karim so sehr damit beschäftigt, das Auskommen seiner Familie zu sichern, dass er die Bedürfnisse seiner Frau Nerges und der Kinder kaum wahrnimmt.

"Avaze Gonjeshk-ha - The Song of Sparrows" des iranischen Regisseurs Majid Majidi erzählt die Geschichte eines Mannes in der Midlife-Krise, der durch eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände gezwungen ist, sein Leben infrage zu stellen: Erst fällt das Hörgerät seiner Tochter in einen Brunnen, dann gelingt einem Vogel Strauß die Flucht von der Farm, auf der er arbeitet, worauf er gefeuert wird. Er findet zwar einen neuen Job als Motorradtaxifahrer, der Geschäftsleute durch das Teheraner Verkehrschaos lotst, doch der Großstadtalltag macht Karim zu schaffen.

Angenehm ist die zurückhaltende, nie moralisierende Weise, in der in diesem Film der Widerstreit zwischen Tradition und Moderne verhandelt wird. In einer Szene sieht man Karim in der Einfahrt eines luxuriösen Anwesens beten, während im Hintergrund die Bewohner brav in ihrem Mittelklassewagen warten. Ein anderes Mal rast im Bildhintergrund ein hypermoderner Zug vorbei - in dem Moment, als sich ein alter Mann zu Fuß auf eine Pilgerreise begibt. Häufig fährt Karim auf seinem roten Motorrad durch verödete, hügelige Landschaften. Oft transportiert er dabei Gegenstände, Bilderrahmen etwa oder Fernsehantennen - seltsam proportionierte geometrische Anordnungen. Schön sieht das aus, doch im Gegensatz zum Betrachter kann Karim selbst das nicht erkennen.

Erst als er durch einen Unfall bettlägerig wird, erfährt er, was es bedeutet, seine Umwelt tatsächlich wahrzunehmen. Karim lernt, die Welt auf eine neue Art zu sehen, und findet so zu sich selbst. In der letzte Szene des Films sieht man einen Vogel Strauß einen herrlich skurrilen Tanz vollführen, und in diesem Moment sind der Blick des Zuschauers und der Karims eins geworden.

"Avaze Gonjeshk-ha - The Song of Sparrows". R: Majid Majidi. Mit Reza Najie. Iran, 96 Min. 11. 2., 9.30 Uhr, International, 11. 2., 20 und 23.30 Uhr, Urania

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